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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wußte, daß das Meer noch viel mehr Überraschungen auf Lager hatte, als die Menschen es sich bislang vorstellen konnten, aber die wirklichen Überraschungen boten sich eigentlich in noch größeren Tiefen. Dennoch wurde der Verdacht in ihm immer größer, daß er hier vielleicht nicht das gesuchte Schatzschiff, sondern etwas vollkommen Neues, Unbekanntes vor sich hatte.
    Noch eine halbe Minute…
    Er verwünschte den Druckunterschied, der ihn ausgerechnet jetzt zum Auftauchen zwang und war sicher, daß er bei einem späteren Tauchgang dieses Etwas wohl nicht wiederfinden würde. Aber da war es plötzlich vor ihm, unheimlich dicht, ganz nahe und riesengroß…
    John Doland glaubte zu träumen… denn so etwas hatte er noch nie gesehen… und es konnte eigentlich auch gar nicht existieren… aber…
    ***
    Boyd Randall setzte das Fernglas ab. Es hatte sich nichts verändert. Nach wie vor lag Beaucassers hochseegängige Yacht an der gleichen Stelle vor Anker. Auch an Deck gab es keine nennenswerten Bewegungen. Der Hubschrauber, der gestern gestartet war, war noch nicht wieder an seinen Landeplatz auf dem Achterdeck zurückgekehrt. Was zum Teufel brütete das ›Missouri-Monster‹ da aus?
    Boyd Randall, 45 Jahre alt, schlank, sportlich und mit einem wilden Haarschopf, den er selbst als ›künstlerisch‹ bezeichnete, verzog das Gesicht. Er wünschte sich, Beaucasser vertreiben zu können. Aber Beaucasser hatte ebenso wie Randall eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung der ghanesischen Regierung. Randall hatte das geprüft. Beaucasser hatte ebenso wie Randall 50 Prozent des Wertes an den Staat Ghana abzuführen, wenn er hier fündig wurde. Aber Randall traute dem Mann nicht über den Weg. Er hielt Beaucasser für unredlich. Ganz abgesehen davon, daß seine Yacht mit einigen Dingen ausgestattet war, die nicht unbedingt den Gepflogenheiten der Christlichen Seefahrt entsprachen. Auf einem Piratenschiff wären sie wesentlich normaler gewesen…
    Als er sich umwandte, stand Laury Doland direkt hinter ihm. »John ist noch unten«, sagte sie.
    »Und?« Einer von ihnen war meistens unten, und diesmal war es eben Laurys Bruder.
    »Vor drei Minuten hätte er auftauchen müssen«, sagte sie.
    »Ist er übergeschnappt?« entfuhr des Randall. Er wußte zwar, daß John Doland ein Bruder Leichtfuß war, und deshalb hatte er ihn auch nur aufgrund von Laurys und Deannas Überredungskunst mitgenommen. Aber wenn der Mann vor drei Minuten hätte auftauchen müssen und das bislang nicht getan hatte, war etwas passiert.
    »Zeitlimit?«
    »Er hat das Maximum ausgeschöpft. Er kann seit drei Minuten keine Luft mehr haben«, sagte Laury. »Ich hoffe zwar, daß eine kleine Sicherheitsreserve in seiner Aqualunge ist, aber…«
    »Okay.« Randall warf einen Blick zum Ruderstand seines Bootes. Deanna Crowley hielt dort Wache. Randall hatte den Dienstplan im Kopf - was bei einer vierköpfigen Crew kein Kunststück war. Jeder von ihnen hatte sechs Stunden Ruderwache, und die Tauchgänge wurden nach Lust und Laune eingeteilt. Die 30jährige Negerin hatte noch zwei Stunden Dienst auf der »Kommandobrücke« des Schatzjägerbootes. Demzufolge waren sowohl Randall als auch Laury Doland derzeit abkömmlich.
    »Ich gehe runter«, rief Randall der Negerin zu. »Mit John stimmt was nicht…«
    Randall turnte über das Deck der Zwanzigmeter-Yacht. Laury bewegte sich wie eine Katze hinter ihm. »Ich komme mit.«
    »Denkste«, gab Randall zurück.
    »Aber er ist mein Bruder, Mann!«
    »Falls du glaubst, daß das mehr zählt als meine Verantwortung als Expeditionsboß, hast du vielleicht sogar recht, aber ich habe mehr Tauch-Erfahrung als du und die stärkeren Muskeln, wenn es drauf ankommt. Außerdem brauche ich dich vielleicht später als Notreserve«, sagte Randall ruhig. Er streifte das wildgeblümte kurzärmlige Hemd und die Shorts ab und stieg in den hautengen Neoprenanzug, der ihn unten im Wasser vor der Kälte zu schützen hatte. An Deck war es zwar heiß, und an der Wasseroberfläche sehr warm, aber schon ein paar Meter tiefer wurde es empfindlich kühl. Randall verschloß den Anzug und griff nach seiner Aqualunge. Laury Doland half ihm, die Sauerstoffflasche auf den Rücken zu schnallen. Sie diskutierte nicht mehr, obgleich sie aus Angst um ihren Bruder lieber selbst getaucht wäre, um nach ihm zu sehen. Aber Randall war der Kapitän. Er fragte sie alle gern um Rat, und Entscheidungen wurden gemeinsam getroffen, wo das möglich war, aber für Krisen
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