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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Zur Einstimmung dürfte sich ein 79er Pomerol aus dem Bordeaux-Weingut ›Château Petrus‹ anbieten«, schlug Beaucasser vor. »Der dürfte jetzt wohl seine Trinkreife erreicht haben. Darf ich Sie bitten, aus der Karte zu wählen, wonach Ihnen das Herz steht.«
    Zamorra stellte fest, daß man nicht nur Nicole, sondern auch ihm die Damenkarte reichte - ohne Preisangaben. Immerhin war ihm klar genug, was gut und teuer war, und ohne Zögern wählte er ohne Rücksicht auf den Geschmack provozierend das Teuerste. Beaucasser nahm es ohne Wimpernzucken hin. Nicole schloß sich der Bestellung an.
    Die Bedienung verschwand mit synchron abgestimmten Bewegungen wieder. Nur wenige Minuten später tauchte der Weinkellner mit der bestellten Köstlichkeit auf. Beaucasser probierte genießerisch und nickte dann wohlwollend.
    Sie tranken sich zu.
    »Darf ich Sie nun bitten, auf den Grund für Ihre Einladung zu kommen?« fragte Zamorra. »Sie war zwar recht originell, sonst säßen wir uns jetzt hier kaum gegenüber, aber ich möchte gern wissen, woran ich bin. Das steigert mein inneres Wohlbefinden, verstehen Sie?«
    Sein inneres Wohlbefinden hatte allerdings längst so etwas wie einen Höhepunkt erreicht. Ganze sieben Wochen lang hatten Nicole und er Ruhe gehabt. Sieben Wochen, in denen sie sich erholen konnten, liegengebliebene Post aufarbeiten, Berichte in den Computer eingeben… und Pläne schmieden. Zamorra spielte mit dem Gedanken, für das Wintersemester '92/93 wieder einen Lehrstuhl an der Sorbonne anzunehmen; entsprechende Angebote lagen längst vor. Auch schon fürs Sommersemester, aber dafür war ihm die Vorbereitungszeit zu kurz. Er hatte dort früher schon gelehrt, später nur noch Gastvorlesungen gehalten, weil er durch seine Dämonenjagd und die damit verbundenen ständigen Welt- und Dimensionenreisen kaum noch Zeit für eine geregelte Tätigkeit fand. Aber einige Gastvorträge standen auch für das Sommersemester an, und in den letzten Wochen hatte Zamorra immer mehr Gefallen an dem Gedanken gefunden, einmal wieder in einem Hörsaal zu stehen und zu Studenten zu reden und mit ihnen zu diskutieren. Außerdem gab's auch noch Geld dafür, obgleich das das letzte Argument war, das ihn überreden konnte. Er brauchte es nicht; er hatte es.
    Sieben Wochen in Château Montagne. Sieben Wochen mit Nicole und dem intelligenten, telepathisch begabten Wolf Fenrir. Sieben Wochen des Entspannens, der Ruhe, nur unterbrochen von Ausflügen in die Umgebung, um die auch endlich mal kennenzulernen. Er hatte die ganze Welt und deren entlegenste Winkel gesehen, war in fremden Dimensionen herumgestrolcht, aber was sich in unmittelbarer Nähe befand, war terra incognita , das unbekannte Land.
    »Der Grund für die Einladung«, sagte Beaucasser bedächtig. »Professor, sind Sie mir böse, wenn wir darüber erst nach dem Essen reden? Wer gut speist, führt keine bösen Gedanken.«
    »Nehmen Sie an, ich könnte auf böse Gedanken kommen?«
    Beaucasser lächelte.
    Er wandte den Kopf. Unten an der Straße versuchte gerade ein Flic, ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer des Bentley zu klemmen. Nicole grinste wenig damenhaft und sehr schadenfroh. Beaucasser zuckte mit den Schultern. »Kalkuliertes Risiko«, sagte er lässig. »Es gibt Leute, die schreiben sich die Finger wund für Nichtigkeiten.«
    »Er hätte auch den Abschleppdienst herbeizitieren können«, sagte Nicole.
    Beaucasser zuckte mit den Schultern. »Es hätte seine Karriere beendet. Vielleicht hat er das unterbewußt erkannt.«
    »Glauben Sie, daß diese Arroganz Ihnen steht, Monsieur Beaucasser?« fragte Nicole.
    Der Blonde hob die Brauen. »Mademoiselle Duval, es gibt Wölfe, und es gibt Schafe, und für Glaubensfragen ist die Kirche zuständig. Ich hoffe, daß die Küche nicht zu lange mit der Zubereitung unseres Mahles benötigt, denn mir scheint, Sie brennen darauf, daß wir zum Kern des Gespräches kommen.«
    »Wir können auch vorher gehen«, sagte Zamorra, »und uns recht herzlich für Ihre recht großzügige Einladung bedanken…«
    »Aber das würde Ihre Neugier ungestillt lassen«, lächelte Beaucasser.
    Bald darauf tastete er sich zur Sache vor.
    »Verstehen Sie etwas vom Tauchen?«
    »Man muß die Luft anhalten, sonst ertrinkt man«, erwiderte Zamorra trocken.
    Mike Beaucasser lächelte. »Richtig erkannt. Mögen Sie Afrika?«
    »Ich mag jeden Kontinent. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Machen Sie gern unbezahlten Urlaub?«
    »Hören Sie auf, wie die Katze um den
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