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0465 - Das Biest

0465 - Das Biest

Titel: 0465 - Das Biest
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jahren von dem Skelett-Parasiten übernommen worden und hatte seit jener Zeit den Körper dieses Skelettes gebildet. In seinen Gehirnzellen mußte also eine Menge Wissen gespeichert sein.
    An dieses Wissen wollte Zamorra heran.
    Er hatte sich an Experimente mit Ratten erinnert, bei dem dressierte Tiere getötet und ihre Gehirnsubstanz an andere Ratten verfüttert worden war. Die gefütterten Ratten hatten das Dressurverhalten der getöteten Tiere übernommen!
    Nun handelte es sich bei den leeren Hüllen der toten Fremden nicht um dressierte Ratten, aber Zamorra hoffte, trotzdem etwas zu erfahren. Er hatte auch nicht die Absicht, die Substanz, die er jetzt dieser grauen Masse im geöffneten Glas entnahm, zu verzehren! Er war weder Kannibale noch Ghoul! Aber er wollte die Substanz mit einigen wie Katalysatoren wirkenden magischen Substanzen mischen und sie dann auf ebenfalls magischer Basis befragen . Es war einer Beschwörung gleichzusetzen, nur daß hierbei keine Schwarze Magie einen Dämon rief, sondern Weiße Magie Wissen abrufen sollte, ohne damit jemandem zu schaden.
    Dennoch ging Zamorra mit recht gemischten Gefühlen an diese Sache heran. Im Grunde tat er auf seine Weise nichts anderes als ein Arzt, der durch eine Obduktion herausfinden wollte, woran der vor ihm liegende Mensch gestorben war - Zamorra wollte herausfinden, warum dieses Wesen gelebt hatte.
    Und wo. Und wie man in seine Welt gelangte. Die Skelett-Parasiten mußten aus einer anderen Welt, einer anderen Dimension gekommen sein, denn im irdischen Kosmos gab es Wesen ihrer Art nicht, höchstwahrscheinlich nicht einmal in den tiefsten Gefilden der Hölle, denn ansonsten wäre Zamorra ihnen mittlerweile sicher längst begegnet.
    Er hatte einige Gramm der vertrockneten Substanz abgelöst und schob sie in eine Kunststofftüte. »Das war's«, sagte er gepreßt.
    Doc Markham, der Gerichtsmediziner, nickte. Mit der Gelassenheit eines Mannes, der täglich mit Leichenteilen hantiert, nahm er das Glas an sich, verschloß es sorgfältig und lächelte. »Und was genau tun Sie jetzt damit?« fragte er. »Ich möchte gern zusehen.«
    Zamorra seufzte. »Das ist nichts für Sie«, sagte »Es ist keine sogenannte Exakte Wissenschaft. Es ist… Magie.«
    Markham, dessen Vorfahren einst als Sklaven vom Schwarzen Kontinent nach Nordamerika verschifft worden waren, grinste. »Das beruhigt mich«, sagte er. »Ich hatte schon befürchtet, daß die Wissenschaft mehr weiß als ich. Hören Sie, Professor. Können Sie sich vorstellen, daß Magie mich interessiert? Wissen Sie, daß mein Onkel ein Voodoo-Houngan in New Orleans ist? Daß der Großvater meines Großvaters ein Medizinmann gewesen ist?«
    »Sie haben es mir ja früher nicht gesagt.«
    Markham hob die Brauen. »Zamorra, Sie sind der erste, der nicht sofort behauptet, Voodoo würde nur auf Haiti praktiziert. Der erste Weiße, meine ich. Ich glaube, das ist für mich der Beweis, daß Sie sich tatsächlich ein wenig in magischen Dingen auskennen.«
    »Gut, kommen Sie mit«, sagte Zamorra. »Machen Sie Feierabend. Was ich tun muß, werde ich nämlich garantiert nicht hier tun, sondern im Hotelzimmer, wo ich meine Ruhe dafür habe.«
    »Kein Problem«, sagte Markham. »Ich habe genug Überstunden zusammengelogen, daß ich auch mal 'ne Dreiviertelstunde früher Feierabend machen kann. Wo logieren Sie?«
    »Im ›Excelsior‹.«
    »Au weia«, murmelte Doc Markham. »So viel Geld möchte ich auch mal aus dem Fenster werfen können… aber erst, wenn ich meinen fünften Rolls-Royce habe.«
    Zamorra grinste. »Ich dachte immer, Ärzte gehörten zu den Großverdienern, gleich hinter Politikern.«
    »Aber nicht in der Gerichtsmedizin«, winkte Markham ab. »Aber was hätte ich anderes tun sollen? Eine Praxis eröffnen? Wer geht denn zu einem schwarzen Arzt? Nur die Schwarzen, und von denen werden zu wenige krank, und die wenigen sind zu arm, um mich reich zu machen. Ich habe eben die falsche Hautfarbe. Selbst hundertfünfundzwanzig Jahre nach der Sklavenbefreiung. Als Schwarze sind wir gerade gut genug, als Sportler Medaillen zu gewinnen oder als Soldaten unsere Haut zu Markte zu tragen. Zamorra, wissen Sie, daß mehr schwarze Mörder hingerichtet werden als weiße? Die werden öfter begnadigt oder nur zu lebenslänglich verurteilt…«
    »Ich weiß«, gestand Zamorra. »Leider sind zu wenige Menschen sich dieser Sache bewußt. Und die wenigen können kaum etwas dagegen tun.«
    Markham lächelte. »Ich habe eine Menge Weiße
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