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0461 - Der Druide und die Echse

0461 - Der Druide und die Echse

Titel: 0461 - Der Druide und die Echse
Autoren: Werner Kurt Giesa
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senkte sich auf seinen Körper, preßte ihn auf den Boden.
    Er konnte wieder Schatten sehen. Ganz langsam kehrte sein Sehvermögen zurück. Der Sauroide hörte Shiarrek schreien, so schrill, wie er noch nie einen aus seinem Volk schreien gehört hatte. Tecko hatte nie geglaubt, daß die Stimmbänder seiner Rasse solche Laute hervorbringen konnten.
    Dann schrie Shiarrek plötzlich nicht mehr.
    Da waren nur noch eigenartig zischende Laute. Das Zischen von Schlangen!
    Plötzlich konnte Tecko wieder sehen.
    Er befand sich in einem von einigen rußenden Fackeln erhellten Raum. Rauhe, grob behauene Steinwände ringsum. Und da waren Wesen in dunklen Kutten. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. Ihre Hände waren von Handschuhen bedeckt.
    Tecko sah Shiarrek.
    Der Gefährte stand reglos wie eine Statue da.
    Er öffnete den breiten Reptilmund.
    Eine Schlange kroch daraus hervor.
    ***
    In einer anderen Welt kraulte ein jungenhaft aussehender Mann im Jeansanzug das Nackenfell eines alten, grauen sibirischen Wolfes. Der Blonde mit dem ungekämmt wirkenden Blondhaar zog an seiner Pfeife und nickte dem Zauberer Merlin zu.
    »Ich werde gehen, mein König«, sagte er. »Ich muß sie beruhigen und ihnen erklären, was sie nicht mehr oder noch nicht wieder wissen. Auch wenn du es vielleicht für falsch hältst. Aber irgendwann bricht jede Erinnerung wieder auf, und sie haben ein Recht darauf, informiert zu sein. Dieses Recht, Merlin, kannst du ihnen nicht nehmen.«
    »Vielleicht bist du es, der sich irrt«, sagte Merlin ruhig. Der uralte Mann mit den jungen Augen lehnte sich an die Wand. Er brauchte den Halt, obgleich er es nicht zeigen wollte. Aber er war schwach. Ein großer Teil seiner Kraft floß ständig von ihm ab, wurde gebraucht, aufgespeichert… ein Vorgang, den er vor einiger Zeit eingeleitet hatte und den er jetzt nicht mehr rückgängig machen konnte.
    »Du bist jung, Gryf ap Llandrysgryf. Du bist zu impulsiv.«
    Gryf als jung zu bezeichnen, war paradox. Der Silbermond-Druide sah zwar aus wie ein Zwanzigjähriger, aber er wanderte schon seit mehr als achttausend Jahren über die Erde. Merlin allerdings mußte noch weit älter sein. Um wieviel älter, konnte niemand sagen. Kein Lebender hatte Merlin je jung gesehen, und der Zauberer von Avalon schwieg sich selbst über sein wahres Alter aus.
    »Nein, Merlin, ich irre mich nicht. Es war ein Fehler, ihnen die Erinnerung zu nehmen. Nun haben sie sie wieder. Und ich auch. Ich bin dir dankbar, daß du einen Teil meiner Erinnerungen zeitweise blockiert hast, aber ich bin auch froh, daß sie zurückkehrten und ich sie nun verarbeiten konnte.«
    »Im ein Haar hättest du Selbstmord begangen«, warf Merlin ihm vor.
    »Aber nur, weil ich mit dem Schock fast nicht fertig geworden wäre. Es kam zu überraschend. Merlin, mein König, greife nie wieder in das Wissen und die Erinnerungen von Menschen ein. Die Zeit heilt ihre Wunden selbst.«
    »Die Zeit«, wiederholte Merlin leise. »Manchmal, Gryf… manchmal muß man der Zeit ein wenig auf die Sprünge helfen. Wenn du nun gehen willst, kann ich dich nicht daran hindern.«
    Gryf nickte. »Eben«, sagte er.
    He, meldete sich der graue Wolf telepathisch. Wer hat dir erlaubt, mit dem Kraulen aufzuhören?
    »Ich schicke dir Sara«, versprach Gryf. »Oder willst du mitkommen?«
    Fenrir, der Wolf mit der Intelligenz eines Menschen und der Gabe der Telepathie, schüttelte den kantigen grauen Kopf. Mir reicht’s erst einmal, teilte er mit. Ich bin ein alter Mann, der diesen Strapazen nicht mehr so recht gewachsen ist. Außerdem hatte ich doch ohnehin nur als Kurier arbeiten wollen. Wenn ich gewußt hätte, was auf mich wartet…
    Gryf lächelte. »All right, mein Freund. Ich richte Grüße von dir aus, ja?«
    Und wenn du zurückkommst, bring mir einen jungen Hasen oder einen saftigen Schinken mit. Du wirst schon irgendwo etwas finden.
    Merlin streckte die Hand aus und deutete auf die Bildkugel, die er längst restauriert hatte - zum wievielten Male? Oft genug hatten sich fremdmagische Energien hier ausgetobt. Es war eine Schwäche dieser Bildübermittlung, daß sie fremde Magie abtasten mußte und sich ihr dabei zwangsläufig öffnete. Dadurch konnte, wer geschickt genug dafür war, diese Öffnung als Brücke benutzen und die Sperren um Merlins unsichtbare Burg durchschlagen.
    »Sie sind noch im Palazzo Eternale«, sagte Merlin.
    Gryf nickte. »Ich weiß«, sagte er. Er konzentrierte sich auf das Bild, das er in der frei schwebenden, etwa
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