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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an.
    »Vampir-Horde?«
    Es gab nicht nur dieses eine Ungeheuer?
    Er brauchte kein Gedankenleser zu sein, um an ihrem entsetzten Gesicht zu erkennen, was sie dachte. »Wußten Sie das nicht, Lady? Haben Sie wirklich geglaubt, Ihr Verfolger sei ein Einzelgänger? Es sind ein paar Dutzend. Ich weiß nicht genau, wie viele es wirklich sind. Eine Handvoll hat Llandrysgryf ausschalten können, aber im Moment habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Lady…«
    Sie wußte nicht, woher sie die Kraft nahm, so einfach darüber hinweg zu gehen. Was machte es schon, daß es ein paar Dutzend Vampire gab und nicht nur den einen Verfolger, der nach ihrem Blut dürstete? Was interessierte es sie, wer dieser Llandrysgryf war, der eine Handvoll von ihnen ausgeschaltet haben sollte? Ganz kurz nur flog sie ein Erinnerungsfetzen an -beim letzten Überfall hatte sie einen Schatten gesehen, der mit dem Vampir verschwunden war… aber Llandrysgryf, konnte das ein Schatten sein? Seit wann trugen Schatten Namen? Noch dazu so fast unaussprechliche? Sie hatte das Gefühl, daß es sich um einen wälischen Namen handelte, aber woher wußte sie das? Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals in Wales gewesen zu sein. Aber sie konnte sich doch auch nicht daran erinnern, wie sie in diese tote Stadt gekommen war.
    Sie konnte schon wieder sicherer auf ihren Beinen stehen, lehnte sich aber immer noch an die Wand. »Nennen Sie mich nicht immer Lady«, bat sie. »Ich heiße Katia.«
    »Nur Katia? Nichts weiter?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. »Reicht Ihnen das nicht, namenloser Retter?«
    Wieder lachte er leise. »Entschuldigen Sie, daß ich mich nicht vorgestellt habe. Ich bin Omikron Yared Salem.«
    »Seltsamer Name«, entfuhr es ihr. »Omikron ist doch ein griechischer Buchstabe, nicht?«
    Er nickte. »Vergessen Sie’s. Nennen Sie mich Yared, das reicht völlig.«
    »Omikron ist für Sie also so etwas wie eine Rangbezeichnung?«
    »Ja, aber das braucht Sie nicht weiter zu berühren, weil Ihnen die Hintergründe nicht bekannt sein dürften. Wie sieht es mit Ihrem Befinden aus?«
    »Bestens, wenn Sie eine Chance sehen, wie ich aus dieser verdammten Stadt verschwinden kann.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie hinaus bringen kann«, gestand er. »Denn ich habe eigentlich hier etwas anderes zu tun. Sie zu treffen, stört meine Pläne ein wenig, wenn ich ehrlich bin.«
    Sie wollte etwas erwidern.
    Aber in diesem Moment tauchte ein anderer Mann auf. Er trug dunkle Jeans, ein Baumwollhemd und eine schwarze Lederjacke. Ein wenig erinnerte sie ihn an einen der James-Bond-Darsteller aus den Kinofilmen. In der Hand hielt er eine Waffe, die exakt jener glich, welche Omikron Yared Salem am Gürtel trug. Noch bemerkenswerter war aber, daß er ein Schwert in einer Scheide auf dem Rücken trug, dessen Griff über seine linke Schulter ragte.
    Der Mann stoppte abrupt, als er Yared sah. »Sie?« hörte Katia ihn sagen. »Wie kommen ausgerechnet Sie hierher, zum Teufel?«
    ***
    Die Kreatur wirkte abstoßend häßlich.
    So schön der Kopf war, mit seinen jugendlichen Zügen und dem wilden blonden Haarschopf, so abscheulich war der fledermausähnliche Körper mit den lederhäutigen Schwingen, anstelle der Arme. An den Enden der Schwingen saßen menschliche Hände.
    Ein Mischwesen, entstanden durch ein Unglück, das niemals hätte stattfinden dürfen und das allen Naturgesetzen Hohn sprach.
    Es hatte einen Namen, aber dieser Name war längst in Vergessenheit geraten, weil er unwichtig geworden war. Wichtig war nur der Blutdurst.
    Hin und wieder glitten Erinnerungsfetzen durch ein nicht mehr völlig funktionsfähiges Gehirn. Dann träumte das Mischwesen. Aber diese Träume waren von kurzer Dauer. Die vampirischen Instinkte gewannen die Oberhand.
    Auf einer Ebene, die kein menschlicher Geist erfassen konnte, verständigte sich das Geschöpf mit seinem Untertanen. Anfangs hatten sie sich nicht unterordnen wollen. Aber er hatte sie schnell dazu gezwungen. Der Veränderte besaß trotz der immer wieder durchbrechenden Bestien-Instinkte einen scharfen Intellekt, nur war er nicht in der Lage, diesen anders als für düstere, blutrünstige Zwecke zu benutzen. Der letzte Widerstand in ihm war zerstört, das Fremde war stärker.
    Und der Veränderte war stärker als die Vampire, die vor langer Zeit diese Stadt zu einer Totenstadt gemacht hatten und seitdem von ihren Vorräten zehrten, die sie im Tiefschlaf kaum aufbrauchen konnten. Als es kein echtes Leben mehr gab, waren sie in diesen
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