Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
daß sich in ihr satanische Wesen verbargen und vielleicht in diesem Moment schon ganz nahe waren.
    Pater Severin stützte sich auf seinen Stock und beobachtete das Haus der Astrologin.
    »Sie ist dir sympathisch, nicht wahr?« sagte ich.
    »Sie verfügt über eine ganz besondere Ausstrahlung«, gab Pater Severin zu.
    »Bist du immer noch so sehr gegen die Astrologie?«
    »Selbstverständlich. Was hat das denn damit zu tun? Die Astrologie und die Menschen, die sie praktizieren, sind zwei verschiedene Dinge. Ich kann sehr gut das eine vom anderen trennen.«
    »He!« stieß ich plötzlich zischend hervor.
    »Sie hat alle Lichter gelöscht«, stellte Pater Severin fest.
    In derselben Sekunde trat Madame Marra aus dem Haus.
    »Sie reagiert auf unseren Besuch«, bemerkte ich.
    Marra öffnete die Garage.
    »Sie kann auch bloß so wegfahren«, meinte Pater Severin.
    »Natürlich wäre das möglich, aber ich glaube nicht daran.«
    »Was vermutest du, Tony?«
    »Daß sie sich aus dem Staub macht, bevor Magos Schergen sie gefunden haben, und ich kann nur sagen, daß sie daran sehr guttut.«
    »Für dich ist das ein Beweis, daß sie die weiße Hexe ist, nicht wahr?«
    »Für dich nicht?« antwortete ich mit einer Gegenfrage.
    Mein Freund zuckte mit den Schultern. Marra fuhr ihren Wagen aus der Garage, schloß das Tor, eilte noch einmal ins Haus und erschien gleich darauf mit einer dicken Reisetasche, die sie auf die Rücksitze stellte.
    »Madame verreist«, sagte ich zu Pater Severin. »Sie hat es sehr eilig und nimmt nur das Wichtigste mit. Was sagst du dazu?«
    »Allmählich glaube ich, daß du recht hast, Tony.«
    ***
    Zingo, der Zigeuner, war ein Einzelgänger, seit ihn seine Sippe ausgestoßen hatte. Er war jung, erst neunzehn, und es fiel ihm furchtbar schwer, sich unterzuordnen. Ja, manchmal war es ihm sogar unmöglich, sich von jemandem etwas sagen zu lassen.
    Er war kräftig, wild, stolz und trotzig, und wenn ihm etwas nicht paßte, reagierte er stets heftig. Sein jugendliches Temperament brachte ihm schon oft Ärger ein, und er fragte sich manchmal, warum er so ungestüm sein mußte.
    Dadurch stufte man ihn als schwierig ein, ging ihm tunlichst aus dem Weg, und niemand wollte sein Freund sein, denn wenn er sich über etwas ärgerte, zählte für ihn nichts mehr, auch eine Freundschaft nicht.
    Seine Mutter hatte ihm prophezeit, daß es mit ihm noch ein schlimmes Ende nehmen würde, doch das glaubte er nicht. Er fühlte sich dem harten Lebenskampf gewachsen, wußte seine Fäuste zu gebrauchen, und er war bisher noch niemandem begegnet, vor dem er Angst gehabt hätte.
    Die Sippe war von seinem Onkel angeführt worden, und Zingo hatte dessen Entscheidungen so lange kritisiert, bis diesem der Kragen platzte.
    Der Anführer der Zigeunersippe gab seinem Neffen vor allen eine demütigende Ohrfeige, worauf Zingo rot sah. Er stürzte sich auf seinen Onkel und schlug blindwütig auf ihn ein.
    Selbst als der Mann bereits auf dem Boden lag, hörte Zingo nicht auf, und wenn die anderen ihn nicht zurückgerissen und festgehalten hätten, hätte er seinen Onkel wahrscheinlich totgeprügelt.
    Für so einen Rebellen war kein Platz in der Sippe, und sogar Zingos Mutter wandte sich von ihm ab. Er bereute damals, daß er sich in seinem Jähzorn so sehr vergessen hatte, und es bedrückte ihn, daß er beinahe ein Menschenleben auf dem Gewissen gehabt hätte, aber kein Wort der Entschuldigung kam über seine trotzig zusammengepreßten Lippen.
    Diesen Triumph wollte er seinem Onkel nicht gönnen, außerdem war er immer noch davon überzeugt, daß der Anführer der Zigeuner ihn zu Unrecht geschlagen hatte, also hätte der Onkel sich bei ihm entschuldigen müssen.
    Doch darauf legte er keinen Wert. Als die Sippe ihn ausstieß, schnürte er seinen Ranzen und ging. Seine Mutter weinte, als sie ihn zum Abschied küßte, und sie hängte ihm den Talisman, der sie ein Leben lang geschützt hatte, um den Hals.
    Von nun an sollte er ihm Glück bringen, ihn vernünftiger und vor allem sanfter machen.
    Seit zwei Monaten war er allein. Er zog durch das Land, nahm Gelegenheitsarbeiten an, schlief in Wäldern, Höhlen oder leerstehenden Häusern und träumte davon, eines Tages ein großer Matador zu werden.
    Der Stierkampf hatte schon viele Männer reich gemacht.
    Er hatte auch schon viele Männer ins Grab gebracht, aber daran dachte Zingo nicht.
    Er dachte an die Toreros, denen die Menschen zujubelten, und seit er zum erstenmal die Geschichte des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher