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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir
Autoren: A.F.Morland
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beschäftigte mich in meinen Gedanken mit Oda und Roxane.
    Sie waren von Menschen nicht zu unterscheiden, und doch waren sie Hexen.
    Nur wer so lange und so häufig mit ihnen zu tun hatte wie ich, der merkte einen kleinen Unterschied. Ich hätte ihn nicht einmal definieren können, aber irgendwie waren die beiden weißen Hexen ja doch anders als menschliche Wesen, und ich glaubte, diese Abweichung, die man nicht sehen und nicht messen, sondern nur erahnen konnte, auch bei Marra festzustellen.
    Marra, die Astrologin, schien es sich zum Grundsatz gemacht zu haben, niemandem zu trauen, und davon wich sie keinen Millimeter ab.
    Anscheinend vertraute sie sich prinzipiell niemandem an.
    Vielleicht wandte sie nicht einmal mehr ihre Hexenkünste an, um ihre Herkunft völlig zu verleugnen.
    Das war nicht ungefährlich für sie, denn ihre Fähigkeiten konnten unter Umständen verkümmert sein und ihr nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn sie sie brauchte, um sich zu schützen.
    Ich erhob mich.
    »Bedauerlich, daß Sie Ihre Suche fortsetzen müssen, Señor Ballard«, sagte die Astrologin.
    Ich lächelte gekünstelt. »Es wäre herrlich, wenn etwas mal so glatt abliefe, wie ich es mir wünsche. Leider kommt es immer wieder zu unerwarteten Komplikationen.«
    »Ich wünsche Ihnen Glück«, sagte Marra.
    Glück, dachte ich und sah sie ernst an, brauchst du wahrscheinlich schon bald viel mehr als ich.
    ***
    »Isabel!«
    Paco Santana legte den Hörer auf die Gabel und blickte verwirrt zu dem Mädchen hinauf, das noch immer am oberen Treppenende stand. Jetzt setzte sie ihren nackten Fuß auf die erste Stufe.
    »Isabel, du… du lebst!« sagte der Fernsehstar gepreßt. Er freute sich, natürlich freute er sich, aber er konnte die Situation nicht verstehen.
    Wie tot hatte sie doch auf den Fliesen des Badezimmers gelegen.
    Er hätte schwören können, daß sie nicht mehr lebte, und da sich Juan Guevara nicht mehr blicken ließ, erschien es ihm nur logisch, den Verwalter für Isabels Mörder zu halten.
    Aber nun stieg das Mädchen diese Stufen herunter, und das stellte die Logik auf den Kopf.
    Also hatte er sie nur für tot gehalten. Diese Erklärung leuchtete ihm ein. Logischerweise durfte er in Juan Guevara nicht länger einen Mörder sehen.
    Der Verwalter war vielleicht in diesem Moment hinter jener Person her, die Isabel so sehr erschreckte, daß sie das Bewußtsein verlor.
    Ich habe Juan unrecht getan, dachte Paco Santana, und ihm fiel ein, wie schrecklich er in den Räumen mit dem Degen gewütet hatte. Es war aus unbegründeter Wut und Verzweiflung geschehen.
    Seine Freude darüber, daß Isabel Cruz lebte, kannte keine Grenzen.
    Sie lächelte sonderbar, ihre Lippen hoben sich dabei nicht. »Natürlich lebe ich, Paco.«
    »Aber vorhin… Du hast geschrien …«
    »Ich habe dich erschreckt«, sagte das Mädchen mit sanftem Bedauern. »Das tut mir aufrichtig leid, Paco. Ich hätte es dir sagen sollen.«
    »Was?«
    »Ich bin leider nicht so trinkfest, wie ich behauptet habe. Ich vertrage nicht viel Alkohol, aber ich wollte dir gegenüber nicht schwach sein.«
    »Warum nicht? Was ist dabei, wenn eine Frau schwach ist, Isabel? Hat es die Natur nicht so eingerichtet?«
    »Manchmal tut mir der Alkohol nichts, und ich hoffte, daß es heute so sein würde. Aber hin und wieder wirft er mich um… Katalepsie, das ist eine totenähnliche Starre. Als sie mich befiel, stieß ich diesen Schrei aus, und dann stürzte ich zu Boden. Ich kann in diesem Zustand alles wahrnehmen, mich aber nicht mitteilen. Nicht das kleinste Lebenszeichen konnte ich dir geben, obwohl ich so großes Mitleid mit dir hatte. Mein armer Liebling, ich wollte, dir wäre dieser furchtbare Schock erspart geblieben.«
    Er musterte sie unsicher. »Und nun…?«
    »Jetzt ist wieder alles in Ordnung, Paco. Du brauchst keine Angst zu haben, ich klappe nicht noch einmal zusammen, und wenn ich den Alkohol meide, wird es auch nie wieder passieren.«
    Er fuhr sich mit dem Finger in den Hemdkragen. »Ich möchte das auch nie mehr erleben. Es war schrecklich.«
    »Willst du nun nichts mehr von mir wissen, Paco? Schreckst du vor meiner Krankheit zurück? Stößt sie dich ab?«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Du bist so schön, so wunderschön, Isabel. Ich… ich kann ohne dich nicht mehr sein. Nie wieder biete ich dir einen Tropfen Alkohol ein.«
    »Es war dumm von mir, den Tequila zu trinken, bitte verzeih.«
    »Es gibt nichts zu verzeihen. Wichtig ist nur, daß du nicht… tot
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