Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

Titel: 0456 - Gedungen und zum Mord bestellt
Autoren:
Vom Netzwerk:
gelitten hat, Phil.«
    Es war längst Feierabend. Phil gähnte hinter der vorgehaltenen Hand. Ich meldete uns bei der Zentrale ab und erhob mich. Mein Freund griff nach dem grünen Landini-Aktenhefter, der auf meinem Schreibtisch lag, und klemmte ihn unter den Arm.
    »Ich werde mir die zweihundert Seiten heute abend noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen«, sagte Phil, »bei einer halben Flasche Whisky. Wenn du mir unbedingt noch Neuigkeiten mitteilen willst, dann bitte bis um elf. Danach habe ich mich in die Horizontale begeben.«
    »Ich werde das zu respektieren versuchen«, erwiderte ich, ging zur Garderobe, stülpte mir den Hut auf den Schädel und ging.
    Ich dachte nicht daran, mich nach Hause zu begeben. Einmal wollte ich meinen Jaguar abholen, zum zweiten interessierte ich mich immer noch sehr stark für die Firma Dentico im allgemeinen und für Mr. Palmese im besonderen. Deshalb empfahl ich Phil, sich von unserer Fahrbereitschaft nach Hause kutschen zu lassen. Ich selbst nistete mich in demselben Wagen ein und veranlaßte unseren Fahrer, einen Umweg über die 49. Straße zu machen, wo mein Wagen in einer Hochgarage stand.
    Zweihundert Schritt vor dem Parkhochhaus stieg ich aus und schlenderte am Bordstein entlang.
    Als ich am Wolkenkratzer vorbeikam, in dem die Firma Dentico ihre Büroräume hat, fiel mir auf, daß nur in einer der oberen Etagen noch Licht brannte. Ich blieb stehen und zählte die Stockwerke. Es war die 21. Etage. Guilio Dentico hatte sie vor mehr als zwei Jahrzehnten gemietet.
    Warum ließ Roberto Palmese Überstunden machen?
    Zwischen diesem Skyscrapper und dem fast ebenso langen Nachbarn befand sich ein Spalt, der an der Höhe der Bauwerke gemessen nur eine Handbreit groß schien. Aber der Zwischenraum war groß genug, einen Lieferwagen hindurchfahren zu lassen.
    Ich brauchte nicht lange zu warten, um meine Vermutung bestätigt zu finden. Ein Lieferwagen ohne Aufschrift und mit verschlossener Plane bog, ohne die Richtungsänderung anzuzeigen, in die Ausfahrt ein und verschwand im Hof.
    Ich bummelte noch einige hundert Yard an der gegenüberliegenden Häuserwand entlang, ehe ich die Straße überquerte.
    Der Haupteingang des Gebäudes war verschlossen. Ich blieb eine Weile vor der Tür stehen, um darauf zu warten, daß ein neuer Wagen in den Hof fuhr. Aber im Augenblick war alles still. Deshalb schlenderte ich durch die Einfahrt. Auf dem Innenhof brannte die Notbeleuchtung. Der Lieferwagen mit der verwaschenen Plane stand direkt vor dem Hintereingang. Die Ladeklappe war heruntergelassen.
    Ein Mann bewegte sich auf der Ladefläche und stellte weiße Schuhkartons an den Rand. Der Bursche entdeckte mich sofort. Langsam ging ich auf ihn zu und fragte: »Gibt es eine Möglichkeit, Mr. Palmese um diese Zeit noch zu besuchen?«
    Der Mann war etwa so groß wie ich. Seine Kohlenschaufelhände waren daran gewöhnt, größere Lasten zu bewegen als diese Schuhkartons. Er blickte mich feindselig an und zuckte die Achseln. Endlich antwortete er:
    »Da mußt du warten, bis Charly kommt.«
    »Wer ist Charly?« fragte ich:
    »Das wird er dir selber erzählen.« Der Mann blieb in gebückter Haltung hinter den Schuhkartons stehen, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Es dauerte nicht lange, bis sich die Hintertür des Bürohochhauses knarrend öffnete. Charly stand auf der Schwelle. Seine rechte Hand zuckte, als er mich sah. Ich begrüßte ihn mit einem sparsamen Lächeln.
    Als Charly nahe genug heran war, wiederholte ich meine Frage. Der Bursche war einen halben Kopf größer als ich, so breit wie ein Familienkleiderschrank und hatte eine Schuhgröße, die auf Sonderanfertigung schließen ließ.
    »Was willst du von Mr. Palmese?« fragte er mit einem Baß, der aus einem Grabeskeller zu kommen schien.
    »Ich habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen, bin aber über Gebühr lange bei anderen Kunden aufgehalten worden. Nun dachte ich, da bei ihm noch Licht brennt, daß der Boß noch im Hause sein muß.«
    Die Stirn des Muskelpaketes kräuselte sich wie eine See bei leichter Brise. Ich hatte den Burschen offenbar vor schwierige Probleme gestellt und war gespannt, wie er sie bewältigen würde.
    »Gut, kommen Sie, Sir«, sagte Charly, »die Tür ist offen, gehen Sie voran.«
    Ich öffnete die schwere Eisentür und betrat einen dunklen Flur. Charly folgte mir.
    »Halten Sie sich nur rechts, Sir«, sagte er, »sonst laufen Sie gegen eine Wand. Mr. Palmese hat es nicht gern, wenn sich seine Kunden die Hörner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher