Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0453 - Im Bann des Pegasus

0453 - Im Bann des Pegasus

Titel: 0453 - Im Bann des Pegasus
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zweiten aus der Loge der Mystiker getötet.
    Irgend etwas stimmte da nicht. Mir hatte man erzählt, dass Pegasus auf ihrer Seite stand. Sie hatten ihn gewissermaßen zähmen können, aber nun wandte er sich gegen sie.
    Wieso? Waren sie die Geister, die sie gerufen hatten, nicht mehr losgeworden? Ich hörte plötzlich das pfeifende Atmen. Da ich es nicht ausgestoßen hatte, blieb nur der Mönch.
    Ich kniete mich neben ihn und sah, dass es ihn an der Schulter und am Hals erwischt hatte. Dort war alles aufgerissen, und das dritte Auge über den beiden anderen leuchtete nur noch schwach.
    So schwach, als wäre es kaum mehr vorhanden.
    Je mehr Zeit verstrich, umso schwächer wurde es auch. Ich konnte mir ausrechnen, wann er gar nicht mehr vorhanden war.
    »Skation, der Unbesiegbare«, sagte ich leise. »Einmal erwischt es jeden. Auch dich hat es erwischt.«
    »Ich weiß…«
    »Und?« fragte ich. »Hast du mir nichts mehr zu sagen?«
    »Wie sollte ich?«
    »Vielleicht könnte ich deinen Mörder finden.«
    »Du kannst es nicht vernichten.«
    »Weshalb hat es dich getötet?«
    Er atmete stoßweise. Manchmal leuchtete das Auge, dann sah ich es überhaupt nicht. »Wir dürfen wohl nicht viel wissen«, flüsterte er.
    »Wir dürfen es noch nicht. Aber ich weiß, dass ich gleich sterben werde. Das Wissen wandelt sich zum Fluch. Ich sehe… ich sehe in die Hölle. Neiiinnn …«
    Er schrie. Trotz seiner Verletzung fasste ich ihn an und rüttelte ihn durch.
    »Ich will Gabriela finden. Wo ist sie? Wo kann er sie hingeschafft haben?«
    »Kloster…« Das war sein letztes Wort im Leben. Noch einmal bäumte er sich auf, dann sackte er förmlich ein und blieb liegen.
    Kein Atemhauch drang mehr aus seinem Mund.
    Und das dritte Auge fiel nach innen. Unter der sehr dünnen Haut zeichnete sich so etwas wie ein Trichter ab, in den alles hineinrutschte, aus dem das Auge bestand.
    Als ich mit der Fingerspitze gegen die Haut tippte, zerriss sie wie dünnes Papier.
    Ich stand auf.
    Einen letzten Blick warf ich noch auf seinen Ring. Es gab ihn zwar noch, aber er war schwarz geworden, und von seiner Oberfläche stiegen dünne, dunkle Rauchfäden.
    Ich drehte mich ab und ging. Mein neues Ziel stand fest. Das Kloster! Natürlich wollte ich auf dem schnellsten Weg hin, aber mir fielen Worte ein, die mir der Unbesiegbare gesagt hatte. Durch Shulz wusste er vom Felsen der Erleuchtung, und er hatte mir auch gesagt, dass der Informant nicht mehr lebte.
    Ich wollte herausfinden, ob er sich auch an die Tatsachen gehalten hatte.
    Deshalb lief ich zuerst in den Ort. Es war kein großer Umweg.
    Er hatte mich nicht angelogen. Die Leiche war auch entdeckt worden, denn als ich die Gasse betrat, in der der Gasthof lag, parkte mit kreisendem Blaulicht ein Polizeiwagen vor dem Eingang. Ein Krankenwagen stand schräg daneben.
    Beide Fahrzeuge waren von neugierigen Nachtschwärmern umringt. Ich gesellte mich zu ihnen und entnahm ihren Kommentaren, dass man in der kleinen Rezeptionshalle einen toten Engländer gefunden hatte.
    Ich atmete innerlich auf. Viel schlimmer wäre es gewesen, hätte man den Toten in meinem Zimmer entdeckt. Da wären die entsprechenden Fragen nicht ausgeblieben.
    Es tat mir weh, dass es Shulz erwischt hatte. Er war ein guter Mann gewesen und mein Lebensretter.
    Nun ja, sein Mörder lebte auch nicht mehr. Für mich ging es jetzt darum, das letzte Rätsel zu lösen – und, wenn eben möglich, Gabriela zurückzuholen.
    Den Weg zum Kloster kannte ich, da ich ihn schon einmal gegangen war. Es war die offizielle Strecke, die auch von den Touristen genommen wurde. Man hatte die Straße ausgebaut, und mein Leihwagen, ein kleiner Fiat, stand leider noch am Kloster.
    Allmählich neigte sich die Nacht auch dem Ende entgegen. Ich war ziemlich fertig und sehnte praktisch den neuen Tag herbei.
    Die Morgendämmerung schob sich bereits als hellere, gewaltige Wand über den Himmel. Aber noch hatte die Dunkelheit alles im Griff. Der Weg führte bergauf. Ich folgte den Kurven der Straße, begleitet von dunklen Pinienbäumen und kleinen Olivengärten.
    Dann sah ich die Mauern des Klosters. Wuchtig, düster, wie ein Hindernis, das niemand auf der Welt nehmen sollte.
    Es brannte kein Licht! Die Mönche liebten die nächtliche Dunkelheit.
    Während dieser Stunden war es Besuchern nicht erlaubt, das Kloster zu betreten.
    Aber ich würde hineinkommen.
    Natürlich war das große Doppeltor verschlossen. In der unteren Hälfte besaß es noch eine nachträglich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher