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0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele
Autoren: Werner Kurt Giesa
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welche negativen Energien in ihm stecken…«
    »Mal langsam«, mahnte Zamorra und hob die Hand. »Du spekulierst, Gryf. Negative Energien - Quatsch! Ich glaube, daß du dich irrst. Du hast jemanden gesehen, der Julian ähnlich sieht…«
    »Ich habe jemanden gesehen, der Julian so ähnlich sieht wie Professor Zamorra dem Meister des Übersinnlichen«, knurrte Gryf angriffslustig. »Er ist es, ich habe sein Gedankenmuster gespürt, und das ist unverwechselbarer als Fingerabdrücke oder Netzhautmuster! Auch wenn ihr beide es wieder mal nicht wahrhaben wollt… er ist der neue Oberteufel!«
    »Trotzdem können wir nicht einfach töten wollen«, erwiderte Nicole.
    »Was möchtest du dann tun? Lächelnd abwarten, bis er dir die Kehle durchschneidet?« Gryf sprang auf. »Verdammt, ist dir klar, daß der Schutzschirm um Château Montagne wahrscheinlich kein Hindernis für ihn ist? Ist dir klar, daß er genau weiß, welche Möglichkeiten ihr habt? Daß er die Wege der Regenbogenblumen inzwischen kennt…«
    »Kennt er nicht, weil Tendyke ihm die Augen verbunden hat, als er ihn von Alaska nach Frankreich leitete«, widersprach Zamorra.
    »Trotzdem… wir müssen…«
    »Schluß jetzt«, sagte Zamorra. Gryf sah ihn verblüfft an, dann senkten sich seine Brauen, und die grünen Augen des Druiden begannen von innen heraus zu leuchten. »Was willst du damit sagen? Ergreifst du für ihn Partei? Bei Sid Amos war das noch halbwegs verständlich, weil er Verräter an der Hölle spielte… aber bei Julian Peters ist das doch genau andersherum. Er ist der Fürst der Finsternis! Geht das nicht in deinen Akademikerschädel hinein?«
    Zamorra winkte ab. »Julian ist von Tendyke und den Zwillingen nach unserer Ethik erzogen worden, nicht nach den Maßstäben der Hölle«, sagte er. »Falls er wirklich die Seiten gewechselt hat, dann sicher nicht aus Überzeugung. Da steckt etwas anderes dahinter, und das müssen wir zuerst herausfinden. Vorher werden wir diesen Krieg nicht beginnen! Es wird eine Möglichkeit geben, Julian auf unsere Seite zurückzuholen!«
    Gryf ging zur Tür.
    »Wohin willst du?« fragte Nicole.
    »In mein Zimmer«, sagte Gryf. »Ich hab's satt, ständig den Warner zu spielen. Ted Ewigk war schlauer als ihr. Der hat von Anfang an gespürt, daß mit Julian Peters etwas nicht stimmt. Seine starke Abneigung kam nicht von ungefähr. Vergeßt nicht sein Para-Gespür! Wir hätten von Anfang an wachsamer sein sollen. Aber ihr beide habt ja schon immer ein Faible dafür gehabt, euch die Feinde im eigenen Haus heranzuzüchten! Dann seht mal zu, wie ihr damit fertig werdet!«
    Er trat auf den Korridor hinaus.
    »Gryf!« schrie Zamorra.
    Der Druide wandte sich nicht einmal um. Er schloß die Tür hinter sich. Zamorra war mit ein paar schnellen Schritten hinter ihm, riß die Tür wieder auf - aber Gryf war fort. Er hatte den Hotelkorridor per zeitlosem Sprung verlassen, anders hätte er nicht so schnell verschwinden können.
    »Ein dramatischer Abgang«, sagte Nicole. »Show, mehr nicht…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht daran, daß Gryf eine Show abzog. Der Silbermond-Druide meinte das, was er sagte, bitter ernst. Der Parapsychologe erreichte die Tür zu Gryfs Hotelzimmer, hämmerte dagegen. »Gryf, mach auf! Wir sind noch nicht fertig!«
    Aber Gryf antwortete nicht. Er war nicht einmal sicher, ob er sich wirklich in sein Zimmer begeben hatte. Vielleicht war er irgendwohin unterwegs.
    Vielleicht traf er in diesem Moment bereits Vorbereitungen, gegen Julian Peters zu kämpfen…
    »Dieser Narr!« flüsterte Zamorra.
    Bist nicht vielleicht du der Narr? vernahm er die lautlose Stimme seines Amuletts in sich. Könnte es nicht sein, daß er recht hat? Hältst du dich für unfehlbar?
    Zamorra hieb mit der flachen Hand gegen die vor seiner Brust hängende Silberscheibe. »Halt du deinen Rüssel da raus!« fauchte er das Amulett an.
    Merlins Stern antwortete nicht.
    ***
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß verließ die Höllentiefen. Er berührte die Erde. Nach langer Zeit befand er sich endlich wieder einmal in der Welt der Menschen. Er fühlte sich hier nicht mehr heimisch. Zu lange hatte er in den Schwefelklüften gelebt und sich dort akklimatisiert. Aber noch weniger verband ihn mittlerweile mit dem Parallel-Universum, aus dem er einst gekommen war. Dort war er der Große der Sekte der Jenseitsmörder gewesen - und hatte verblüfft feststellen müssen, daß es diese Sekte, von anderen Großen geleitet, auch in dieser Welt
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