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045 - Mörder der Lüfte

045 - Mörder der Lüfte

Titel: 045 - Mörder der Lüfte
Autoren: Dämonenkiller
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fünfzig Männer und Frauen, die litten, liebten und hofften … und von Zeit zu Zeit neues Leben in die Welt setzten.
    Diese Siedlung war das Ziel des weißen Adlers.

    Real de Contrabandista hätte nach Jimenez Ortuga benannt sein können, denn er war ein Schmuggler.
    Zumindest war er es bis vor drei Jahren gewesen. Doch dann war ihm der Boden an der Küste zu heiß geworden. Da es ihm nicht mehr möglich gewesen war, sich in die Staaten abzusetzen, hatte er sich in die Berge zurückgezogen. Auf der Flucht vor der Polizei und seinen früheren Kumpanen, die sich von ihm geprellt fühlten, war er in Real de Contrabandista gelandet.
    Er hatte sofort gemerkt, dass dies der richtige Ort für ihn war, um unterzutauchen. Niemand fragte ihn, woher er kam und was er früher getan hatte, denn die Bewohner dieser aufgelassenen Grubenstadt waren froh, selbst nicht Auskunft über ihre dunkle Vergangenheit geben zu müssen.
    Sie hatten, wie Jimenez, zwangsläufig einen Schlussstrich unter ihr früheres Leben gezogen und sich hier eine neue Existenz geschaffen. Doch von einer ›Existenz‹ zu sprechen, war eine maßlose Übertreibung. Aber irgendwie waren alle mit ihrem Leben zufrieden, das zwar primitiv war, aber ruhig verlief.
    Es war das Ende der Welt, bis hierher reichte der Arm des Gesetzes nicht. Man brauchte nicht zu befürchten, sein Konterfei auf einem Steckbrief zu erblicken und zuckte auch nicht zusammen, wenn sich einem eine schwere Hand auf die Schulter legte. Denn sie gehörte bestimmt keinem Gesetzeshüter, sondern einem Gleichgesinnten.
    Jimenez Ortuga war mit seinem Los zufrieden. Wenn er darüber nachdachte, gelangte er sogar zu der Ansicht, dass er es nicht besser hätte treffen können. Er hatte in Contrabandista ein bescheidenes Glück gefunden, das er nicht gegen sein luxuriöses Schmugglerleben tauschen würde.
    Er besaß ein Haus und die schönste unter den verwelkenden Blumen der Siedlung – Rosita. Er wusste so wenig über ihr Vorleben wie sie über das seine, und als sie ihm einmal in einer schwachen Stunde davon erzählen wollte, hatte er ihren Mund mit einem Kuss geschlossen. Das war nicht ohne Folgen geblieben.
    Rosita erwartete das Kind, das beide sich wünschten. Dieses Kind war alles, was ihnen zu ihrem Glück gefehlt hatte.
    Aber Jimenez fühlte auch, dass das Kind ihr bisheriges Leben ändern würde. Schon an dem Tag, als feststand, dass Rosita schwanger war, hatten sie begonnen, Pläne zu schmieden.
    Das Kind musste in einer anderen Umgebung aufwachsen. Es sollte alles vom Leben erwarten dürfen, worauf seine Eltern verzichten mussten. Vielleicht war über die Schmuggelaffäre längst schon Gras gewachsen, und kein Hahn krähte mehr nach Jimenez Ortuga. Der Kleine – Jimenez war sicher, dass es ein Junge sein würde – sollte eine gute Ausbildung bekommen, Geld scheffeln, sich die Welt kaufen und seine Frau unter den schönsten Mädchen der Welt aussuchen können.
    Jimenez schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er durch die Wände das Stöhnen seiner Frau hörte.
    Er krümmte sich auf dem Bett zusammen, verbiss sich in die Decke, als verspüre er selbst den Schmerz der aufkommenden Wehen. Wie lange dauerte es noch? Schon die halbe Nacht lag er hier wach und litt mit seiner Frau. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die Schmerzen der Geburt ganz auf sich zu übertragen, er hätte es getan. Aber so konnte er Rosita nur beistehen, indem er mit ihr litt, sich vorstellte, wie es war, wenn das neue Leben mit elementarer Kraft auszubrechen versuchte, den Schutz des umhüllenden Körpers verlassen und die Bande zum Mutterleib durchtrennen wollte.
    Er spürte, wie das Kind sich aus Rositas Körper drängte. Er schrie mit ihr, wenn sie in den Knebel biss, den helfende Hände ihr hinhielten, und er war am Rande einer Ohnmacht, wenn die Kräfte sie zu verlassen drohten.
    Rosita wusste das, und es würde beide für immer verbinden. Jimenez glaubte fest daran, dass sein Kind stets die Kraft fühlen würde, die sie in diesen schweren Stunden miteinander verband.
    Jimenez starrte mit fiebrigen Blicken zu dem verdunkelten Fenster. Draußen schien die Sonne. Hier drinnen war es Nacht, heiß und schwül. Schweiß und Tränen sättigten die Luft.
    Wässrige Schleier zogen über seine Augen. Er versuchte, sich den Augenblick der Geburt vorzustellen. Es musste jeden Augenblick soweit sein. Es gab so etwas wie Telepathie – daran glaubte er voller Überzeugung, und er hörte die Gedanken seiner Frau und
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