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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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Steine, die sie sonst nie aufgesucht hatten, weil der Ort von einem Fluch belastet war. Eine anerzogene Scheu hatte sie bisher abgehalten, diesen Platz zu besuchen. Doch jetzt war Chico Moleza ihr Führer. Ihm vertrauten sie.
    Der Indio mit dem Kopfschmuck blieb vor einer schmalen Felsspalte stehen und hob den Arm. Seine Gefolgschaft stand still.
    »Kommt mit mir zum Altar der Sonne!« rief er. »Dort werden mir die Götter sagen, wie wir das Unheil von uns abwenden können.«
    Die Männer folgten ihm in den schmalen Spalt, in dem sie nur hintereinander gehen konnten. Doch der Spalt öffnete sich schon nach wenigen Schritten zu einem breiten Pfad, der in eine Höhle führte. Irgend jemand zündete eine Fackel an. In ihrem gespenstischen Schein folgten die Indios ihrem Führer Moleza durch feuchte Gewölbe, von denen es naß auf ihre Schultern tropfte.
    Mit schlafwandlerischer Sicherheit fand der Indio mit dem Kopfschmuck den Weg durch das Labyrinth an verästelten Gängen. Dann breitete sich der Nachthimmel über ihnen aus. Die Sterne glitzerten kalt auf die unwirkliche Szenerie herab.
    Die Indios unter der Führung Molezas waren in einen erloschenen Krater getreten, um den sich rundum die Felsen zu einer steilen Wand erhoben. In der Mitte des Kraters stand eine Pyramide, aus Steinquadern zusammengefügt. Zierliche Treppen führten hinauf.
    Auf dem abgeflachten Gipfel der Pyramide lag wuchtig ein Chacmol-Standbild.
    Chacmol war der fratzenverzerrte Diener des Sonnengottes. Er lag schwer und wuchtig auf der Pyramide. Sein hohler Bauch war dafür bestimmt, die Herzen der Opfer aufzunehmen. Seine Bauchdecke war der Opfertisch, auf dem die Priester früherer Tage die Herzen der Sklaven herausschnitten, um sie dem Gott der Götter, Xandros, zu schenken.
    Moleza sprang auf diesen Stein. Wild schwang er die Fackel, und die rumorende Menge wurde unruhig. Gebannt lauschten sie den Worten, die der Aztekenpriester ihnen verkünden würde.
    Vor dem Chacmol-Standbild standen links und rechts Steinschalen auf dünnen Säulen. Moleza griff unter seinen blutroten Umhang und warf eine Handvoll Kräuter in jede der Schalen, Dann legte er die Fackel darüber.
    Dampf zischte hoch, und weiße Schwaden zogen hinauf zum Rand des Kraters. Ein betörender Duft breitete sich aus und legte sich beklemmend auf die Atemwege. Die Kräuter brannten mit blauer Flamme.
    Chico Moleza breitete die Arme aus, und sein Umhang flatterte im Nachtwind. Die brennende Fackel hatte .er zwischen seine Beine gelegt. Sie beleuchtete sein maskenhaft verzerrtes Gesicht von unten. Der Indio atmete den berauschenden Rauch des Peyote und richtete seine Augen verzückt himmelwärts, den kalten Sternen entgegen.
    Gebannt lauschten die Indios am Fuß der Pyramide seinen Worten.
    »Untertanen!« schrie Chico Moleza im schrillen Falsett. »Untertanen! Durch mich spricht die Stimme Xandros, eures Gottes.«
    Die Stimme des Indiopriesters veränderte sich. Er brach in ein Wimmern aus, das klang wie das Winseln eines getretenen Hundes. Dann klang seine Stimme plötzlich dumpf und kräftig. Es war, als würde nicht der Indio selbst sprechen, sondern als würde er nur als das Sprachrohr eines Größeren und Mächtigeren benutzt. Wie Donner fuhr diese Stimme zu den Häuptern der lauschenden Indios hinab.
    »Zu euch spricht Xandros, der Gott eurer Väter. Vernehmet meine Worte.«
    Chico Moleza schwieg. Der Mann, der dem Gott seine Stimme geliehen hatte, schwieg.
    Dann brach es heraus: »Ich bin der Sonnengott, und mir werdet ihr künftig dienen. Ich bin euer Herr, und mir werdet ihr gehorchen. Ich bin euer Willen, und mir werdet ihr folgen. Ihr seid meine Diener!«
    Die Männer am Fuß der Pyramide knickten in den Knien ein. Sie ließen sich fallen und drückten ihre Stirnen in den Sand. Der mordende Gott sprach weiter zu ihnen.
    »Die Geister leben wieder auf. Sie sind alle zurückgekehrt. Sie atmen die Welt an den Flüssen, an den Bergen und in der Luft. Sie sind allgegenwärtig. Sind wieder da. Und Xandros ist ihr Gebieter. Und Xandros dürstet nach Kraft. Er dürstet nach Blut; Er dürstet nach Menschenherzen, die ihm die Kraft geben werden, euch zu beschützen. Xandros gewährt euch das Glück. Empfangt es aus seiner Gnade. Bringt dem Gott eurer Väter Herzen. Bringt ihm zuckende, pulsierende Menschenherzen, umspült von hellem rotem Blut. Dann werdet ihr leben!«
    Chico Moleza sank zusammen. Er fiel auf die Knie, ließ die Schultern hängen. Er war ausgelaugt. Keine Kraft
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