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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entgegen.
    Ein großer, massiger Körper, der ein erstaunliches Tempo entwickelte!
    Unwillkürlich blieb Zamorra stehen.
    Er sah einen Zentauren!
    Der Pferdemensch galoppierte direkt auf die Flüchtende zu. Innerhalb weniger Augenblicke war er heran. Er stoppte, bäumte sich auf und stand dann wieder still. Die Schwarzhaarige landete mit einem wilden Sprung auf dem Pferderücken. Plötzlich wirkte sie wieder sicherer.
    Der Zentaur tänzelte unruhig, während Zamorra jetzt langsam näher kam. Er dachte an den Pferdemenschen, von dem Nicole erzählt hatte, der im Château Montagne aufgetaucht und Verwüstungen angerichtet hatte. Sollte es sich bei diesem Burschen um denselben handeln? Es war stark anzunehmen.
    »Da haben wir euch ja beide direkt praktisch beisammen«, stellte der Parapsychologe trocken fest. »Vielleicht kommen wir ja jetzt endlich miteinander ins Gespräch. Was soll dieser ganze Zirkus?«
    Die Schwarzhaarige straffte sich. Der Silberglanz ihrer Augen war schwächer geworden. Die ursprüngliche Farbe begann wieder durchzuschimmern. Oder war das eine Täuschung?
    Der Zentaur war bewaffnet, wie Zamorra jetzt feststellte. Am Schulterriemen trug er einen Rundschild auf dem Rücken seines menschlichen Oberkörpers, und in einer Art Gürtel steckte eine Doppelaxt. Damit ließen sich Schädel vermutlich recht problemlos spalten - solange deren Besitzer stillhielten.
    »Warum jagst du Shirona?« stieß der Zentaur zornig hervor. Seine Hand lag nahe am Stiel der Doppelaxt, bereit, sie spontan aus der Gürtelschlaufe zu reißen und damit auf Zamorra einzuschlagen.
    Zamorra starrte das Mädchen auf dem Zentaurenrücken an. »Shirona?« echote er. Die Erinnerung an damals sprang ihn an, an die Welt des Träumers. Er hatte jene Frauengestalt gerade noch sich fluchtartig auflösen sehen, als er mit dem Amulett eintraf, und ihr dann gegenüberstand. Shirona…
    Sirona war der Name einer keltischen Mondgöttin, deren Wahrzeichen die Mondsichel war. Aber die Schwarzhaarige trug nichts am Leib, was einer Mondsichel glich, und wie eine Göttin wirkte sie wahrhaftig nicht. Sirona - Shirona… es schien sich wirklich nur um eine Namensähnlichkeit zu handeln.
    Die nächste Namensähnlichkeit verblüffte Zamorra um so mehr. Shirona schien sich auf dem Zentaurenrücken sehr sicher zu fühlen und zeigte jetzt Ungeduld. »Willst du Chirons Frage nicht endlich beantworten?«
    »Chiron?« murmelte Zamorra. Daß dieser Zentaur einen Namen aus der griechischen Sagenwelt trug, konnte ihn kaum überraschen, aber die Ähnlichkeit zwischen Chiron und Shirona gab ihm zu denken. War das Zufall?
    Er trat auf Chiron und dessen Reiterin zu, blieb dicht vor beiden stehen. Ihm war klar, daß sie ihm beide nicht besonders wohlgesonnen waren; ihr entsprechendes Auftreten im Château sprach Bände. Aber indem er sich in Chirons unmittelbare Reichweite begab, glaubte er diesem seine Stärke zu zeigen.
    »Ich jage nicht, ich verfolge«, erwiderte er dem Zentauren. »Schließlich will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Weshalb seid ihr uneingeladen in mein Schloß eingedrungen? Warum habt ihr erst meine Gefährtin und jetzt mich hierher geholt?«
    Shirona mit den Silberaugen lachte leise. Chiron runzelte die Stirn.
    »Die Fragen stellen wir«, knurrte er böse. »Nicht du, sterblicher Menschenzwerg! Auf dich wartet eine Aufgabe!«
    »Auf mich wartet meine Gefährtin«, fuhr Zamorra ihn an, »die deine Reiterin unrechtmäßig entführt hat! Ich denke, daß ich euch dafür zur Rechenschaft ziehen werde.«
    »Deine Gefährtin ist deine Aufgabe«, sagte Chiron spöttisch. »Wenn du schnell genug bist, kannst du sie vielleicht noch retten.«
    Von einem Moment zum anderen wirbelte er auf der Hinterhand herum und galoppierte, Shirona auf seinem Rücken, davon.
    Verblüfft stand Zamora im Steppengras und starrte hinter dem seltsamen Paar her.
    Im ersten Moment hatte er vor, ihnen nur langsam, im selbstgewählten Tempo ins Dorf zu folgen. Er wollte sich nicht die Blöße geben, sich von diesem Zentauren und seiner nackten Reiterin Befehle erteilen zu lassen. Er war schließlich nicht deren Vasall. Aber dann dachte er an Nicole, von der die Rede gewesen war. Wenn du schnell genug bist, kannst du sie vi eil eicht noch retten!
    Im Dorf sah er eine Rauchsäule emporsteigen. Dort brannte ein Feuer.
    Und Zamorra wurde den Verdacht nicht los, daß dieses Feuer etwas mit Nicole zu tun hatte.
    Da begann er zu laufen.
    Zum Teufel mit dem Stolz und allen
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