Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Dazu müßte ich’s noch mal mit dir erproben.«
    »Wüstling.« Sie strich mit der Hand durch sein mittelblondes Haar und küßte seine Schulter.
    »Ich habe eine Menge nachzuholen«, sagte er. »Vergiß nicht, daß ich die ganze Zeit über isoliert war. Ich hatte nur meine - Familie um mich herum. Jetzt habe ich endlich. Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen, und ich muß sagen, daß mir unsere Variante des Kennenlernens sehr zusagt.«
    Er stellte das Glas ab und zog Teri wieder zu sich in die Kissen, um sie zu streicheln und zu küssen. Aber die Druidin entwand sich seinem Griff.
    »He, nicht so ungestüm«, sagte sie. »Laß uns erst mal eine kleine Pause einlegen. Man wird uns unten bereits vermissen. Wir beide laufen uns ja schließlich nicht weg, oder?«
    »Sicher nicht«, bemerkte er. »Schade. Ich dachte, wir hätten mehr Zeit füreinander - jetzt.«
    »Da unten tanzt der Bär und fliegt die Kuh«, sagte Teri! »Und du bist eine der vier Hauptpersonen, um die es geht. Euch Totgeglaubten ist diese Party gewidmet. Du solltest dich nicht so sehr zurückziehen. Oder sind es dir zu viele Menschen auf einmal? Nach der Isolation, in der du aufgewachsen bist, könnte ich das verstehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich liebe Menschenmengen«, behauptete er. »Ich find’s nur schade, daß wir schon wieder aufhören, wo es gerade anfängt, Spaß zu machen.« Er streckte die Hand nach Teri aus und versuchte sie ins Bett zurückzuziehen.
    »Ich bin nicht dein Spielzeug«, sagte sie. »Du gefällst mir, und ich habe auch meinen Spaß. Aber anstandshalber solltest du dich wieder unten sehen lassen. Schließlich sind es auch deine Gäste.«
    »Zamorra ist der Gastgeber.«
    »Das spielt dabei keine Rolle«, sagte Teri. Sie schlüpfte in ihr T-Shirt, das vorhin achtlos zu Boden geflattert war. »Bedauerlich«, seufzte Julian lächelnd, als sie auch ihre Shorts überstreifte und die Sandaletten anlegte.
    »Aber momentan nicht zu ändern«, schmunzelte sie. »Zieh dich an und komm mit.«
    Er schlüpfte in Hemd und Hose, löschte die Kerzen und folgte der Druidin nach draußen. In der Tür schloß er sie noch einmal in die Arme und küßte sie fordernd. »Du läufst mir nicht weg«, raunte er.
    Hand in Hand schritten sie über den Korridor und die Treppe hinunter.
    Teri fand ihn suß. Sie mochte diesen mittelblonden großen Jungen mit der zierlich wirkenden Gestalt. Aber er gab ihr auch Rätsel auf. Nicht nur seiner unglaublich raschen Entwicklung wegen, die in seiner teilweise nichtmenschlichen Abkunft begründet lag, sondern auch seiner Erfahrenheit wegen. Sie fragte sich, welche Frau ihn in die Liebeskunst eingeweiht und in seinem Verhalten geprägt hatte. Da war etwas Unersättliches in ihm, etwas raubtierhaft Wildes - und Teri ertappte sich bei dem Gedanken, daß sie krampfhaft den Begriff »dämonisch« zu vermeiden versuchte. Aber natürlich war Julian alles andere als dämonisch. Denn ansonsten würde er das Château nicht betreten haben. Der weißmagische Schutzschirm ließ niemanden eindringen, der schwarzblütig oder auch nur dämonisiert war.
    Julian war eben nur - anders.
    ***
    »Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt -der lange Weg entschuldigt Euer Säumen«, zitierte Professor Zamorra grinsend aus Wallenstein. Pascal Lafitte, seine junge Frau Nadine im Schlepptau und eine Zeitung unter dem Arm, grinste zurück; aus dem Dorf unterhalb des Châteaus kommend, hatte er alles andere als eine lange Anreise gehabt.
    »Tut mir leid, daß wir mal wieder das Letzte sind«, lächelte Nadine. »Aber erst schreit das Kind und muß beruhigt werden, dann wird der Mann nicht fertig, weil er nicht weiß, ob er den braunen oder den beigen Anzug tragen soll, und dann entscheidet er sich doch für Jeans und Pullover, und dann muß er auch noch unbedingt vorher Zeitung lesen…«
    »He, das war dienstlich!« protestierte Pascal. »Außerdem - wer konnte sich denn nicht entscheiden, welches Kleid am besten zu dieser Fete paßt, und mußte mich erst durchprobierend um Rat fragen, he?«
    »Wie auch immer - herzlich willkommen«, sagte Zamorra.
    Raffael Bois tauchte auf, ein Tablett mit Begrüßungs drinks in den Händen und Nicole Duval im Schlepptau. Im Hintergrund ertönte Musik, es wurde getanzt und gelacht. Ein großer grauer Wolf tappte gelangweilt heran und stupste die späten Gäste mit der feuchten Nase freundlich an. Nadine betrachtete den grauen Riesen mißtrauisch. »Fenrir ist friedlich«, versicherte Zamorra. »Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher