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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
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»Wissen Sie nicht, daß die Schließfächer durch eine dreistellige Kennziffer gegen unbefugtes Öffnen gesichert werden können, für den Fall, daß der Schlüssel verlorengeht?«
    Der andere zog die Augenbrauen hoch. »Kommen Sie mit!« sagte er. »Ich will von Ihnen nicht reingelegt werden! Sie nennen mir eine falsche Ziffer und machen sich, während ich das Fach zu öffnen versuche, aus dem Staube!«
    »Wie Sie wollen!« Er nahm den Schlüssel mit einer raschen Bewegung aus den F'ingern des anderen. Sie stiegen aus, verließen den Parkplatz und überquerten den großen Vorplatz der Central Station. Es wimmelte von Menschen, und in der riesigen Schalterhalle war viel -Betrieb.
    »Ich könnte mir gleich eine Fahrkarte nach Caracas kaufen«, sagte Harper spöttisch, »aber mit dem Zug ist man zu lange unterwegs.«
    Im rechten Flügel des Bahnhofsgebäudes standen die Schließfächer in langen Reihen. Schilder an den Kopfenden erleichterten die Orientierung. Harper suchte das Schließfach mit der Nummer 2012, der Nummer, die auch der Schlüssel trug. Eine kleine Wählscheibe über dem Schloß ermöglichte die Einstellung der Sicherungszahl.
    »Die meisten Leute stellen ihren Geburtstag ein«, sagte Harper lächelnd. »Auf diese Weise laufen sie nicht Gefahr, die Zahl selbst zu vergessen.« Er stellte die Ziffer 4, 1 und 8 ein.
    »Das kann kein Geburtsdatum sein«, sagte der andere.
    »Nein«, antwortete Harper grinsend. »Es sind die drei ersten Ziffern der Telefonnummer einer Freundin.« Ihn erfüllte eine Art Galgenhumor, aber er wußte, daß diese Stimmung nicht lange andauern würde, wenn die Situation sich verschärfte.
    Er öffnete das Fach. Die braune Aktentasche lag auf dem Boden. »Bedienen Sie sich!« sagte Harper mit einer Handbewegung.
    Der Mann, der dreißigtausend Dollar für die Tasche bezahlen sollte, nahm sie an sich. »Kommen Sie mit zum Wagen! Sie müssen Ihr Geld übernehmen.«
    Durch die Halle, den Vorplatz und über den Parkplatz gingen sie zum grauen Ford zurück. Harpers Geschäftspartner hielt die Aktentasche an die Brust gepreßt. Er schloß die Tür des Ford auf und trat einen Schritt zurück:. »Steigen Sie ein, Harper!« sagte er.
    Der Mann aus Washington schob das Kinn vor. »Das widerspricht der Verabredung.«
    In der Hand des anderen lag, wie hingezaubert, eine Pistole.
    »Steigen Sie ein, Mann! Ich werde Ihnen nicht dreißigtausend Dollar überlassen, bevor ich geprüft habe, was Ihre Ware wirklich wert ist. Wir werden an einen ruhigen Platz fahren, den Inhalt der Tasche überprüfen. Wenn er okay ist, können Sie mit den Dollars verschwinden. — Vorwärts!«
    Sein Daumen machte eine winzige Bewegung, mit der er die Waffe entsicherte. Harper sah.es. Er stieg in den Ford ein, und der Gedanke, daß er in den eigenen Sarg stieg, schoß ihm durch den Kopf.
    ***
    Wir standen im Flur des Krankenhauses. Ein Arzt erklärte uns bedauernd: »Sie können Dark Rugger nicht sprechen. Seine Verletzungen sind nicht schwer, aber er erlitt einen Schock. Er bekam zwei Beruhigungsspritzen. Außerdem ist der Spezialist für Knochenbrüche dabei, seinen Fuß zu richten und zu gipsen.«
    »Wann können wir ihn sprechen?«
    »Frühestens in zwei Stunden.«
    Ich zerknirschte einen Fluch zwischen den Zähnen. Diese ganze Geschichte war so verfahren. Wahrscheinlich kam es auf die zwei Stunden auch nicht mehr an.
    »Okay«, knurrte ich. »Es ist jetzt zwanzig Minuten vor eins. Wir lassen uns kurz vor drei wieder hier sehen.«
    ***
    Harper kannte New York nicht sehr gut. Er hatte bisher den Ford nach den Anweisungen des anderen gesteuert. Seiner Schätzung nach befanden sie sich immer noch in Manhattan.
    Jack Harper war von einer großen Traurigkeit erfüllt. So, wie die Dinge sich entwickelt hatten, konnte er nichts unternehmen, als sich auf sein Glück zu verlassen. Von Zeit zu Zeit blickte er zu dem Mann auf dem Beifahrersitz hinüber und auf die kleine Pistole, die der Mann in der Hand hielt.
    Er dachte an die Dinge, die er gelernt hatte und die er jetzt nicht anwenden durfte, obwohl er sie gelernt hatte, um sie in solchen Situationen anzuwenden.
    »Verdammt, Mister, warum benutzen Sie diese endlose Fahrt nicht, um sich von dem Wert der Ware zu überzeugen?«
    »Ich wage nicht, Sie aus den Augen zu lassen.« Der Mann grinste jetzt voller Hohn. »Nehmen Sie die nächste Straße rechts!«
    Harper gehorchte. Es war eine ungewöhnlich schmutzige, links und rechts unbebaute Straße, die auf die Öffnung in
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