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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erleichtert darüber. Immerhin war das quälende Warten vorüber. Jetzt wußte sie endlich, woran sie war.
    Aber jetzt stieg die Angst in ihr auf. Jetzt plötzlich war alles so endgültig. So tödlich. Sie würde sterben. Aber sie hatte doch noch nicht einmal richtig angefangen zu leben!
    Sie war noch zu jung zum Sterben.
    »Warum ich?« flüsterte sie. Warum befand sich nicht eine der uralten Hexen an ihrer Stelle, die ein langes Leben hinter sich hatte und dem Tod ohnehin nur durch finstere Tricks jeden Tag aufs neue abringen mußte?
    Gehetzt sah sie sich um. Aus welcher Röhre würde der Drache kommen? Hatte es Sinn, einen Fluchtversuch zu wagen? In eine schmale Felsspalte? Oder an den Felswänden hinauf in die Höhe, um der Reichweite des Drachen zu entgehen?
    Das Kratzen der Krallen und das Tappen der schweren Gestalt wurden immer lauter. Der Drache kam unheimlich schnell heran. Es blieb Ailita keine Zeit mehr, einen Fluchtplan zu schmieden. Den hätte sie sich früher zurechtlegen sollen.
    Aber sie hatte nicht geglaubt, daß es möglich war. Alle anderen vor ihr hatten es doch auch nicht geschafft.
    Verzweifelt stöhnte sie auf, als der Drache seinen kantigen Schädel aus einem der dunklen Höhlengänge schob.
    ***
    Ted Ewigk drückte Carlotta lächelnd den Blumenstrauß in die Hand, den er mitgebracht hatte. »Hast du Lust, ein paar Tage Urlaub zu nehmen?« fragte er nach dem Begrüßungskuß.
    Carlotta zog ihn um sich herum in die kleine Wohnung in den oberen Stockwerken eines römischen Wohnblocks und schloß die Tür. »Ich habe Lust, mich unter die Dusche zu stellen«, sagte sie. »Urlaub? Den bekomme ich doch nicht. Im Gegensatz zu dir muß ich mich nach den Wünschen meines Chefs richten. Warte ein paar Minuten, ich bin gleich fertig.« Sie schlüpfte aus dem weißen Bademantel, den sie sich zum Türöffnen übergeworfen hatte und verschwand im kleinen Bad. »Du solltest vorher anrufen, ehe du so überraschend auftauchst«, sagte sie. »Dann wäre ich fertig gewesen.«
    »Duschen kannst du auch bei mir«, erwiderte er und sah zu, wie das Wasser auf sie herabprasselte. »Und deinem Chef solltest du endlich die Kündigung schreiben. Meine karge Rente reicht für uns beide, wenn wir uns ein wenig einschränken, du diese Hundehütte aufgibst und zu mir ziehst und wir auf die Kaviarbrötchen zum Frühstück verzichten.«
    »Gib nicht so an«, rief sie ihm durch das rauschende Wasser zu. »Karge Rente - pah! Auf deine karge Rente will ich nicht angewiesen sein.« Der Reporter war längst finanziell jenseits von Gut und Böse; sein Millionenvermögen, geschickt angelegt, vermehrte sich schneller, als er es ausgeben konnte. Er arbeitete nur noch, wenn ihn die Abenteuerlust wieder einmal packte, Und seit er nicht mehr vom Streß des Geldverdienens abhängig war, machte ihm die Arbeit noch viel mehr Spaß.
    »Ich gebe dir einen gutbezahlten Job als meine Assistentin«, schlug er vor. »Außerdem kann ich dich dann steuermindernd beim Finanzamt absetzen. Wie sieht’s aus? Feierst du krank oder nimmst du Urlaub?«
    »Wann?« Sie drehte die Brause ab, hüllte sich in ein großes Tuch und ließ sich von Ted abfrottieren.
    »Dieses Wochenende. Wir können sofort aufbrechen, dann sind wir als erste da.«
    »Und wohin?«
    »Frankreich. Loire-Tal. Château Montagne.«
    »Professor Zamorra, dein Freund, der Geisterjäger?«
    »Eben jener. Wir haben eine Einladung bekommen. Ein Freudenfest. Ein paar Leute, die längst für tot gehalten wurden, sind wieder aufgetaucht -übrigens auch meine Freunde. Robert Tendyke und die Peters-Zwillinge.« Er erzählte Carlotta von den Hintergründen, soweit sie ihm selbst bekannt waren. Die schwarzhaarige junge Römerin warf sich im Wohnzimmer in einen Sessel, setzte eine Zigarette in Brand und hörte zu. Der Mittdreißiger, der von der Statur her einem athletischen Wikinger auf Raubzug glich, hockte auf der Tischkante und erzählte. Seinen Schnurrbart hatte er abrasiert, sein ehemals schwarzgefärbtes Haar begann wieder zu erblonden. Er hatte seine Tarnung nicht mehr nötig; er brauchte sich nicht mehr als »Teodore Eternale« vor den Häschern der DYNASTIE DER EWIGEN zu verstecken. Seine Feindin Sara Moon, die ihn lange Zeit hatte jagen lassen und die einen Kopfpreis auf ihn aussetzte, war in sicherem Gewahrsam. Und die Dynastie besaß noch keinen neuen ERHABENEN, nachdem Ted Sara Moon »sichergestellt« hatte, die Dynastie bedeutete momentan also auch keine Bedrohung mehr. Sie hatte
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