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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das ihn nur unnötig geweckt hätte, wenn er doch schlief.
    Erstaunt sah sie, daß das Bett leer war.
    Julian war fort.
    Er befand sich überhaupt nicht mehr in diesem Zimmer. Dabei mußte eben, als Rob und Uschi hineingeschaut hatten, noch alles in Ordnung gewesen sein.
    Hatte er seinen kleinen Raum, in dem sich Bücher, Zeitschriften und Filme stapelten und in dem ein akkubetriebener Computer stand, vielleicht durch das nur angelehnte Fenster verlassen? Mit ein paar Schritten war Monica dort, öffnete es ganz und beugte sich hinaus.
    Von Julian war auch draußen nichts zu sehen.
    Dabei konnte er erst seit ein paar Sekunden weg sein. Vermutlich, als Monica das Geräusch hörte. Aber so schnell konnte er die relativ große Lichtung nicht durchquert haben und zwischen den Sträuchern im Unterholz verschwunden sein, ohne daß sich dort die Zweige noch bewegten.
    Außerdem hätten Rob und Uschi ihn möglicherweise gesehen…
    Mit ihren Gedanken nahm Monica Kontakt zu ihrer Schwester auf und informierte sie von ihrer merkwürdigen Feststellung.
    Wir kommen sofort, gab Uschi telepathisch zurück, und da liefen Rob und sie auch schon auf die Blockhütte zu.
    ***
    Das Werdende genoß jenen anderen Traum. Es brauchte ihn nicht mehr zu steuern. Da waren Bewußtseine, die auf seltsame Weise zueinander in Beziehung standen. Das Werdende beobachtete, analysierte und ließ sich treiben. Der Geist des anderen Träumers war sehr stark, und es war nicht nur der Geist, es war auch der Körper. Alles verschwamm zu einer bizarren Entität miteinander, die Grenzen verflossen. Eine Welt wurde Wirklichkeit.
    Und da war jemand, den der Träumer kannte, ohne ihn jemals zuvor gesehen zu haben. Zumindest nicht mit seinen Augen… und dennoch war dieser Jemand ihm nicht fremd. Dem Werdenden auch schon seit einiger Zeit nicht mehr.
    Denn es bestand eine energetische Verbindung zu etwas, das jenem gehörte.
    Unsichtbare Fäden verknüpften sich miteinander.
    Und ein Bruch zwischen den Welten entstand. Ein Übergang.
    Das Werdende hätte es nicht einmal verhindern können, wenn es gewollt hätte. Aber es wollte es ja nicht.
    Es verfolgte aufmerksam träumend die neue Variante. Und es überließ die Traumsteuerung jetzt vorwiegend dem anderen Träumer, um nur in Krisenfällen eingreifen zu können.
    Etwas anderes tastete ganz kurz nach ihm, aber es gab keinen Kontakt. Die unsichtbaren geistigen Fühler zogen sich zurück, ehe es zu einer Berührung kommen konnte.
    Das Werdende achtete nicht darauf. Es hoffte, bald wieder neue Kraft zugespiegelt zu bekommen.
    ***
    Der Mann im Seidenanzug hatte dem »Schatten« eine Hand auf die Schulter gelegt und schob den Neger auf die Tür des Luxus-Oldtimers zu. Ombre machte einige Schritte, dann zögerte er plötzlich aus irgendeinem Grund, der am Anzugträger unklar blieb. Aber als Ombre sich dann duckte und einstieg, geschah etwas Seltsames.
    Der Mann, den der Anzugträger nur unter seinem Spitznamen Ombre kannte, verschwand einfach.
    Er stieg in das Auto, und kam doch nie in dessen Innerem an!
    Von einem Moment zum anderen war er verschwunden. So, als hätte es ihn nie gegeben. Wenn der Anzugträger nicht Augenblicke vorher noch die Schulter dieses Mannes unter seiner Hand gespürt hätte, hätte er möglicherweise an eine Halluzination geglaubt. Aber l’ombre war echt gewesen. Alles andere als nur ein Schatten. Aber jetzt war er fort, wie Schatten verschwinden, wenn das Licht eingeschaltet wird.
    Der Leibwächter war zumindest ebenso verblüfft. Die Waffe sprang ihm förmlich von selbst in die Hand, und er sicherte nach allen Seiten. Dann rieb er sich die Augen, und erst, als er den ratlosen Gesichtsausdruck seines Chefs bemerkte, begriff er wohl, daß er sich nicht geirrt hatte, als er einen Menschen vor seinen Augen ins Nichts verschwinden sah.
    »Sir… was - was war das? Wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht«, keuchte der Anzugträger. Er war ratlos. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt. Menschen konnten doch nicht einfach verschwinden! Und schon gar nicht, wenn sie sein Auto bestiegen!
    Er selbst hatte plötzlich panische Angst, sich noch einmal in den Duesenberg zu setzen.
    »Verkauf die Kiste!« fauchte er seinen Leibwächter an. »Und wenn’s für zwanzig Dollar ist! Und ruf ein Taxi, verdammt, aber ein bißchen plötzlich! Ich will hier fort!«
    An Orten, wo es spukte, hatte es ihn noch nie halten können.
    Den Ehrgeiz, nach Ombres Verbleib zu forschen, hatte er nicht. Er war froh,
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