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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorbehaltlos seinen Freund nennen konnte. Dem er half, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, der ihm unter den gleichen Voraussetzungen unter die Arme griff, wenn es nötig war.
    Ein dunkler Duesenberg glitt fast lautlos heran und stoppte nur ein paar Meter von dem Lokaleingang entfernt. Ein Mann im eleganten Seidenanzug, eine Zigarre im Mundwinkel und an jedem Finger mindestens einen Brillantring, kletterte aus dem teuren Oldtimer. Ein schwarzgekleideter Mann blieb neben dem Fahrzeug stehen, eine Hand in der Nähe des Pistolengriffs, der aus dem offen getragenen Schulterholster ragte. Der Mann war eigens dazu da, aufzupassen, daß sich niemand an dem Prunkstück von Auto vergriff.
    Der Mann im Seidenanzug strebte die Lokaltür an.
    Cascal löste sich aus der Unauffälligkeit. Der Schatten pfiff eine kurze Tonfolge. Der andere, der sein Geld mit allem Möglichen, nicht aber mit ehrlicher Arbeit, verdiente, blieb stehen und wandte den Kopf.
    »Ombre«, sagte er leise. Er lächelte. »Tut mir leid, daß ich mich etwas verspätet habe. Aber die Geschäfte…«
    Geschäfte, die er vorwiegend dann abschloß, wenn anständige Menschen längst ihren Feierabend genossen. Cascal interessierte es nicht. Er hatte dem Mann geholfen, als dieser ausnahmsweise ein einziges Mal zu Unrecht von der Polizei einer Straftat bezichtigt wurde. Cascal war zufällig auf entlastendes Material gestoßen und hatte es beschafft und anonym zur Verfügung gestellt; nur der Mann im Seidenanzug wußte, daß der Schatten es gewesen war, dem er seine Freiheit verdankte. Dabei war es eher ein Zufall gewesen, daß Cascal über dieses Material stolperte.
    Nun war der andere ihm verpflichtet.
    »Gehen wir hinein, ombre?« Er deutete auf die offene Tür des Jazzlokals. Cascal schüttelte den Kopf. »Besser - nicht, Sir. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß ich in dieser Nacht im Fond Ihres Autos sicherer bin.«
    »Wie Sie meinen, ombre. Bitte, steigen Sie ein. Ihre Sicherheit ist mir eine Menge wert. Möchten Sie, daß der Wagen in Bewegung ist, während wir uns unterhalten?«
    Cascal nickte. Er dachte an das Unheimliche, das ihn aus dem Unsichtbaren heraus berührt hatte. Vielleicht konnte er ihm entgehen, wenn er den imaginären Bannkreis verließ. »Ihr Fahrer kann ruhig Tempo vorlegen, Sir.«
    »Gut«, sagte der Mann im Seidenanzug. Der Schwarzgekleidete mit der offen getragenen Waffe, für die er höchstwahrscheinlich sogar eine Lizenz besaß, öffnete den Wagenschlag. Cascal ging auf den Duesenberg zu.
    In der letzten Sekunde spürte er ein grelles Glühen dort, wo er das Amulett vor seiner Brust trug, und glaubte eine Falle vor sich zu sehen, in die er genau hineintappte.
    ***
    Zamorra hatte das Amulett aus dem Safe genommen. Wenn er sich innerhalb der abgeschirmten Sphäre des Châteaus befand, die kuppelförmig das gesamte Grundstück schützte, brauchte er es nicht zu tragen. Hier hatte er keinen dämonischen Angriff zu fürchten. Zwar hatte es ein oder zwei Male der Fürst der Finsternis geschafft, die Abschirmung mit Tricks wie Zeit- oder Dimensionsverschiebung zu unterwandern, aber das gehörte zu den ganz großen Ausnahmen, an die eigentlich nur noch die restaurierten Bereiche erinnerten, die beim letzten großen Angriff im Feuersturm niedergebrannt und mittlerweile endlich wieder erneuert worden waren. Dazu gehörte auch Zamorras Arbeitszimmer. Der Safe funktionierte allerdings immer noch nach der altbewährten Methode - eine so gut wie fugenlose Tapetentür, daneben an einer Stelle, die nur Zamora, Nicole und inzwischen Raffael Bois, dem Diener, bekannt war, unter der Tapete Sensortasten. War der richtige Zahlencode eingetippt, öffete der Safe sich für genau drei Sekunden, und danach konnte keine Macht der Welt die Elektronik hindern, ihn wieder zu schließen. Wehe dem Dieb, der dann noch seine Hand dazwischen hatte, sollte er tatsächlich die unsichtbare Tastatur finden und auch den Code geknackt haben. Nur wer hundertprozentig wußte, wo genau das lag, was er herausholen wollte - weil er es selbst hineingelegt hatte -, dem reichten diese drei Sekunden aus.
    Eine weitere Sicherheitsmaßnahme war die Funkalarmierung bei der Polizeidienststelle in Feurs, dem nächsten größeren Ort, sobald der Schließmechanismus auf einen Widerstand traf. Zum Beispiel auf die Diebeshand, die bei diesem Vorgang nicht ohne erhebliche Blessuren davonkam…
    In diesem Safe bewahrte Zamorra wichtigste Unterlagen auf, aber auch magische Waffen. Das Amulett fand
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