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0444 - Sparks jagt Zombies

0444 - Sparks jagt Zombies

Titel: 0444 - Sparks jagt Zombies
Autoren: Werner Kurt Giesa
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starrte er den Leichnam an. Der Tote hatte sich jetzt zu voller Größe aufgerichtet. Langsam drehte er den Kopf, streifte mit seinem grauenhaften leeren Blick den Chinesen und sah dann Moroto an.
    Der deutete auf Lao.
    »Jener ist der Herr«, sagte er kehlig. »Du gehorchst ihm. Du tust alles, was er dir befiehlt.«
    Der Zombie nickte.
    Lao Si-Hüan schluckte. »Wird er mich verstehen?« fragte er leise.
    »Sicher«, sagte Moroto.
    Lao straffte sich. Er sah den Zombie an. »Nenne mir deinen Namen«, befahl er. Der Zombie bewegte die Lippen, aber kein Laut ertönte.
    »Er kann nicht sprechen, Sir«, sagte Moroto spöttisch. »Was haben Sie erwartet?«
    »Sie sagten, er kann alles, was ein Lebender auch kann. Er habe nur keinen eigenen Willen mehr, und er lasse sich nicht mehr töten, weil er schon tot sei.«
    »Das ist richtig. Aber haben Sie schon mal davon gehört, daß ein Toter spricht, Lao? Er ist ein Roboter, mehr nicht.«
    Der Chinese hatte sich wieder gefaßt. »Dann kann er wenigsten niemanden verraten«, erkannte er. »Das ist gut.«
    Er sah den Zombie auffordernd an und machte eine Kopfbewegung in Richtung Moroto. »Töte ihn«, sagte er.
    »He, verdammt«, stieß der Neger hervor. »Das können Sie nicht machen, Sir!«
    Lao Sin-Hüan lächelte unergründlich.
    Der Zombie bewegte sich auf seinen Erwecker zu. Der Neger wich zurück. »Rufen Sie ihn zurück, Sir! Was soll das? Warum tun Sie das?«
    Lao schwieg. Er sah zu, wie sich der Zombie bewegte. Es sah langsam aus, aber in Wirklichkeit bewegte er sich so schnell wie jeder lebende Mensch, oder gar schneller. Und er schien in dem Zwielicht sehen zu können wie eine Katze. Mit traumhafter Sicherheit wich er Bodenunebenheiten aus und überschritt Stufen, ohne hinzuschauen, während der immer weiter zurückweichende Neger strauchelte und mehrfach zu stürzen drohte.
    »Verdammt, pfeifen Sie ihn zurück! Was habe ich Ihnen getan?« schrie Moroto.
    Immer noch schwieg Lao.
    Moroto begann zu rennen. Da bewegte auch der Zombie sich schneller. Moroto hatte keine Chance. Aus kalten Augen beobachte Lao, wie Moroto starb. Der Zombie kehrte mit seiner blutigen Trophäe zurück; er beschränkte sich darauf, den Kopf des Opfers zu präsentieren, statt sich mit dem ganzen Körper abzuschleppen.
    »Gut«, sagte Lao. »Vergrabe ihn in dem Loch, aus dem du gekommen bist. Den Kopf und den Rumpf. Danach wirst du mir folgen. Wir müssen dich in ein Versteck bringen, bis es soweit ist, dich einzusetzen.«
    Stumm gehorchte der Zombie.
    Lao Si-Hüan lächelte. Der Voodoo-Zauberer, den er angeheuert hatte, stellte keine Gefahr mehr dar. Er würde keinen zweiten Untoten erwecken können, und er würde auch nicht hinterrücks das Kommando über diesen Zombie wieder an sich bringen können. Lao hatte nur zu seiner eigenen Sicherheit gehandelt. Er haßte Überraschungen.
    Außerdem hatte er, was er wollte. Er besaß einen genügenden Rest jener Flüssigkeit, und die Erweckungsworte hatte er auf einem kleinen Recorder aufgenommen, den er unter seiner Anzugjacke trug. Moroto hatte von diesem Mitschnitt garantiert nichts geahnt. Von dieser Sekunde an war Lao nicht mehr auf den Voodoomaster angewiesen. Er konnte jetzt selbst Zombies »produzieren«.
    Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Moroto selbst zu einem Zombie zu machen. Das wäre der Idealfall gewesen. Aber der Untote hatte dem Voodoo-Mann den Kopf abgerissen. Selbst wenn Moroto trotzdem noch wiedererweckt hätte werden können -ein kopfloser Zombie nützte dem Chinesen nichts. Er wäre viel zu auffällig.
    Ungerührt sah er zu, wie der Untote seine Arbeit verrichtete. Dann verließ er den Friedhof.
    Vielleicht würden sich am Tage Menschen Gedanken darüber machen, daß hier gegraben worden war. Aber wer würde schon nachforschen?
    Die Polizei von Hongkong hatte anderes zu tun. Sofern sie überhaupt jemand alarmierte. Und daran glaubte Lao Si-Hüan nicht.
    ***
    Wer mit einem der unzähligen Boote oder Schiffe den breiten Tsim Tsa Tsui befuhr, den breiten Hafenbereich, der Victoria und Kowloon, Insel und Festland von Hongkong, voneinander trennte, sah rechts und links nur Hochhäuser westlicher Prägung. Himmelhohe Bauten von teilweise architektonischer Kühnheit, meist aber mehr oder weniger häßliche Konstruktionen aus Glas und Beton.
    Wer sich aber in die Straßenschluchten hinein begab, der erlebte die orientalische Farbenpracht des alten Chinas. Zahllose kleine Läden mit bunten Reklametafeln, sowohl in chinesischer
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