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0440 - Odins Raben

0440 - Odins Raben

Titel: 0440 - Odins Raben
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Diesmal aber nicht allein mit einem geistigen Abtastversuch, sondern in voller Lebensgröße.
    Totstellen, flüsterte das Amulett ihm in seiner lautlosen Art abermals mahnend zu. Der vage Eindruck einer unbeherrschten Furcht war aber nicht mehr mit dabei. Das Amulett sah also Chancen…
    Aber es verriet nicht, wer sich näherte und Aggressivität ausstrahlte. Zamorra wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Er atmete kaum, und er hoffte, daß Nicole neben ihm sich genauso verhielt und keinen Fehler machte. Dann war das Unheimliche fast unmittelbar über ihnen, und Zamorra merkte, wie Angst sich in ihm ausbreitete.
    Ihren Ursprung konnte er sich nicht erklären.
    Er war in seinem Leben schon so viele hundert Mal in lebensgefährlichen Situationen gewesen, daß er sicher war, sich kaum noch vor etwas wirklich zu ängstigen. Er hatte gelernt, mit Gefahren fertig zu werden und Angst zu beherrschen. Das einzige, was er fürchtete, war, Nicole zu verlieren. Er liebte sie mit jeder Faser seines Körpers und mit allem, was seine Seele an Energie mobilisieren konnte, und er wußte, daß er selbst daran zerbrechen würde, wenn Nicole starb. Umgekehrt war es nicht anders. Ein fast unglaublich intensives Band der Gefühle fesselte sie aneinander. Daß dieses Band zerrissen werden könnte, war das Schlimmste, was Zamorra zu fürchten hatte.
    Aber diesmal war es noch anders.
    Der Unheimliche, der jetzt über ihm stand oder schwebte, sandte eine angsteinflößende Aura aus. Zamorra hatte das Bedürfnis, vor dem Fremden auf die Knie zu fallen und ihm alles zu versprechen, wenn jener ihm nur seine Gnade erwiese. Aber die Drohung, die in der fremden Aura mitschwang, ließ ihn befürchten, daß der Fremde gnadenlos war.
    So etwas hatte Zamorra bislang nicht einmal bei dem schlimmsten aller Dämonen erlebt, mit denen er zeitlebens zu tun gehabt hatte.
    Nur mit Mühe konnte er ein angstvolles Aufstöhnen unterdrücken. Er war nahe daran, die Beherrschung über sich zu verlieren. Er wollte aufspringen und fliehen, er wollte um Hilfe schreien… und er fürchtete, daß seine Seele verbrennen würde, wenn er den Kopf hob und den Fremden anzusehen wagte.
    Die Aura wurde noch intensiver. Es schien, als wisse der andere genau, daß sich Zamorra und Nicole hier befanden, könne sie aber nicht sehen und wolle sie trotzdem finden. Zamorra erzitterte. Er fror innerlich; etwas, das ihm seit Jahren nicht mehr passiert war. Er wünschte sich weit fort von hier. Wie sollte er gegen den Fremden bestehen, der ihm so unendlich überlegen war? Der Stärke aussandte, und Erbarmungslosigkeit. Die gnadenlose Kälte eines Wesens, das nicht menschlich war, das zum Herrschen geboren war und nichts und niemandem neben sich zu dulden gewillt war. Höchstens unter sich…
    Und dann war es vorbei.
    ***
    Ted Ewigk erwachte.
    Es war ein eigenartiges Erwachen. Er glaubte, außerhalb seines Körpers zu schweben. Als er die Augen öffnete, sah er sich selbst unter sich liegen. Es bestürzte ihn. War es Beschreibungen zufolge nicht, als wäre er gestorben, und seine Seele habe sich fast von seinem Körper gelöst, um den Weg ins Hohe Leuchten zu suchen!
    Sekundenlang erfaßte ihn Panik. Er wollte doch nicht einfach so sterben -nicht, ohne sich von Carlotta verabschiedet zu haben!
    Aber dann spürte er die Annäherung an seinen Körper. Die Distanz verringerte sich. Er glitt in die körperliche Hülle zurück, verschmolz wieder mit ihr. Seine Betrachter-Perspektive wechselte. Er sah nicht mehr von oben auf sich selbst herab, sondern er sah durch seine eigenen Augen.
    Aber er war nicht fähig, sich zu bewegen. Er war nicht einmal sicher, ob er atmete. Vielleicht stand für seinen Körper die Zeit still, während nur sein Geist verstreichende Sekunden und Minuten erleiden mußte.
    Er erinnerte sich daran, auf einem Felsplateau gestanden zu haben. Er hatte in der Ferne über einer Schlucht eine Kuppelplattform gesehen, die sich bewegte. Und dann…
    Dann war der Dhyarra-Schock gekommen.
    Er wunderte sich, daß er keine schmerzhaften Nachwirkungen verspürte. Oder sollte die Lähmung eine solche Nachwirkung sein? Wenn ja, hatte er nichts dagegen. Es war besser, als diese unerträglichen Schmerzen in Geist und Körper zu spüren, die ihm den Verstand rauben konnten. Gelähmt zu sein, damit konnte er fertig werden. Er war es schon einmal gewesen, für viele Monate, nachdem in seinem Auto eine magische Bombe explodiert war.
    Er konnte sich immer noch nicht bewegen, als er erkannte,
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