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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
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Hätte ich noch auf den möglichen Anruf warten sollen? Verschwendete ich nicht kostbare Zeit, indem ich jetzt in die Bowery raste?
    Ich rief die Leitstelle. »Ist was über Phil bekannt?« fragte ich Steve in der Zentrale.
    »Mr. High ist auf dem Wege ins Hospital. Er hat vorher den Arzt angerufen, doch der konnte ihm noch nicht? sagen.«
    »Okay. Danke. Laß die Wohnung von Catrin Gilmore überwachen. Setz einen in ihre Wohnung und stell einen vor das Haus. Wenn sich jemand nach Catrin erkundigt, bitte sofort überprüfen.«
    »Wird erledigt. Wann machst du Schluß, Jerry?«
    »Bald. Ich bin jetzt auf dem Weg in die Bowery. The Kindred Souls Mission.«
    Ich hing ein. Ich fuhr zu schnell, um längere Zeit nur mit einer Hand zu steuern. Mir fehlte eben Phil.
    Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Die Gegend wurde trister, die Leuchtreklamen primitiver, die Häuser kleiner, schmalbrüstiger… ich war in der Bowery.
    The Kindred Souls Mission war ein übler Schuppen. Holzbaracke. Langgestreckt, aber große, saubere Fenster. Hinter einem Fenster brannte Licht. Ich klopfte an die Tür, hörte ein verschlafenes »Come in«, machte die Tür auf und stand einer etwa 50jährigen Frau gegenüber, die eine schneeweiße Schürze trug und eine Haube, wie sie Krankenschwestern meist tragen.
    »Ich bin Jerry Cotton«, sagte ich und hielt ihr den FBI-Stern hin.
    »Ist Mr. Costella noch zu sprechen?«
    Die Frau schaute nur kurz auf den Stern, dann schaute sie mir ins Gesicht. Ich hielt ihrem Blick stand. Sie hatte harte, kantige Ecken im Gesicht, aber ihre Augen blickten eigenartig weich. Ihr Haar war angegraut.
    »Sie sind müde«, sagte sie leise. Ihre Stimme klang weich, obwohl ich den Dialekt der europäischen Südländerin heraushörte, der sich durch einige harte Laute gut erkennen läßt. »Warum wollen Sie zu dieser Zeit Mr. Costella sprechen?«
    »Es ist sehr wichtig«, sagte ich nur.
    »Ich glaube nicht, daß es zur Zeit auch nur eine Sache gibt, die Mr. Costella wichtig genug erscheint, mitten in der Nacht einen Besucher zu empfangen.« Obwohl es eine erstaunlich harte Ablehnung war, hörte sie sich aus ihrem Mund noch freundlich an. Die Frau schaute mir die ganze Zeit in die Augen, als ob dort geschrieben stünde, was ich wohl mit Mr. Costella zu bereden hätte.
    »Wann war Mr. Costella zuletzt hier?« fragte ich.
    »Oh, das ist schon lange her.«
    »Lange?« wiederholte ich erstaunt. »Ist Mr. Costella nicht ständig hier, um seine Freunde zu betreuen?«
    »Auch das ist schon lange her«, sagte die Frau, und ich hörte Traurigkeit in ihrer Stimme. »Mr. Costella ist krank.«
    »Ist er so krank, daß er sein Lebenswerk im Stich lassen muß?« fragte ich. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr müde. Ich war sogar hellwach. Wenn nicht eine Fata Morgana mich narrte, war das eine Spur!
    »Er hat Krebs«, sagte die Frau. Ich hatte Mühe, sie zu verstehen, so leise hatte sie diesen Satz geflüstert. »Er will sich seinen armen Freunden nicht in seinem jetzigen Zustand zeigen. Er sagt, das könnte sie zweifeln lassen. Die Güte unseres Herrn…«
    »Seit wann weiß er ungefähr von seiner Krankheit?« wollte ich hören.
    »Wenig mehr als ein halbes Jahr wird es jetzt her sein«, antwortete die Schwester. Ihr standen die Tränen in den Augen.
    Doch eine Fata Morgana?
    »Wissen Sie, wo ich Mr. Costella jetzt erreichen kann?« fragte ich. »Er muß doch wenigstens noch mit Ihnen in Verbindung stehen.«
    »Nur telefonisch. Wir unterhalten uns fast jeden Tag am Telefon, er läßt sich von jedem seiner Schützlinge erzählen, er hilft mir, sein Werk an seiner Statt fortzuführen.«
    »Können Sie mir bitte die Telefonnummer geben?« fragte ich. »Vielleicht habe ich Glück und erreiche ihn noch in dieser Nacht.«
    Die Frau sah mich entsetzt an. »Sie dürfen Mr. Costella nicht stören. Es wäre ungerecht, ihn um den Schlaf zu bringen.« Sie sah mich flehentlich an. »Bitte.«
    »Es hängt sehr viel davon ab, daß ich so schnell wie möglich mit Mr. Costella spreche«, sagte ich eindringlich. »Es gehört wirklich nicht zu meinem Vergnügen, nachts kranke Menschen aus dem Bett zu holen. Wenn ich darauf bestehe, handelt es sich wirklich um etwas sehr Wichtiges.«
    Sie dachte einen Augenblick nach, dann schien sie mir zu glauben. »Hier haben Sie die Nummer«, sagte sie und wies auf eine Liste, die auf einem kleinen Tisch neben der Tür lag.
    Um keine Zeit zu verlieren, bat ich die Schwester, mich von ihrem Anschluß telefonieren zu
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