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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
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wolltest du bei ihr?«
    »Ich sollte sie zum Boß bringen.«
    »Und wo ist der Boß?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich wurde wütend. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte vergessen, daß FBI-Beamte ihre persönlichen Gefühle auch bei den skrupellosesten Gangstern zurückstellen müssen. Aber hier ging es um ein Menschenleben. Catrin war in höchster Gefahr! Okay, sie hatte mich in Los Angeles ganz schön aufs Kreuz legen wollen, aber jetzt saß sie in der Klemme. Und dieser Schurke versuchte mir klarzumachen, daß sein Boß zwar Catrin sehen wollte, daß er aber nicht gesagt hätte, wo er zu erreichen wäre.
    Er muß an meinem Gesichtsausdruck gesehen haben, daß ich nicht viel länger gewillt war, das Spiel mitzumachen. »Der Boß wollte in der Wohnung der Puppe anrufen«, sagte er schnell. »Ich sollte auf diesen Anruf warten. Am Telefon hätte er mir dann gesagt, wohin ich kommen sollte.«
    »Dann müßte der Anruf ja noch kommen«, sagte ich. ’
    »Yeah«, knurrte Switch. »Wenn der Boß es sich nicht anders überlegt hat, muß der Anruf noch kommen.« Er sprach schwerfällig, und ich hatte einen Augenblick lang das Gefühl, als ob er sich über mich lustig machen wollte.
    Wir waren unten angekommen, inzwischen war ein weiterer Streifenwagen angekommen. Ich hätte dem Gangster gern noch ein paar Fragen gestellt, aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit.
    Während ich den Cops ein paar Anweisungen gab, lief ich zurück. Hinter mir hörte ich die Boys von der Ambulanz, die endlich eingetroffen waren.
    Phil war inzwischen wachgeworden, aber er konnte sich nicht bewegen. Eine tiefe Schramme auf seinem Hinterkopf war dick angelaufen, ich hielt es nicht für ausgeschlossen, daß er einen Schädelbruch davongetragen hatte. Wieder spürte ich eine unbändige Wut in mir auf steigen!
    Ich mußte den Boß noch in dieser Nacht stellen!
    Die beiden Männer von der Ambulanz packten meinen Freund und legten ihn behutsam auf die Bahre. Phil hatte die Augen wieder geschlossen. »Benachrichtigen Sie Mr. High«, bat ich den Cop. »Fahren Sie bitte mit ins Krankenhaus und bleiben Sie da, bis Mr. High eingetroffen ist. Er wird sich Phil bestimmt noch ansehen wollen.«
    Eine Minute später war ich allein im Zimmer, setzte mich auf die Couch und starrte gebannt auf das Telefon. Weiß, Kringelschnur, Adreßbuch mit Goldschnitt. Auf dem Umschlag ein verschnörkeltes, zierliches »C«. Für einen Augenblick tauchte Catrin wieder vor mir auf, die attraktive raffinierte Catrin. Daß sie mir überhaupt ihren richtigen Namen gesagt hatte!
    Warum war der Boß scharf auf sie? Sie w'ußte doch nichts. Vielleicht wußte das der Boß wiederum nicht. Er wollte nur sichergehen. Wenn nur der Anruf bald käme. Ich saß hier untätig, während ich darauf brannte, dem Boß gegenüberzustehen. Aber wo sollte ich ihn suchen. Warum rief er nicht an? Hatte Switch mich hereingelegt?
    Meine Gedanken, hielten mein Gehirn so beschäftigt, daß ich das erste Klingeln nicht hörte. Dabei stand das Telefon vor mir. Weiß. Kringelschnur.
    Ich wartete noch einen Herzschlag, bevor ich abnahm. Ich war aufgeregt wie ein Pennäler vor der ersten Dance-Lesson.
    »Hallo?«
    Eine weibliche Stimme meldete sich. »Sorry. Habe ich mich verwählt? Ich wollte mit -Catrin Gilmore sprechen.«
    »Wer ist am Apparat?«
    Hatte Switch mit dem Boß ein Erkennungszeichen verabredet? Eine besondere Redewendung? Spielte die Frau am anderen Ende mit dem Boß zusammen, oder war sie wirklich nur eine harmlose Anruferin, eine Freundin?
    »Hier ist Maggie, aber so geben Sie mir doch Catrin, bitte. Ich muß ihr ein paar Neuigkeiten erzählen. Sie kann morgen früh bei dem Star-Fotograf Bennix drankommen…«
    Ich legte auf. Ich war plötzlich entsetzlich müde. Ich stand auf. Unendlich langsam ging ich durch das Zimmer zur Diele. Hier hatte es Phil erwischt. Im Krankenhaus würde man mir jetzt noch nichts sagen können.
    Ich mußte ’raus. Sollte der Boß doch anrufen, so lange und so oft er wollte. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß der neue Tag bereits dreieinhalb Stunden alt war.
    The Kindred Souls Mission. Bowery. Da müßte doch jetzt noch Betrieb sein. Solche Häuser haben doch um diese Zeit Hochsaison. Ihre »Kunden« stellen meist zu dieser fortgeschrittenen Zeit fest, daß sie kein Geld mehr haben, daß sie nicht wissen, wo sie die Nacht bleiben sollen.
    Als ich im Jaguar saß, merkte ich wieder, wie sehr mir Phil fehlte. Vielleicht hätte er jetzt eine bessere Idee gehabt.
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