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0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern

0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern

Titel: 0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern
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schön!« giftete ich zurück. »Bis dann also. Aber eines ist Ihnen hoffentlich klar: Wenn Sie irgend etwas von dieser Sache wissen, gefährden Sie ein Menschenleben.«
    »Vollkommen klar. Ich habe etwa zehn Minuten für Sie reserviert.«
    Ich winkte Phil und schnappte mir meinen Hut. Phil quetschte sich im Hof der Fahrbereitschaft in den Jaguar. Ich klemmte mich hinter das Steuer.
    Der Empfang war noch nicht einmal so großartig, wie ich ihn erwartet hatte. Wir sagten unsere Namen, und alles ging sehr diskret vor sich.
    Roger Delaine, der unumschränkte Herrscher über einen gewaltigen Kunststofftrust, wirkte aus der Nähe nicht so grimmig, wie er sich am Telefon gegeben hatte.
    »Sie bringen mich also mit einer Kidnappergeschichte in Verbindung, wenn ich Sie recht verstanden habe. Sie schließen das aus der Tatsache, daß ich meine Bank beauftragt habe, mir die Summe von zehntausend Dollar in kleinen Scheinen hierher ins Büro zu schaffen. Aber ich darf Ihnen versichern, daß ich absolut nichts damit zu tun habe.«
    »Mr. Delaine, haben Sie Kinder?« fragte ich.
    »Mein Sohn Archie ist sieben Jahre alt. Vor knapp zehn Minuten hat ihn das Kindermädchen gebadet. Es kann also keine Rede von einem Kidnapping sein. Haben Sie gedacht, daß man mich um lumpige zehntausend Dollar erpressen würde?«
    »Natürlich haben wir uns das überlegt. Die Tatsache bleibt aber bestehen, daß Sie genau heute morgen die Summe brauchen, die die Kidnapper von der Mutter verlangt haben.«
    »Wieder ein Irrtum, Gentlemen! Archie hat keine Mutter mehr. Meine Frau ist vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen meine Adresse. Fahren Sie hin und überzeugen Sie sich selbst, daß Archie wohlauf ist. Können Sie mehr von mir verlangen?«
    »Kaum«, gab ich zu. »Ich danke Ihnen, Mr. Delaine. Dennoch hätte ich noch eine Bitte: Stimmen Sie einer Überwachung Ihres Telefons zu?«
    Er sah mich an wie ein Beinamputierter, dem man Rollschuhe verkaufen will.
    »Wozu das?« Sein Ton wurde beinahe schroff. Ich zuckte die Achseln und erhob mich. Delaine drückte auf die Taste der Rufanlage.
    »Mrs. Malone, führen Sie die Herren hinaus!« Doch gleich darauf überlegte er es sich wieder anders. »Nein, warten Sie! Gehen Sie hinunter in die Lohnbuchhaltung und holen Sie mir die Unterlagen für die Steuer!«
    Delaine öffnete uns selbst die Tür und begleitete uns in das Vorzimmer. Mrs. Malone, mit der er eben gesprochen hatte, war schon nicht mehr da In der Tür prallte Delaine mit einem jungen Mann zusammen, der eine Schirmmütze mit dem Firmenzeichen trug. Offenbar ein Laufbursche. Der Junge entschuldigte sich stotternd und drückte Delaine ein Päckchen in die Hand.
    Statt den Lift zu benutzen, ging ich mit Phil die Treppen hinab. Ich wollte wenigstens einen schwachen Eindruck von Delaines Reich einfangen. Auf dem nächsten' Treppenabsatz begegnete uns eine junge Lady. Phil, der sich schon beim ersten Anblick für hübsche junge Damen begeistern kann, lächelte ihr zu. Doch sie preßte sich scheu an die Wand.
    Ich hätte schwören können, daß ihre karmesinrot geschminkten Lippen zitterten.
    ***
    Roger Delaine ging langsam in sein Zimmer zurück. Die Unterredung hatte ihn mehr angestrengt, als er sich selbst zugeben wollte. Diese G-men verstanden ihr Handwerk, das mußte man ihnen lassen.
    In seinem Büro stellte er sich an das Fenster. Er hielt immer noch das Päckchen in der Hand, das ihm der Bote überreicht hatte. Sein Blick fiel hinunter auf die Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Mann und blickte herauf. Ihre Augen trafen sich. Delaine trat schnell zurück. Er vermutete einen FBI-Agenten in dem Mann. Aber er irrte sich.
    Mechanisch begannen seine Finger die Schnur aufzuknoten, die das Päckchen zusammenhielt. Das braune Packpapier raschelte, und darunter'kam eine flache Pappschachtel zum Vorschein. Delaine hob den Deckel ab. Seine Brauen zogen sich zusammen, er starrte verständnislos auf den Inhalt: eine blonde Haarlocke und eine rosarote Schleife. Plötzlich dräng ihm die Bedeutung dieser Gegenstände ins Bewußtsein. Er legte schnell den Deckel wieder auf und suchte nach dem Packpapier, das er achtlos auf den Schreibtisch geworfen hatte. Er entzifferte die Aufschrift und erkannte, daß das Päckchen an Mrs. Malone adressiert worden war. Zu jeder anderen Zeit wäre ihm dieses Versehen peinlich gewesen. Jetzt aber war er froh darüber. Lil Malone brauchte das nicht zu
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