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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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stilisierte Teufel, auf der anderen ein Mönch, der seinen Glauben verraten hatte.
    Beide paßten zusammen wie der Deckel und der Topf. Eine bessere Verbindung konnte es gar nicht geben. Aber einer von ihnen lebte, der andere bestand aus Stein oder aus versteinerten Schlangen.
    Mir fiel ein, was in der Bibel stand. Die Schlange hatte den Menschen verführt. Seit dieser Zeit war sie dazu verflucht worden, auf dem Boden zu kriechen.
    Sie war zum Sinnbild des Bösen geworden, zu einem Mythos, die dem Menschen Schlechtes wollte, und diese Legende hatte sich auch die Zeiten über gehalten.
    Mir persönlich sind Schlangen nicht unsympathisch. Die Tiere müssen sein, man kann sie bewundern, wenn sie sich lautlos und geschmeidig bewegen, aber in Verbindung mit gefährlicher Magie wurden sie zu Boten der Hölle, zu Dienern des Teufels.
    Wie auch jetzt.
    Die übrigen Gäste hielten einen respektvollen Abstand, nur Diaz war näher an die beiden herangetreten. Er betrachtete den Thron sehr genau und strich mit beiden Händen über die versteinerten Schlangenkörper, deren erstarrte Köpfe sich in alle Richtungen gedreht hatten.
    Was bedeutete das?
    Ich blickte am Thron vorbei und suchte einen Ausgang. Dort, wo der Fackelschein soeben noch hindrang, sah ich die beiden Toten. Die Männer hatten sie mitgeschleppt und zur Seite gelegt. Ob sie eine magische Bedeutung hatten, war mir noch nicht klar.
    Auch der auf dem Thron sitzende Mönch mit der Schlangenhand bewegte sich nicht. Er atmete nicht, er sprach nicht. Er glich selbst einer Figur, die jemand entworfen hatte.
    Diaz sprach mich an. »Jetzt siehst du Vasco, den Mönch mit der Schlangenhand!«
    »Ja«, antwortete ich rauh. »Ich sehe ihn. Aber ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat.«
    Diaz zog ein ungläubiges Gesicht. »Weißt du nichts über den Teufel? Hast du nicht gehört, daß er als Schlange aufgetreten ist?«
    »Das kenne ich.«
    »Dann brauchst du dir die Schlangen nur anzusehen. Sie sind der Teufel. In jeder einzelnen steckt der Geist der Hölle, den Vasco heraufbeschworen hat.« Diaz deutete auf die Schlangenhand. »Das ist sein Zeichen. Der Satan hat ihn für alle Zeiten mit der Schlangenhand versehen. Er sorgt dafür, daß jeder erkennen kann, zu wem er gehört. Er hat sich damals entscheiden müssen und sich auch entschieden.«
    »Wann war das?«
    »Vor über 200 Jahren.«
    »Und was passierte dort?«
    Diaz lächelte. »Ich bin nicht dabeigewesen, ich kann es dir zwar sagen, aber…«
    »Lebst du nicht schon so lange?« erkundigte ich mich.
    »Ja.«
    »Dann kannst du berichten.«
    Diaz sah sich um. Niemand hatte einen Einwand. Auch auf dem Thron rührte sich nichts. Er nickte bedächtig. »Ja, ich werde dir sagen, was ich weiß. Vasco, der Mönch, gehörte zu den Menschen, die andere bekehren sollten. Er hielt sich auf den Schiffen auf. Er war ein Pfarrer für die Meere. Aber er kehrte eines Tages nicht mehr ins Kloster zurück, weil er eine Begegnung mit dem Teufel hatte und dieser ihn von den Kräften der Hölle überzeugen konnte.«
    »Kam der Satan als Schlange?«
    »So ist es. Der Mönch war sehr gläubig, und der Teufel konnte ihn nur überzeugen, indem er sich ihm in der Gestalt der berühmten Schlange näherte. Die beiden schlössen einen Pakt. Vasco schwor seinem Glauben ab, aber er führte seine Arbeit nach wie vor durch. Auf unser Schiff kam er als Mönch, ohne daß wir wußten, wer er tatsächlich war. Später, auf hoher See, erfuhren wir es. Da zeigte er uns, wie nahe ihm die Hölle stand. Er zog seine Handschuhe aus und ließ uns die Schlangenhand sehen, die ihm der Satan gegeben hatte. Das Zeichen der Hölle. Für uns war es ebenfalls zu einem Zeichen geworden. Von nun an vertraten wir den Teufel und hatten Glück.«
    »Wieso?«
    »Wir fuhren als Piraten, griffen andere Schiffe an, kaperten sie und holten Kostbarkeiten aus ihren Bäuchen. Das ging so lange gut, bis wir auf eine spanische Galeere stießen, die ebenfalls Gold geladen haben sollte. Das stimmte auch, aber wir fanden noch etwas anderes. Es lag in einer Kiste, die sehr schwer war. Wir holten sie an Bord, und nur Vasco durfte sie öffnen. Er tat es.« Diaz schüttelte den Kopf, bevor er eine Frage stellte. »Wißt ihr, was sich in der Kiste befand?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Bestimmt etwas, das er nicht verkraften konnte«, fügte mein Freund Suko hinzu.
    »Ja, er holte es hervor, und ich höre heute noch seine Schreie über das Deck gellen, so schlimm war es. Was wir gefunden
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