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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
Autoren: Jason Dark
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Fenster wirkten wie kleine Gucklöcher oder tote Augen. Diese Welt war nicht normal, dort regierte das Böse und ebenfalls in den Gestalten mit den langen Kutten manifestiert, die sich um die übrigen Gefangenen kümmerten.
    Suko und Shao waren nicht gefangen.
    Die beiden entdeckte ich erst bei genauerem Hinsehen. Sie hielten sich nahe der Burgmauern verborgen.
    Ich kannte sie gut genug. Sie waren Menschen, die sich zu wehren verstanden. Aber würden sie es auch schaffen, gegen diese Übermacht anzukommen? Daran konnte ich nicht mehr glauben. Die Walpurgisnacht gehörte seit altersher den Hexen, und in diesen langen Stunden waren sie besonders stark. Widerliche Gestalten mit schlangenhaften Haaren und schwarzen Flügeln umringten das Feuer. Sie erinnerten mich an die Hexen auf alten Bildern und Holzstichen.
    Sie mußten die treibende Kraft sein und dafür gesorgt haben, daß die Große Mutter freie Bahn bekam.
    Konnte ich etwas tun?
    Dominique, die das Kreuz hielt, hatte wahrscheinlich meine innere. Unsicherheit bemerkt, denn sie gestattete sich ein rauhes Lachen vor ihrer Bemerkung. »Du bist ein Mensch, der alles sehen wollte. Nun kannst du es sehen, John Sinclair. Und du wirst zugeben müssen, daß du chancenlos bist. Die Hexen werden sich ihr Fleisch holen. Früher waren sie Kannibalen. Die Hexen, die das Feuer umtanzen, gehören dazu. Sie wollen Menschenfleisch. Der Teufel hat dafür gesorgt. Sie ernähren sich so, wie er es von ihnen verlangt.«
    »Deshalb also die Gefangenen!«
    »Ja, als Krönung der Walpurgisnacht!«
    Sie hatte sicher gesprochen, war sich ihrer Stärke voll bewußt, und auch Jane Collins hatte die Worte vernommen. »Sie ist stark, John, sie ist einfach zu stark. Dein Kreuz nutzt sie aus. In dieser Nacht kann alles anders werden. Ich spüre, daß ihre Kraft nicht allein auf die Vergangenheit beschränkt bleibt. Sie ist hier. Es sind die gleichen Schwingungen, die entstanden, als das Hexentor erschien, und diesmal trafen sie die Figur hier im Keller. Sie und die echte Große Mutter bilden eine Linie. Die Gefahr verdichtet sich…«
    Das spürte auch ich und sah Dominique Webers wildes Grinsen.
    Mir wurde heiß und kalt. Die Schauer rannen den Rücken hinab und liefen aus. Ich spürte sie sogar an meinen Waden, und auch das Zittern in den Knien ließ nicht nach.
    Sollte die Große Mutter diesmal tatsächlich gewinnen?
    Ich wischte über meine Augen, da ich das Bild auf dem Kreuz in den letzten Sekunden nur wie durch einen Schleier wahrgenommen hatte. Jetzt war es wieder klar.
    Die Dunkelhaarige hatte das Feuer verlassen. Die übrigen Gefangenen interessierten sie nicht. Sie schritt dorthin, wo sich Suko und Shao befanden.
    Demnach sollten sie als erste daran glauben.
    »Nichts, Sinclair, nicht mehr kannst du tun.« Dominique spie mir die Worte fast ins Gesicht.
    Das machte mich wütend.
    Bisher war ich nur Statist gewesen. Es sollte sich ändern. »Glaubst du wirklich?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Irrtum!« Ich rief das Wort laut, weil ich auch Jane Collins Hoffnung geben wollte. Anschließend schrie ich die Formel. »Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
    Die Erde soll das Unheil halten - das Heil soll hierbleiben!
    So lautete die Übersetzung der magischen Formel, und ich vertraute voll und ganz auf sie…
    ***
    Die Kräfte der Hölle gegen die Kräfte des Lichts. Wer war stärker, wer besaß mehr Macht?
    In diesem Fall konnte ich sogar von einem unentschieden ausgehen, aber mein Kreuz ließ mich nicht im Stich. Die laut gesprochene Formel aktivierte Kräfte, die tief in dem geweihten Silber schlummerten und dafür sorgten, daß es auch in der Walpurgisnacht der Hexen einen Riß gab.
    Zuerst schrie Dominique.
    Sie hielt das Kreuz fest, als würde es ihr gehören. Vielleicht konnte sie es auch nicht mehr fallen lassen, denn die Kraft des Talismans ging auf sie über.
    Sie wirkte zerstörend!
    In Etappen raste sie durch den Körper. Er hellte sich an gewissen Stellen auf, als würde ein Vorhang zerrissen und dahinter ein heller Streifen erscheinen.
    Sie zitterte, aber sie wurde nicht von einer glänzenden Lichtaura umhüllt, wie ich es erwartet hatte.
    Dominique blieb am Leben. Nur war dieses Leben nicht mehr das, das sie einmal geführt hatte. Sie sah aus wie ein Mensch, doch ich wollte sie nicht als solchen bezeichnen.
    In ihr vereinigten sich plötzlich mehrere Kräfte oder Personen, die durch das Rufen der Formel zum Leben erweckt worden waren. Gestalten, Geister, Gespenster.
    Sie huschten
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