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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
Autoren: Jason Dark
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glauben?«
    Mit einer fahrig wirkenden Bewegung wischte sie eine Haarsträhne zur Seite. »Das ist ganz einfach. Sogar mehr als simpel. Du brauchst mir das Kreuz nur zu geben.« Sie streckte ihre Hand aus. »Los, John Sinclair, gib es her, wenn du dir deiner Sache so sicher bist.«
    Ich überlegte. Sollte ich? Sollte ich nicht? Konnte das Kreuz sie vernichten? Eigentlich nicht, sonst hätte sie sich nicht so sicher gegeben.
    Aber war sie in der Lage, das Kreuz selbst zu zerstören? Mittlerweile rechnete ich mit allem, denn auch Lilith hatte es manipuliert. Zwar nicht das gesamte Kreuz, aber genau die Stelle, die von mir noch nicht erforscht worden war.
    »Du weißt wenig, Sinclair, viel zu wenig. Das Kreuz gehört nicht dir allein, auch wir können es als Waffe einsetzen. Deshalb fordere ich dich auf, es mir zu geben, damit ich den Beweis antreten kann. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Sie kam noch einen Schritt näher. Wenn sie jetzt den Arm noch weiter ausstreckte, konnte sie mich berühren. »Dann her damit, Sinclair. Starte den Versuch!«
    Verdammt, ich mußte weiterkommen, und da mußte man eben zu außergewöhnlichen Methoden greifen, auch wenn diese geforderte sehr aus dem allgemeinen Rahmen fiel.
    Wer als Schwarzblütler verlangte schon ein geweihtes Kreuz? Nur jemand der sich sicher sein konnte.
    Stand diese Person so unter dem Eindruck der Großen Mutter, daß sie sicher war, ihr könnte nichts mehr passieren?
    Ihr scharfer, geflüsterter Befehl erreichte meine Ohren. »Her damit!«
    »John, gib acht! Sei vorsichtig! Tu es nicht!« Janes Warnung erreichte mich. »Sie will dich nur reinlegen. Sie ist stärker als du. Du darfst deine stärkste Waffe nicht aus der Hand geben. Ich flehe dich an…«
    »Wenn du auf sie hörst, wirst du deine Freunde nie mehr wiedersehen«, hielt Dominique entgegen.
    Das gab den Ausschlag.
    Meine Sorgen um Shao und Suko waren mit jeder Minute gewachsen. Ich mußte einfach etwas unternehmen. Mir gehörte das Kreuz, so wie es einmal Hector de Valois und Richard Löwenherz gehört hatte. Beide konnten sich darauf verlassen, und ich würde mich ebenfalls darauf verlassen können, davon mußte ich einfach ausgehen.
    Also gab ich es ihr.
    Als ich meine Hand drehte, um es auf ihre zu legen, funkelten die Augen der Frau für einen Moment auf. Die Worte, die sie sprach, galten der Großen Mutter oder ihr selbst, jedenfalls waren sie bei mir an der falschen Adresse.
    »Mich hat sie auserwählt. Aus Tausenden von Dienerinnen hat sie nur mich ausgesucht. Das ist meine Chance, das ist der größte Augenblick meines Lebens.«
    Ich sorgte dafür, daß es Realität wurde, indem ich meine Hand noch weiter drehte und das Kreuz übergab.
    Dominique schien zu wachsen. Sie machte auf mich den Eindruck einer Frau, deren Lebenstraum endlich in Erfüllung gegangen war. Die Lippen zuckten ebenso wie die Wangen. In den Augen schienen Sterne ein dunkles Licht abzustrahlen, und sie krampfte ihre rechte Hand zur Faust zusammen, als wollte sie das Pfand nie mehr in ihrem Leben loslassen.
    »Ich habe es!« flüsterte sie mit rauh klingender und kaum zu verstehender Stimme. »Ich habe es.«
    »Na und?«
    »Du müßtest doch Bescheid wissen, Sinclair. Die Große Mutter hat es gezeichnet, und ich spüre, wie ihre Kraft das Kreuz ganz in Besitz nehmen will. Ich merke die Kälte und gleichzeitig auch die Wärme, die aus der Vergangenheit kommt und auf das Kreuz übergreift. In der Walpurgisnacht sind die Grenzen geöffnet. Der Tanz auf dem Scheiterhaufen hat seine besondere Bedeutung bekommen. Das Spiel ohne feste Grenzen ist eingeläutet worden.«
    Ohne Vorwarnung öffnete sie plötzlich die Faust.
    Sie starrte auf das Kreuz, ich ebenfalls.
    Und ich sah dort, wo sich die beiden Balken trafen und sich die freie Stelle befand, eine Szene, die sich in der Vergangenheit abspielte, aber für mich Gegenwart war.
    Aus dem Feuer stieg die Große Mutter, um ihre schrecklichen Taten zu begehen…
    Das wußte auch Suko, der Gefangene dieser Welt.
    Er hatte bisher noch nichts getan, weil sich auch die anderen nicht in unmittelbarer Lebensgefahr befanden. So konzentrierte er sich voll und ganz auf die Gestalt mit den gesprengten Ketten an den Gelenken, die jetzt aus dem Scheiterhaufen stieg und von den Hexen freudig erwartet wurde. Sie jubelten, sie kreischten, tanzten und bewegten sich hektisch. Es war Liliths große Stunde. Sie hatte menschliche Gestalt angenommen und war in dem Körper wiedergeboren.
    Suko fehlten einfach
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