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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
Autoren: Jason Dark
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meine Adern laufen, und das steigert sich, John.«
    »Wo würde es enden?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, aber ich hoffe, daß wir einen Blick in die Hexenwelt hineinwerfen können. Etwas drängte sich vor, es wird immer stärker.«
    »Ist es die Walpurgisnacht?«
    »Sie muß es sein!«
    Ich wandte mich an Dominique, die schräg zwischen uns stand und genau zuhörte. »Hat sie recht?«
    »Kann sein.«
    »Sie lügen.«
    Dominique verzog den Mund in die Breite. »Welches Motiv sollte ich haben, mit euch zusammen zu arbeiten. Die Kraft der Hexen ist gewaltig. Vielleicht hättet ihr euch eine andere Nacht aussuchen sollen, aber in dieser triumphieren wir und sie.«
    »Ist sie die Große Mutter?«
    »Natürlich.«
    »Es ist also ihre Zeit?«
    Ich hatte damit gerechnet, daß Dominique schweigen würde, aber wenn von der Großen Mutter gesprochen wurde, blühte sie förmlich auf. »Ihre Zeit ist es. Einmal im Jahr zeigt sie ihre Kraft. Da nimmt sie die Gestalt eines Menschen an. Das ist seit Urzeiten festgelegt. Die Große Mutter ist unser Symbol der Fruchtbarkeit. Wir haben es nicht erfunden, sondern von den sogenannten primitiven Völkern übernommen, die von den hochstehenden Kulturen verachtet wurden. Aber so primitiv sind diese Völker nicht. Sie wußten mehr als viele Menschen, die heute leben. Ihr Wissen werden wir modernen Hexen uns aneignen, und da eignet sich die Walpurgisnacht am besten.«
    »Nur für euch nicht mehr«, sagte ich. »Ich habe euren Hexenzirkel zerschlagen.«
    »Es gibt andere.« Sie sprach den Satz mit leuchtenden Augen und grinste mich dabei herausfordernd an.
    »John, laß es.« Jane hatte sich gemeldet und mit schwerer Zunge gesprochen.
    Ich schaute sie an.
    Sie lehnte an der Wand, hatte den Kopf zurückgedrückt, um mit dem Stein Kontakt zu bekommen.
    Ihr Mund stand offen. Japsend holte sie Luft, als würde sie unter großen Schmerzen leiden. Die Augen glänzten feucht. In ihren Pupillen spiegelte sich der Widerschein der Fackeln. Auch atmete sie schwer, schüttelte sich, ächzte, und ich sah, wie ein Schauer über ihr Gesicht lief.
    Dann ging sie nach vorn. Schwer bewegte sie die Beine. »Es ist ein Druck da!« flüsterte sie. »Er stammt aus dem Unsichtbaren. Du kannst ihn nicht sehen, ich kann es ebenfalls nicht. Aber er preßt mich zusammen. Ich habe das Gefühl, als würden meine Knochen allmählich aufweichen, und ich weiß auch, woher das stammt. John, es ist die Große Mutter. Sie lauert nicht mehr, sie hat die Kraft der Walpurgisnacht voll aufgenommen und weitergegeben.«
    Ich faßte Jane an. Meine Hände hielten ihre Schultern umklammert. »Was soll das heißen?«
    Sie gab die Antwort nicht sofort, mußte sich sammeln. »Ich sehe in die Ferne«, flüsterte sie und sprühte mir Speichel ins Gesicht. »Ich schaue in eine Welt hinein, die für euch unsichtbar ist. Dort befindet sich die Große Mutter, um zu feiern. Sie hat das Hexentor geschaffen, ihre Welt liegt dahinter. Der Tanz auf dem Scheiterhaufen hat begonnen. Hoch lodern die Flammen, sehr hoch…«
    Mehr sagte sie nicht, denn sie klammerte sich an mich fest, weil sie plötzlich weiche Knie bekam.
    »Es ist unheimlich, John. Du kannst es dir nicht vorstellen…«
    »Was ist denn mit dir, Jane?«
    »Hilf mir, John, hilf mir…« Sie schüttelte den Kopf. Hätte ich sie nicht gehalten, wäre sie gefallen.
    »Alle Hexen werden in ihren Bann gezogen, John, alle.«
    »Aber du bist keine Hexe mehr.«
    »Nein!« ächzte sie. »Nein, ich bin keine Hexe, aber ich habe noch Kräfte, die in mir schlummern. Das weiß Lilith. Sie versucht, die Kräfte zu kontrollieren. Sie kann alle Hexen kontrollieren. Wer einmal zu ihrem Kreis gehört hat, der wird nie wieder so, wie er einmal gewesen ist. Glaub mir das, John. Glaube es mir, ich bitte dich…«
    Jane ging es schlecht. Sie hing wie ein Klotz an mir. Meine Sorgen wuchsen. Ich wußte im Augenblick nicht, wie ich ihr helfen sollte. Ich konnte sie nur halten. Was sah sie, das ich nicht erkennen konnte? Welches Grauen lief da ab?
    Sie hatte von einer anderen Welt gesprochen, von einem Scheiterhaufen, von Liliths Wiedergeburt in der Walpurgisnacht. Und die Welt lag hinter dem Tor.
    Dort war auch Suko verschwunden.
    Darauf sprach ich sie an. »Siehst du Suko und Shao? Kannst du in die Welt hineinblicken?«
    »Ja…«
    »Und?«
    »Ich sehe das Feuer. Es reinigt. Lilith nutzt die Kraft der Flammen aus. Sie tankt Kraft. Sie will der Person, in der sie wiedergeboren wurde, die gleiche Kraft geben,
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