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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eben etwas Besonderes«, warnte sie. »Sag mir lieber, was dieses Besondere in Wirklichkeit ist, Rob. Ist er ein Dämon oder ein Engel?«
    Tendyke lachte leise und küßte Uschis Nacken. »Ein Dämon ist er nicht, schließlich ist er unser beider Kind, oder willst du das bestreiten?« fragte er.
    »Aber warum wächst er so schnell? Woher besitzt er sein Wissen?«
    Draußen auf der Lichtung spielte ein Junge mit dem Körper eines Vierjährigen. Dabei lag seine Geburt erst wenige Monate zurück. Und was seine geistige Kapazität anging - er spielte mit von Monica geschnitzten Figuren Schach, und er schlug seine Eltern und Monica bei fast jedem Spiel. Er unterhielt sich mit ihnen in jeder Sprache, die ihnen geläufig war - das mochte seinen Ursprung in telepathischen Fähigkeiten haben und war damit noch halbwegs erklärlich -, und er wußte in den klassischen Schulfächern mehr als mancher Vierzehnjährige. Tendyke hatte ihn dabei überrascht, wie er auf einem Bogen Notizpapier Schaltkreise für einen Computer entwarf, den es wahrscheinlich noch gar nicht gab…
    Dabei hatte der Junge naturgemäß noch nie eine Schule von innen gesehen, er hatte selbstverständlich auch noch mit keinem Privatlehrer zu tun gehabt.
    Woher er sein Wissen bezog, woher er lernte, war den drei erwachsenen Menschen ein absolutes Rätsel.
    Sein Geist war rapide gewachsen, und sein Körper auch!
    »Er ist kein Mensch«, murmelte Uschi und schmiegte sich an den Mann, den sie liebte. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, nach seinen Fingerspitzen und Lippen auf ihrer Haut. Denn sie hatte Angst. Angst davor, ein Ungeheuer geboren zu haben, Angst davor, was aus Julian wurde. Seit dem Urknall, der Geburt des Universums hatte es kein Wesen gegeben, das sich so rasend schnell entwickelte.
    »Sag das nicht«, flüsterte Tendyke.
    »Er ist kein Monster, das wissen wir beide. Er ist unser Kind - und er ist etwas, das die Dämonen fürchten wie der Teufel das Weihwasser und der Steuerbetrüger das Finanzamt. Sonst hätten sie nicht solche Anstrengungen gemacht, Julian umzubringen. Allein seine Existenz ist für die Hölle schon eine Bedrohung…«
    Uschi seufzte. Sicher, Julian war ihr Kind, sie liebte es. Es war ihr Fleisch und Blut. Und trotzdem war diese rasende Entwicklung unnormal. Mochten die Dämonen Julian fürchten - es interessierte sie nicht. Lieber hätte sie ein ganz normales Kind gehabt. Und trotzdem… er war ihr Sohn.
    »Was hat er da?« fragte Tendyke plötzlich. Seine Augen wurden schmal, als er aus dem Fenster sah.
    »Sehen wir nach?« fragte Uschi.
    Sie traten ins Freie. Julian registrierte sie sofort. Er mußte ihren Entschluß schon erahnt haben, als sie ihn faßten, denn er lief ihnen entgegen. Er hielt etwas in den Händen.
    »Was hast du da?« fragte Uschi.
    Er antwortete nicht. Er öffnete seine Hände nur. In beiden hielt er Spinnen. Daumennagelgroß. Sie krochen hin und her, versuchten von den Handflächen des Jungen zu entkommen, aber sie schafften es nicht. Irgendwie kehrten sie immer wieder um, um danach erneute Fluchtversuche zu beginnen.
    Uschi Peters spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper bildete. Sie ekelte sich vor Spinnen. »Tu das weg!« fuhr sie Julian an.
    »Aber sie sind harmlos«, protestierte er.
    »Wo hast du sie her? So viele Spinnen auf einem Haufen gibt’s doch normalerweise gar nicht, und erst recht nicht auf dieser Lichtung«, sagte Tendyke.
    »Sie sind zu mir gekommen«, sagte Julian.
    »Weshalb?«
    »Ich habe sie angelockt.« Aber wie er das angestellt hatte, wollte er nicht verraten.
    »Tu sie jetzt sofort weg!« befahl Uschi energisch. Sie mußte sich eisern beherrschen, nicht einfach umzukehren und davonzulaufen. Sie riskierte es nicht einmal, ihre Augen zu schließen. Immerhin war sie Julians Mutter und damit eine natürliche Autorität…
    »Warum? Sie sind doch nett! Sie tun mir nichts. Sie sind zwar fürchterlich hungrig, aber ich habe ihnen verboten, mich zu beißen. Sie sind ganz harmlos. Es macht Spaß, zuzusehen, wie sie fliehen wollen. Möchtest du nicht eine in die Hand nehmen? Sie tut dir wirklich nichts!« Er streckte Uschi seine linke Hand entgegen.
    »Julian!«
    Er seufzte.
    In einer gleichgültigen Bewegung, mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck, schlug er beide Handflächen gegeneinander und zerquetschte die Spinnen.
    Mit Uschis Beherrschung war es vorbei. Sie wandte sich um und lief ins Haus und in das kleine Bad, um sich zu übergeben.
    Julian wischte sich die
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