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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kneipenviertel Sachsenhausen eingeladen und schon im dritten Lokal unter den Tisch getrunken hatte.
    Er war halt selbst im hohen Alter noch unverwüstlich.
    Und er besaß anscheinend gutes Heilfleisch. Zamorra, um annähernd die Hälfte jünger, war nicht sicher, ob er die durch Laserstrahlen hervorgerufenen Verletzungen überlebt hätte. Daß er mit dem Patienten selbst hatte sprechen können und daß der schon wieder fast zu munter wurde, stimmte Zamorra froh. Es wäre schlimm gewesen, schon wieder einen Freund zu verlieren.
    Von denen hatten schon zu viele in den Kämpfen gegen die dämonischen Mächte ihr Leben lassen müssen. Colonel Odinsson, Inspektor Kerr, Zamorras ältester Kampfgefährte und Studienfreund Bill Fleming, der Abenteurer Robert Tendyke…
    An Tendyke mußte er einmal mehr denken, nachdem er mit Möbius gesprochen hatte. Auch Rob Tendyke, über dessen Vergangenheit niemand etwas wußte, war der Besitzer eines riesigen Industriekonzerns gewesen, der ihm mit seinem Kapital die finanziellen Möglichkeiten gab, den Schreibtisch zu vergessen und sich rund um die Welt in die haarsträubendsten Abenteuer zu stürzen. Er sprach nur nie über sein Geld und er gab nicht damit an. Tendyke Industries Ltd und der Möbius-Konzern mit allen ihren beiderseitigen Unterfirmen waren sich annähernd gleichwertig gewesen. Sie hatten sich die Märkte aufgeteilt, auf denen sie präsent waren, und hatten nebeneinander existieren können.
    Nun war Rob Tendyke tot, und mit ihm die Zwillinge Monica und Uschi Peters und der kleine Julian, der Sohn Tendykes und Uschi Peters. Eine magische Bombe des Fürsten der Finsternis hatte sie ausgelöscht.
    Stephan Möbius’ Worte hatten Zamorra zu denken gegeben. ›Seit Tendykes Tod ist es mit der Zusammenarbeit unserer beiden Konzerne plötzlich vorbei. Verträge zwischen unseren Unterfirmen werden scheinbar grundlos gekündigt, und wo wir bisher mit unseren Branchen friedlich nebeneinander existierten, geht Tendyke Industries plötzlich auf Angriffskurs und expandiert, räubert in unseren Gewässern.‹
    So, wie Möbius es geschildert hatte, sah alles nach einem bevorstehenden Wirtschaftskrieg der Konzerne aus. Aber das interessierte Zamorra nur am Rande; es war nicht unbedingt seine Welt.
    Nicole glitt von der Matratze ins Wasser und kletterte dann neben Zamorra auf den gefliesten Beckenrand. Sie küßte ihn und griff nach einem in Reichweite liegenden Pfirsich. »Nett, daß du mir Obst herangebracht hast«, sagte sie.
    Zamorra hob die Brauen. »War ich doch gar nicht.«
    Etwas verwundert betrachtete er die Obstschale.
    Nicole winkte ab. »Dann wird es Raffael gewesen sein«, vermutete sie. »Jedenfalls war es eine gute Idee.«
    »Aber es sind die falschen Früchte«, grinste Zamorra. »Wir laufen zwar momentan wie im Paradies herum, aber wenn ich die Bibelübersetzung richtig im Kopf habe, waren es keine Pfirsiche, sondern Äpfel.«
    Nicole lachte. Sie griff in die Schale und reichte Zamorra einen halbroten Apfel, den er entgegennahm. »Das kommt der klassischen Situation schon etwas näher«, behauptete er.
    »Und sie erkannten, daß sie nackt waren«, grinste Nicole und rückte auf Hautkontakt an Zamorra heran. »Was folgern wir zwei daraus?«
    »Daß gleich einer kommt und uns zwingt, uns sittsam zu bekleiden«, brummte Zamorra.
    »Bei dieser Hitze mag ich nicht mal ein Feigenblatt tragen, so klein wie es ist«, erwiderte Nicole. »Überhaupt war das damals alles Evas Dummheit. Von Kochkunst hatte sie doch keine Ahnung. Statt ihrem Adam den Apfel einfach so zwischen die Zähne zu klemmen, hätte sie ihm etwas viel Exotischeres servieren sollen.«
    »Und das wäre?« erkundigte Zamorra sich neugierig.
    »Na, ich an ihrer Stelle hätte die Schlange gebraten und mit Apfelscheiben garniert«, versicherte sie. »Dann könnten wir immer noch im Paradies leben.«
    »Ich hasse Schlangenbraten«, brummte Zamorra. Er erinnerte sich an Chang, den chinesischen Koch Rob Tendykes, dessen Spezialität Schlangenbraten war. Es ist seltsam, überlegte er. Irgendwie scheine ich heute bei jeder Gelegenheit an Tendyke denken zu müssen … als wenn sein Geist in unserem Château Montagne spuken würde…
    Und er wünschte sich, alles wäre nur ein böser Traum gewesen, und Tendyke, die Zwillinge und der Junge würden noch leben…
    ZWISCHENSPIEL
    Es war ein verborgener Ort.
    Der Weg dorthin war nur vier Personen bekannt, und sie hüteten ihn sorgfältig, denn sie wußten, daß ihr Leben davon
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