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0433 - Die Stadt der tausend Fallen

Titel: 0433 - Die Stadt der tausend Fallen
Autoren: Unbekannt
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fest dagegen. Ihr Körper versteifte sich.
    „Was bist du nur für ein Kind?" fragte Saedelaere beeindruckt.
    „Ich wünschte, du würdest mit uns gehen."
    Ihre blinden Augen sahen ihn an, sahen durch ihn hindurch.
    „Wir werden uns noch einmal begegnen, Alaska Saedelaere", verkündete sie. „Ich kann das spüren. Eines Tages, irgendwo.
    Dann können wir wie Freunde miteinander sprechen. Ich werde dich dann begleiten."
    Saedelaere hatte ein Gefühl, als müsste er zerspringen. Die Anziehungskraft des Mädchens war fast übermächtig. Sie war wie ein Spiegelbild seiner selbst.
    Eines Tages ...
    „Bist du sicher, Kytoma?"
    „Ich sehe es deutlich vor mir. Das Universum scheint unermesslich groß zu sein, aber es gibt Bezugspunkte, an denen niemand vorbeikommt."
    „Ich verstehe dich nicht", erwiderte der Transmittergeschädigte traurig.
    Eine Wolke erschien am Himmel und schob sich vor die Sonne.
    Die Säule in der Mitte des Platzes wurde zu einem dunklen, hoch aufragenden Stein. Die Figuren, die in sie geschlagen waren, schienen zu sterben.
    „Die Sonne ist weg", sagte Kytoma enttäuscht. „Das kommt sehr selten vor."
    „Wir müssen weiter", entschied Atlan. „Wir werden noch einmal zurückkommen und dich fragen, ob du uns begleiten willst."
    Kytoma antwortete nicht. Sie hob die Hände und streckte sie mit den Handflächen den beiden Männern entgegen. Sie spitzte den Mund und begann zu pfeifen. Wieder die klagende Melodie.
    „Sie ist verrückt", sagte Atlan, als sie weitergingen und außer Hörweite waren. „Ein kleines verrücktes Mädchen, das durch irgendwelche Umstände aus Corellos Kontrolle entgleiten konnte."
    Saedelaere antwortete nicht. Er presste die Maske so fest gegen das Gesicht, dass es schmerzte. Allmählich fand er zu sich selbst zurück. Die Worte des Mädchens brannten sich tief in sein Gedächtnis.
    Eines Tages ...
    Das klang nach Unendlichkeit, wenn es auch voller Überzeugung ausgesprochen wurde.
    Die Wolke verflog. Sonnenstrahlen trafen die Säule in der Mitte des Platzes. Die grotesken Figuren im Stein begannen zu tanzen.
    Die beiden Männer gingen um die Säule herum. Sie starrten auf den kristallinen Boden. Sie sahen sich an.
    Die Säule warf keinen Schatten. Die Sonne schien hindurch.
    Als sie den Schutzschirm erreichten, der sich um das Tapurium spannte, war Icho Tolot bereits eingetroffen. Er versteckte sich zwischen zwei Häusern. Er schaltete einen Augenblick den Mikrodeflektor aus, damit Atlan und Saedelaere ihn sehen konnten.
    „Ich dachte schon, Sie kämen überhaupt nicht mehr?" sagte er mürrisch. Wenn ein Haluter überhaupt nervös werden konnte, dann konnte man unterstellen, dass Icho Tolot es jetzt war. Die Umgebung und die geheimnisvolle Ausstrahlungskraft beeinflusste auch Tolot.
    „Wir wurden aufgehalten", erklärte Atlan.
    „Von einem Mädchen", ergänzte Saedelaere. Tolot schnaubte verächtlich, als könnte er sich nicht vorstellen, dass so etwas möglich war.
    „Ich bin ein paar Marionetten begegnet", berichtete Tolot. „Sie interessierten sich nicht für mich. Sie bewegten sich ziellos durch die Straßen. Mir ist aufgefallen, dass sie nicht miteinander sprechen." Er schüttelte sich. „Können Sie sich vorstellen, dass intelligente Wesen in einer Stadt zusammen wohnen, ohne sich miteinander zu unterhalten?"
    „Irgendeine Kommunikation muss aber da sein", meinte Atlan. „Ich glaube, sie kommen bestimmt nicht ohne jedes Gespräch aus."
    „Corello spricht für sie alle", antwortete Tolot wütend. „Er denkt sogar für sie."
    Atlan antwortete nicht, sondern konzentrierte sein Interesse auf die nähere Umgebung. Rund um den Schutzschirm führte eine breite Straße, auf der sich niemand aufhielt. Auf der dem Schutzschirm gegenüberliegenden Seite der Straße standen ein paar der schönsten Gebäude, die Atlan bisher in Tapura gesehen hatte. Sie besaßen weit überhängende Dächer mit kunstvoll verzierten Giebeln. Im Gegensatz zu den Häusern in anderen Teilen der Stadt standen hier die Türen offen. In den Häusern war es dunkel. Die offenen Türen starrten wie schwarze Augen.
    Die Gebäude machten einen verlassenen Eindruck. Die Marionetten Corellos schienen diesen Bezirk zu meiden. Entweder hatten sie einen entsprechenden Befehl, oder sie handelten vollkommen instinktiv.
    Hier vor dem Schutzschirm hoben sich die Kräfte der Säule und Corellos gegenseitig auf. Die Straße rund um das Tapurium war Niemandsland. Wieder fragte sich der Arkonide, welche
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