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0433 - Die Stadt der tausend Fallen

Titel: 0433 - Die Stadt der tausend Fallen
Autoren: Unbekannt
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breit und drei Meter hoch. Über dem Eingang leuchtete ein farbiges Zeichen, das die Form eines menschlichen Auges hatte. An der Stelle der Iris trat die Hauswand etwas hervor, so dass das Gebilde plastisch aussah. Vom Mittelpunkt des Auges führten strahlenförmige Linien über die gesamte Außenfläche des Gebäudes. Zwischen diesen Linien waren Zeichen aufgemalt, die die Form von Menschen- und Tierkörpern hatten. Atlan versuchte die Bedeutung dieser Schrift zu erkennen, aber es handelte sich um eine ihm unbekannte Sprache.
    Unter dem vorspringenden Dach hingen seltsame Bündel, die wie überdimensionale Weintrauben aussahen. Sie bewegten sich im Wind wie Luftballons; wenn sie gegeneinander schlugen, erzeugten sie einen metallischen Ton. „Eigenartig", murmelte Alaska Saedelaere. „Wir dachten immer, viel über den Baalol-Kult zu wissen. Was wir hier jedoch sehen, scheint einer anderen Kultur zu entstammen."
    „Vielleicht hat Ribald Corello vieles in dieser Stadt ändern lassen."
    „Daran glaube ich nicht", antwortete Saedelaere überzeugt.
    „Corello hat sich hier niedergelassen, weil diese Stätte seiner Mentalität entspricht. Er fühlt sich hier wohl."
    Atlan berührte mit einer Hand die Hauswand. Sie war glatt wie polierter Marmor und eiskalt. Vor dieser Kälte schreckte der Arkonide zurück.
    „Ich erinnere mich an eine bestimmte Legende der Antis", sagte er zu Saedelaere. „Darin wird erzählt, dass die ersten Anti-Priester Schüler der gelben Eroberer waren. In keiner Geschichte der Antis wird näher auf diese gelben Eroberer eingegangen. Vielleicht war es ein Volk, das entscheidenden Einfluss auf die Kultur des Baalol-Kultes hätte. Aber nur auf Gevonia sind die Zeugen einer längst vergangenen Macht erhalten geblieben."
    „Die gelben Eroberer", wiederholte Saedelaere langsam.
    „Irgendwie passt der Name zu diesem Haus und der Säule auf dem Kristallplatz."
    Aus dem Eingang des Hauses schien ein eiskalter Wind zu wehen. Atlan schüttelte unbewusst den Kopf und trat in das Gebäude. Von der Straße aus hatte der Korridor dunkel ausgesehen, aber hier im Innern war alles taghell beleuchtet. Atlan ging noch einmal hinaus, um festzustellen, ob er sich vielleicht getäuscht hatte, aber das Phänomen blieb. Irgendeine Substanz verhinderte, dass man den Korridor von der Straße aus sehen konnte, obwohl die Tür offenstand und alles hell beleuchtet war.
    Saedelaere verstand den Sinn von Atlans Vorgehen und nickte.
    „Seltsam, Lordadmiral. Es erinnert mich daran, dass die Säule keinen Schatten warf."
    Ihre Stimmen klangen hohl durch den Korridor. Die Wände reichten bis zum Dach hinauf und schienen sich in einem durchdringenden Leuchten zu verlieren. Der Boden bestand wie die Straßen aus flexiblem Kunststoff. Die Wände waren nackt, wiesen aber horizontale Rillen auf, in denen in regelmäßigen Abständen Bündel jener seltsamen Kugelkörper hingen, die Atlan bereits unterhalb des Daches gesehen hatte.
    Im Innern des Hauses war es eiskalt. Die warme Luft schien keine Möglichkeit zu haben, in dieses Gebäude einzudringen, obwohl die Eingangstür offenstand.
    Die Schlussfolgerung aus dieser Tatsache konnte nur sein, dass die Bewohner dieses Hauses es vorgezogen hatten, in kalter Luft zu leben.
    Vorgezogen hatten, wiederholte Atlan in Gedanken. Wie kam er dazu, die Bewohner des Gebäudes in die Vergangenheit zu verbannen? Vielleicht lebten sie noch.
    Aber nein! Corellos Marionetten wohnten nicht in diesen Häusern rund um das Tapurium. Hier hatte schon Jahrtausende niemand mehr gelebt. Trotzdem war alles gut erhalten.
    Sterilisiert!
    Das war das richtige Wort.
    „Ich glaube, die Temperatur in diesem Haus liegt nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt", bemerkte Alaska Saedelaere.
    „Seine Bewohner waren wohl Kältefanatiker."
    Sie waren Kältefanatiker! Saedelaeres Unterbewußtsein leistete sich die gleiche Unterstellung wie Atlans.
    „Gehen wir weiter." Obwohl Atlan leise gesprochen hatte, hallte seine Stimme durch den Korridor.
    Plötzlich war der Gang zu Ende. Atlan merkte es erst, als er unmittelbar vor der Wand stand. Vorher hatte es ausgesehen, als würde er tief in Haus hineinführen. Dieser Effekt musste von irgendeiner Spiegelung hervorgerufen werden, überlegte Atlan.
    Dabei waren keine Spiegel vorhanden. Es war auch möglich, dass die optischen Täuschungen von den eigenartigen Farben herrührten, die die Erbauer in diesem Haus benutzt hatten.
    Atlans Hände tasteten über die eiskalte
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