Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch nicht.«
    »Und Ihnen, Doktor?« fragte ich.
    Wilson schabte über seine Wange. »Nein, eigentlich nicht. Ich kenne zahlreiche Sprüche oder Warnungen wie diese hier, aber meiner Ansicht nach kann mit diesem Spruch nicht das Siegel gemeint sein.« Er sah uns fragend an. »Oder?«
    »Der Ansicht sind wir auch«, erwiderte Suko für mich gleich mit. »Aber was ist es dann?«
    Ich hob die Schultern. »Eine Warnung.«
    »Wovor?«
    Mein Grinsen fiel spärlich aus. »Wenn wir jetzt 1886 hätten, würde ich sagen, wir blättern mal alles durch, was irgendwie mit den Templern in Zusammenhang steht. Heute haben wir es besser. Wir nehmen den Computer, geben den Satz ein und lassen feststellen, wo es Verbindungen gibt. Wir spielen mal alle Möglichkeiten durch.«
    »Die Idee ist gut«, erklärte Dr. Wilson. »Dazu brauchen Sie mich ja nicht mehr.«
    »Nein, Doktor.«
    Er verabschiedete sich. Ich steckte das Siegel ein und setzte mich nicht erst wieder hin.
    Glenda betrat unser Büro. »Habt ihr einen Erfolg verzeichnen können?« fragte sie.
    »Vielleicht einen halben.«
    »Wie das?«
    »Auf der Rückseite des Siegels fanden die Wissenschaftler einen Spruch oder eine Warnung. Dieser Ort ist schrecklich, steht dort. Kannst du damit etwas anfangen?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Uns ergeht es ebenso.«
    »Und was wollt ihr tun?«
    »Den Computer anspitzen.«
    »Dann viel Spaß.«
    »Danke.«
    »Soll ich euch schon Essen aus der Kantine kommen lassen? Das dauert bestimmt länger.«
    »Nein, laß mal, wir hungern lieber«, erklärte Suko und schob sich nach mir an Glenda vorbei.
    Unser Weg führte uns in die Unterwelt. Dort lagen die Labors, die wissenschaftlichen Abteilungen und auch die Untersuchungsgefängnisse.
    Aber dort wollten wir nicht hin.
    »Meinst du, daß es eine heiße Spur ist?« fragte Suko mich.
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Und wohin führt sie?«
    »Zu einem Ort, der schrecklich ist.«
    »Davon gibt es viele.«
    »Ja, zu viele.«
    Die Kollegen in den klimatisierten Computer-Räumen hätten sich am liebsten versteckt, als sie uns sahen. Einige verzogen sich sogar, andere taten noch beschäftigter, aber wir schnappten uns den Schichtleiter.
    »Keine Zeit!« rief dieser, blieb aber stehen und hörte sich unser Problem an, wobei er einige Male an seiner dunklen Hornbrille rückte. »Was verlangen Sie denn?« fragte er.
    »Nicht viel. Sie sollen nur vergleichen. Lassen Sie Ihren Computer all das ausspucken, was in einem unmittelbaren Zusammenhang mit diesem einen Spruch steht.«
    »Das ist viel verlangt.«
    »Sie sind ja auch gut.«
    Er grinste. »Schmeichler.«
    »Wir warten solange.«
    Jetzt schluckte der Kollege. »Also wieder supereilig.«
    »Ja.«
    »Ich muß andere Arbeiten liegenlassen.«
    »Geht es dabei um Menschenleben?« fragte Suko.
    »Kann sein. So genau bin ich da nicht eingeweiht.«
    »Ja, es kann sein, muß aber nicht.« Suko lächelte den Kollegen breit an.
    »Okay, weil Sie es sind.« Er winkte ab. »Sie sind ja doch nicht mit normalen Maßstäben zu messen.«
    »Eben.«
    Der Mann zog sich in sein Refugium zurück, und wir nahmen wie zwei arme Sünder auf einer Wartebank Platz.
    ***
    Einige Bewohner von Alet-les-Bains waren der Meinung gewesen, daß die Zeit an ihrem Ort irgendwie vorbeigegangen war. Natürlich hatten auch sie in den letzten Jahrzehnten etwas von der fortschreitenden Technik mitbekommen. Da waren Wasserleitungen gelegt worden, es hatte die Anschlüsse an das offizielle Stromnetz gegeben, aber das eigentliche Leben verlief immer in den geregelten Bahnen. So wie auch die Jahreszeiten kamen und gingen.
    Die Winter waren kalt und schneereich, die Sommer heiß. Man lebte, Kinder wurden geboren, die Alten starben und verschwanden auf dem kleinen Bergfriedhof in den kühlen Gräbern.
    So verlief das Leben also in den geregelten Bahnen.
    Bis zum Frühjahr des Jahres 1986. Da veränderte sich plötzlich einiges in Alet-les-Bains.
    Es war erst kaum zu spüren, als die beiden Fremden eintrafen und sich in einem der drei Gasthäuser einquartierten. Doch sie blieben nicht die einzigen. Andere kamen ebenfalls. Sie trafen ein, stellten ihre Wagen ab und bezogen Quartiere.
    Es blieben zwölf.
    Die Bewohner des Ortes kümmerten sich offiziell nicht um sie, getuschelt wurde trotzdem. Einige, durch viele TV-Serien gewarnt, hielten sie für Terroristen. Andere sprachen von Soldaten, wieder andere lachten darüber nur und meinten, daß die zwölf Männer eher wie Bergsteiger wirkten.
    Wie dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher