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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst
Autoren: Jason Dark
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Fäusten die Stiele der Fackeln umschlossen.
    Jeder suchte sich ein Bild aus. Diese widerlichen und scheußlichen Motive mußten einfach zerstört werden. Sie zeigten Szenen, die ich nicht sehen wollte, die jeden normalen Menschen abstoßen mußten.
    Vor den Bildern nahmen sie Aufstellung.
    Sie warteten auf den Befehl des Abbés, der sogleich erfolgte.
    »Stoßt zu und zerstört auch das letzte Erbe des verfluchten Baphomets!«
    Die Echos des Befehls geisterten durch die Kathedrale, und die zwölf Templer zögerten nicht eine Sekunde. Sie rammten ihre Stäbe vor - und sie trafen. Silber gegen Stein! Im Normalfall hätte das Edelmetall keine Chance gehabt. In dieser Situation sah alles anders aus.
    Der Fels war plötzlich weich, das geweihte Silber fand seinen Weg, und die Spitzen jagten in die Zentren der Schreckensgemälde hinein, wo sie die furchtbaren Motive radikal vernichteten.
    Bisher hatten sich die einzelnen Szenen nicht bewegt. Das änderte sich von einer Sekunde auf die andere und wurde zu einem gespenstischen, stummen Todeskampf, den das zuckende Fackellicht geisterhaft beleuchtete.
    Der Abbé und ich schauten zu. Die Farben liefen ineinander, die Motive verschmolzen, und erst als der Rauch aufwölkte, zogen sich die Templer zurück.
    Sie hatten ihre Aufgabe mit Bravour erledigt.
    Bis auf eine sehr wichtige Kleinigkeit.
    Die Figur Baphomets nahe des Eingangs!
    Sie existierte noch, und auch das rote Leuchten war aus ihren Augen nicht verschwunden.
    »Willst du sie dir vornehmen, Bruder?« fragte mich der Abbé. »Du hast bisher zurückstehen müssen.«
    »Ja.«
    »Dann geh!«
    Die Templer hatten mir eine Gasse geschaffen, durch die ich schritt.
    Mein Gesicht war angespannt. Der Ausdruck darin ließ nichts von meinen Gedanken ahnen.
    Ich überlegte, welche Waffe ich nehmen sollte. Das Kreuz oder den Dolch? Ich entschied mich für den Dolch. Hätte ich meinen Bumerang bei mir gehabt, wäre alles noch einfacher gewesen.
    So aber zog ich die Waffe, die sich auch schon in den Klauen des Götzen Baal befunden hatte.
    Matt schimmerte die Dolchklinge. Meine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, als ich vor der Figur die Schritte stoppte. Ich sah in das Gesicht.
    Ja, es zeigte die verzerrten Züge Baphomets, der mir in der letzten Zeit schon zu oft über den Weg gelaufen war. Auch dieser Dämon besaß mächtige Helfer, eben die Templer, die sich damals, nach den großen Kreuzzügen, in zwei Gruppen aufgeteilt hatten.
    In den Augen leuchtete die Glut. Vielleicht sollten sie mich warnen, ich aber winkelte den Arm an und zog ihn dann blitzschnell von rechts nach links, genau in Höhe der Kehle.
    Der Dolch glühte auf, als er Kontakt mit dem Stein bekam, und dieses Glühen fraß sich nicht nur in den Hals hinein, sondern auch hindurch.
    Der Kopf kippte, wurde nur noch am Rand gehalten, bekam das Übergewicht und knallte zu Boden.
    Dort zerbrach er in zahlreiche Teile…
    Aus dem jetzt offenen Hals aber schoß eine sprühende Feuersäule hervor, die mich blendete und zum Rückzug zwang. Aus sicherer Entfernung sahen meine neuen Freunde und ich zu, wie auch der letzte Beweis des Bösen verging…
    ***
    Ein wenig traurig war mir schon zumute, als ich neben dem Sarg stand und auf das darin liegende Skelett blickte. Zwei Helfer hatten es wieder in die Totenkiste gelegt.
    Bis auf eine Kleinigkeit war es so wie sonst. Auf den zum Betrachter hin geöffneten Händen lag jetzt das Siegel der Templer, und es würde auch dort liegenbleiben.
    Da hielt ich mein Versprechen.
    Der Abbé wußte genau, wie ich mich fühlte. Er trat zu mir und wollte mich trösten. »Sei gewiß, mein Freund, dein Weg wird dich noch öfter in diese Gegend führen, die voller Geheimnisse steckt. Vielleicht finden wir hier sogar das Geheimnis des Dunklen Grals, das Hector de Valois ja gekannt haben soll.«
    »Vielleicht…«
    Zwei Templer kamen herbei, und wir machten Platz, damit sie den Deckel auf das Unterteil des Sargs legen und ihn festschrauben konnten.
    Es war eine Arbeit von Sekunden.
    Das Skelett und auch das Siegel der Templer verschwanden allmählich vor meinen Augen und waren vorerst Erinnerung…
    ***
    Als letzter verließ ich die Höhle. Auf meinen Armen lag die bewußtlose Colette. Die Templer hatten sich um ihren Vater gekümmert und ihn aus der Höhle getragen.
    Ich blickte noch einmal zurück.
    Die Schrift an der Säule war verschwunden. Damit hatte auch der Begriff Kathedrale der Angst seine Bedeutung verloren.
    Wir legten Vater und
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