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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst
Autoren: Jason Dark
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Luftströmung vorbeigleiten, denn ihre Haare hatten sich gelöst und schwangen wie dünne Schleierfäden.
    Sie fixierte nicht nur ihren Vater, auch die zwölf Templer wurden von ihr aufs Korn genommen, und sie sprach mit einer hallenden, sehr lauten Stimme.
    »Niemand auf der Welt wird es schaffen, die Kathedrale zu entweihen. Sie gehört Baphomet, er regiert hier. Er hat sich gezeigt, und ich werde ihn unterstützen, denn ich bin es gewesen, die schon jahrelang Kontakt zu ihm hielt.«
    Ich hatte das bereits geahnt. Wahrscheinlich auch die Templer, aber der nicht Vater.
    Er konnte es nicht fassen. Die Hand hielt er gegen die linke Brustseite gepreßt, als er seiner Tochter entgegenschaute. »Colette, du lügst. Sag, daß es nicht stimmt!«
    »Ich lüge nicht!«
    Für Virni brach eine Welt zusammen. Er schüttelte noch immer den Kopf, während er fragte: »Dann hat Sinclair doch nicht gelogen?«
    »Weshalb sollte er?«
    »Und du hast von Gustave Rodin gesprochen?«
    »Auch das.«
    »Aber du kennst ihn nicht. Du kannst ihn nicht kennen, Colette. Sag mir, daß du ihn nicht kennst.«
    »Doch - ich kenne ihn!« lautete die triumphierend klingende Antwort.
    »Ich kenne ihn sehr genau.«
    »Einen Toten?« schrie Virni zurück. »Einen Verbrannten?«
    »Ist er denn tot?«
    »Ja, ja!« brüllte der Wirt, der etwas anderes nicht wahrhaben wollte. »Mit meinen eigenen Augen habe ich ihn in die Kathedrale hineingehen und verbrennen sehen. Das Feuer hat ihn erfaßt und vernichtet!«
    »Nicht alles ist tot, von dem man sich wünscht, es wäre so. Als Mensch mag er gestorben sein, aber er ist eingegangen in eine andere Dimension. Baphomets Arme sind groß und weit. Er hat ihn aufgefangen, damit er die Kathedrale hütet. Oft genug habe ich Kontakt mit ihm gehabt, und ich habe ihn lieben gelernt.«
    Einem Vater das zu sagen, war hart. So konnte es der Mann auch nicht fassen. »Das kann doch alles nicht wahr sein!« flüsterte er. »Du erzählst mir hier irgendwas.«
    »Warum sollte ich?«
    Virni suchte Hilfe bei den Templern.
    »Sagt ihr doch auch etwas!« schrie er. »Ihr seid doch extra gekommen, um die Kathedrale vom Bösen zu befreien. Helft mir, meine Tochter wieder zurückzuholen.«
    »Wir würden es gern tun«, erwiderte der Abbé, »aber es ist nicht mehr möglich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie hat sich für eine Seite entschieden.«
    Virni lachte bitter. »Und da soll es keine Rückkehr mehr in ein normales Leben geben?«
    »Nein!«
    »Vielleicht will ich auch nicht, Vater!« höhnte Colette, und diese Bemerkung schüttelte den Mann durch.
    Tragik lag über der Szene. Da erlebte ein Vater hautnah mit, wie seine Tochter dem Bösen verfallen war und nicht mehr zurückwollte.
    Er konnte es nicht fassen. Ich stand zwar weiter von ihm entfernt, dennoch spürte ich, daß er längst nicht aufgegeben hatte. Das bewiesen mir seine folgenden Worte.
    »Ich hole dich zurück, Tochter. Das bin ich allein schon deiner Mutter schuldig. So alt kannst du gar nicht werden, als daß ich nicht über dich zu bestimmen hätte. Hast du verstanden? Ich hole dich zurück! Ich werde dich nach Hause holen…«
    »Mein Zuhause ist hier!«
    »Nein, das ist es nicht. Ich will es so, und du hast mir zu folgen. Diese verfluchte Kathedrale hat mir schon einen Freund genommen. Ich will nicht, daß sie noch mehr Unglück über meine Familie bringt. Deshalb wirst du mich auch begleiten!«
    Abbé Bloch dachte ähnlich wie ich. »Nein, Virni, ich würde Ihnen raten, es nicht zu tun.«
    »Weshalb nicht? Sie ist meine Tochter…«
    »Aber sie ist stärker! Denken Sie immer daran, mit wem sie in Verbindung steht. Um sie zu besiegen, müßten Sie erst den anderen schaffen. Das wird Ihnen nie gelingen. Deshalb gehen Sie und überlassen Sie Ihre Tochter uns.«
    »Niemals!« Das hörte sich verdammt endgültig an. »Ich bin ihr Vater, ich bin…«
    In seine Worte schallte Colettes Lachen. »Du bist ein alter Narr, der nichts begriffen hat. Du hast die Chance gehabt, viele Geheimnisse zu ergründen, die in deiner Nähe verborgen liegen. Das hast du nicht getan, aber ich habe anders gehandelt und mit denjenigen Kontakt aufgenommen, die du verdrängen wolltest…«
    Virni sprach in die Worte seiner Tochter hinein. »Du kannst soviel reden, wie du willst. Ich handle anders und werde dich zu mir zurückholen. Mich schüchtern deine Drohungen nicht ein.« Nach diesem Wort nickte er entschlossen und setzte sich in Bewegung.
    Er ging mit schweren Schritten auf seine
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