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043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa
Autoren: Larry Brent
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einer
Geste des Entsetzens.
    Danach gefragt, was dies zu bedeuten habe, hatte die Bildhauerin
geheimnisvoll lächelnd erklärt: »Angst begleitet uns doch alle durchs Leben.
Die einen verbergen es, die anderen zeigen es. Ich habe diejenigen, die es
verbergen, so gestaltet, daß die Angst und das Entsetzen, das in ihnen ist –
plötzlich zum Ausdruck kommt. Das ist mein Stil, wenn Sie so wollen. Und die
beiden Männer, Marne, der Liga-Leiter und Hogens, der Politiker, waren sich
vielleicht in einer Weise ähnlicher, als wir alle glauben.«
    Inger Bornhohn und Björn Eriksen unterhielten sich lange, unterbrachen ihr
Gespräch aber immer durch Zärtlichkeiten, die sich steigerten. Die charmante,
vom Alkohol ein wenig angeregte Norwegerin ließ es zu, daß er ihren
Reißverschluß nach unten zog und zärtliche Küsse auf ihren Rücken hauchte.
    Als Björn ihr das Kleid jedoch völlig abstreifen wollte, erhob sich Inger.
    »Du wolltest vorhin meine Ausstellung sehen«, bemerkte sie mit schelmischem
Augenaufschlag, und sie sah die Enttäuschung in den Augen ihres Partners, der
sich in diesem Moment die Fortsetzung des Schäferstündchens wünschte.
    »Du hast aber auch komische Ideen«, murmelte er, knöpfte sein Hemd zu und
rückte den Schlips wieder zurecht.
    Das geheimnisvolle Lächeln auf den Lippen der schönen Inger verstärkte
sich. »Meine Unberechenbarkeit ist der Grund meines Erfolges. Genauer gesagt:
ein Grund meines Erfolges bei den Männern. Bei mir wird es nie langweilig.«
    Björn Eriksen nickte kaum merklich. »Ja, da hast du recht«, murmelte er.
    Sie verließen den warmen und gemütlichen Wohnraum, der in anheimelnden
Kerzenschein getaucht war.
    »Muß das unbedingt jetzt sein?« fragte Eriksen. Aber sie gab darauf keine
Antwort, und so schwieg auch er.
    Sie passierten den langen, düsteren Gang. Große und schmale Fenster
reichten fast bis zur Decke. Von hier aus hatte man einen Blick in den
angrenzenden, großzügig angelegten Garten.
    Die mächtigen Eichen und Buchen standen wie eine Mauer in der Dunkelheit.
    Wortlos näherte Inger Bornholm sich der Gangbiegung. Sie kamen an einem
Durchlaß vorbei. Die angrenzende Halle wurde von hohen, massiven Säulen
getragen. Diesen Raum kannte Eriksen. An den Wänden hingen die zahlreichen
Bilder, die Inger Bornholm und ihre Vorfahren im Lauf vieler Jahrzehnte
zusammengetragen hatten. Diese Gemäldesammlung war unbezahlbar.
    Auffällig waren die zahlreichen griechischen Motive, Darstellungen von
orgiastischen Festen, von den Abenteuern der Götter und den Irrfahrten des
Odysseus.
    Inger Bornholm öffnete die massive, mit schweren Bronzeverschlägen
versehene Tür. Sie kamen durch einen kleinen Raum, von dem aus eine schmale
Wendeltreppe nach unten führte.
    Aus einer Mauernische nahm Inger eine Taschenlampe und knipste sie an.
    »Hier unten gibt es keine weitere elektrische Versorgung«, sagte sie
erklärend.
    »Es ist doch kein Problem, die Kabel zu verlegen. Die Anschlüsse sind doch
vorhanden«, meinte Eriksen.
    »Ich wollte es nicht. Die Stromversorgung endet oben bei der Wendeltreppe.
Das ist so eine Marotte von mir. Hier unten beginnt – ein anderer Teil des
Schlosses …« Sie sagte es mit einer eigenartigen Betonung, die Eriksen
zusammenfahren ließ.
    Die Veränderung in der Stimme der charmanten, bildschönen Begleiterin fiel
ihm sofort auf.
    Der Lichtkegel der von Inger Bornholm gehaltenen Taschenlampe wanderte über
den rohen, steinernen Fußboden.
    Die Wände zu beiden Seiten waren kahl und schmucklos. An der gewölbten,
niedrigen Decke hingen Spinnengewebe.
    Eriksen rümpfte die Nase. »Dein Personal scheint auch nicht viel von
Sauberkeit zu halten. Scheinbar kümmert es sich nur um die Räume, die
unmittelbar zum Lebensbereich gehören.
    Alles andere bleibt liegen.«
    Inger Bornholm nickte. »Das bleibt nicht aus in einem so großen Haus wie
diesem. Da sind drei Arbeitskräfte viel zu wenig. – Außerdem liegt mir nichts
daran. Es ist vielmehr so, daß ich ausdrücklich angeordnet habe, diesen Trakt
des Schlosses nicht zu betreten. Nur ich habe das Recht dazu! Hier unten
befinden sich meine – Arbeitsräume …«
    Sie stockte einen Augenblick, als müsse sie erst das richtige Wort suchen.
»Ich mag es nicht, wenn darin etwas verändert wird, oder wenn vielleicht durch
irgendeinen dummen Zufall etwas zerstört wird. Hier unten habe ich nur ganz
allein etwas zu suchen. Für jeden anderen ist dieser Bezirk tabu! – Nur wenn
ich mal besonderer Laune
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