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0429 - Der G-man sah den Gangstermord

0429 - Der G-man sah den Gangstermord

Titel: 0429 - Der G-man sah den Gangstermord
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Erde fiel. Dabei bearbeitete er meine Schuhe noch intensiver als vorher.
    »No, Mister, is’ nich’ sehr gut. Schlechte Gegend, weil’s keine Büros hier gibt. Wenigstens keine großen. Aber ich hab ja noch ’n anderen Job.«
    »Der muss dir dann ja ’ne Menge einbringen«, gab ich vorsichtig zurück. »Der Hut da, der muss doch alleine ’ne Stange Geld gekostet haben.«
    Er ließ den Lappen, den er in der Hand hielt, einen Augenblick sinken und sah mich treuherzig an.
    »Verstehen Sie was davon, Mister?«, fragte er. »Wie viel werde ich dafür wohl im Pfandhaus rausschlagen?«
    Er packte mit zwei Fingern vorsichtig die Krempe an und nahm sich den braunen Hut von seinem Kopf. Dichtes krauses Haar kam zum Vorschein.
    »Das ist ein teures Stück, Boy«, sagte ich und nahm den Hut entgegen. Mein erster Blick galt dem Schweißband.
    Obwohl ich eigentlich ganz sicher gewesen war, traf es mich doch wie ein Hammerschlag. Auf dem hellen Lederband waren in Goldbuchstaben die Initialen P. D. eingeprägt.
    Was war meinem Freund zugestoßen? Ohne besondere Veranlassung würde er sich von dem Hut bestimmt nicht getrennt haben. »Wo hast du das Stück eigentlich her, Boy?«, fragte ich.
    »Kann meine Quelle nicht verraten, Mister. Aber es war ein ehrliches Geschäft.«
    Inzwischen hatte er meine Schuhe auf Hochglanz poliert, und er streckte seine rechte Hand aus. Ich gab ihm einen Dollar, und der Junge bekam große Augen, als ich ihm mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass er den Rest behalten könnte.
    »Jack, pass mal auf! Du kannst dir noch ’nen Dollar verdienen, und so schnell bist du bestimmt noch nicht zu Geld gekommen.«
    »Noch ’n Dollar, Mister? Wollen Sie…?«
    »Du brauchst mir nur zu sagen, wie du an den Hut gekommen bist, Jack. Ich will nur wissen, wo du ihn her hast.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er nach dem Hut gegriffen, den ich noch immer in der Hand hielt.
    »Sie können mir den Hut nich’ wegnehmen, Mister«, sagte er mit weinerlicher Stimme. »Ich hab ihn nich’ geklaut. Das war ’n ganz ehrliches Geschäft, hat mich ’nen halben Dollar gekostet.«
    »Ich will dir nichts wegnehmen, Jack«, sagte ich beruhigend.
    Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Der Junge hatte ein ehrliches Gesicht, und ich musste es riskieren. »Sag mal, kannst du lesen?«
    »Aber klar, Mister!«, sagte er beleidigt.
    Ich nickte zufrieden und ließ meine Hand in der Innentasche meiner Jacke verschwinden. Ich holte meinen Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn dem Burschen unter die Nase.
    Der Boy stieß einen überraschten Pfiff aus und hatte auf einmal einen Ausdruck von Hochachtung in seinem Blick. Ich hatte ihn also richtig eingeschätzt.
    »Sie sind ’n G-man, Mister? ’n richtiger G-man?«, fragte er vorsichtig.
    Ich nickte und steckte den Ausweis wieder ein.
    »Yes, Jack. Ich bin vom FBI und brauche dringend deine Hilfe. Ich werde dir den Ausfall bezahlen, Jack. Einen Dollar hab ich dir für die Auskunft versprochen, und ich gebe dir noch einen, wenn du mir helfen kannst.«
    »Gemacht, Mister«, sagte der Bursche eifrig. »Sagen Sie mir bloß, was ich tun soll.«
    Ich drückte ihn wieder auf seinen Platz zurück.
    »Wir müssen aufpassen, Jack. Vielleicht sind Gangster in der Nähe. Bleib sitzen und putz mir den linken Schuh noch mal.«
    Der Boy nahm einen Lappen und polierte die Spitzen.
    »Du bist mein Gehilfe, Jack. Pass auf, der Hut hier, der gehört meinem Kollegen. Und ich muss wissen, wie du an den Hut gekommen bist, denn mein Kollege hat den bestimmt nicht freiwillig verschenkt.«
    Der kleine Bursche stieß einen leisen Pfiff aus und hielt einen Augenblick mit dem Polieren meines Schuhs inne.
    »Sie meinen, den hat ein Gangster Ihrem Kollegen abgenommen, Mister?«
    »Du bist ein verflixt schlauer Bursche«, lobte ich. »Ja, ich glaube, dass mit meinem Freund etwas passiert ist, und du sollst mir helfen, rauszufinden, wo er ist und was mit ihm los ist.«
    »Meinen Sie, dass die Gangster ihn geschnappt haben? Nein, Mister, da sind Sie aber schwer auf dem Holzweg. Den Hut hab ich nämlich von Dick und Al. Das sind zwei von meinen Freunden. Ich hab ihnen ’nen halben Dollar gegeben, und ich hab bestimmt ein gutes Geschäft gemacht. Aber meine Freunde haben Ihren Kollegen bestimmt nicht ausgeraubt. Das tun die nicht, und außerdem, was sollen zwei Jungen gegen ’nen richtigen G-man machen?«
    »Pass auf, Jack, ich mach dir einen Vorschlag. Wir müssen deine Freunde fragen.
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