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0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

Titel: 0425 - Das Mädchen und die Todesperlen
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Stimme.
    »Natürlich«, brummte der Bullige.
    »Dein verdammtes Mißtrauen macht mich noch wahnsinnig.«
    »Nur in deinem Interesse. Wer einen solchen Coup macht, muß sich zügeln können. Wenn du nicht warten kannst, werden sie dich bald auf dem Elektrischen Stuhl braten.«
    »Aber ich will heute noch meinen Anteil von den Dollars.«
    »Kriegst du ja auch. Aber die Perlen bleiben in ihrem Versteck, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«
    Die beiden gingen dicht an Dardano vorbei. Er hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um den Bulligen zu berühren. Die Gestalten verloren sich zwischen den Büschen. Das Stimmengemurmel wurde leiser.
    Der Tramp fühlte den Angstschweiß auf seinem Gesicht. Seine Knie zitterten. Langsam richtete er sich auf.
    Das düstere Haus ragte wie ein Berg vor ihm auf. Im Mondlicht sah er zerbrochene Scheiben. Das Haus machte einen verlassenen Eindruck.
    Mit leisem Brummen sprang der Motor des Trucks an.
    Dardano duckte sich, als die Strahlen der Scheinwerfer durch den Garten strichen. Rückwärts fuhr der Wagen auf die Straße.
    Dardano atmete tief durch. Er fühlte ein Kribbeln in sich, das seine Hände zittern ließ. Er hatte die richtige Nase gehabt, war auf seine Chance gestoßen, stand jetzt vor einem verlassenen Haus, in dem sich die Beute des Überfalls befinden mußte — , zumindest die Schmuckschatulle mit den Perlen, von denen der Bullige gesprochen hatte.
    Der Lastwagen entfernte sich. Bald war das Motorgeräusch in der Ferne verklungen. Friedliche Stille senkte sich über die Tremont Avenue.
    Dardano benötigte fünf Minuten, um festzustellen, daß das Haus tatsächlich unbewohnt war. Dann brach er ein Fenster auf und stieg in ein leeres, verstaubtes Zimmer. Die übrigen Parterreräume waren mit alten, verschlissenen Möbeln angefüllt. Ratten huschten umher. Es roch nach Abfällen.
    Der Tramp faßte Mut und betätigte einen Lichtschalter. Aber keine Lampe flammte auf. Auch bei anderen Schaltern hatte der Tramp keinen Erfolg. Das Gebäude war offenbar nicht mehr an das Stromnetz angeschlossen.
    Auf einem Tisch fand Dardano eine handlange dicke Kerze. Er hatte Zündhölzer und machte Licht. Dann durchstöberte er das ganze Haus. Er sah sich nach allen Versteckmöglichkeiten um, durchsuchte beide Stockwerke, klopfte die Wände ab, schlitzte die Polstermöbei auf, öffnete sämtliche Schubladen, rollte die Teppiche zusammen, brach die Dielen heraus, drehte jeden Gegenstand um.
    Aber er fand nichts.
    Die Kerze brannte nieder. Dardano war vor Anstrengung in Schweiß gebadet. Viele Male war er zum Fenster gelaufen, hatte in die Nacht hinausgelauscht, hatte Ausschau gehalten nach dem Truck.
    Gegen drei Uhr wurde es hell.
    Im grauen Morgenlicht suchte der Tramp weiter.
    Er durchstöberte das Haus noch einmal vom Keller bis zum Boden. Im Keller schaufelte Dardano einen Kohlenberg von einer Ecke in die andere. Aber auch hier war kein Schmuck verborgen. Auf dem Boden war Gerümpel angehäuft worden. Vor einer schmalen Dachluke im Giebel des Hauses befand sich ein Taubenschlag. Natürlich war er leer. Dardano fand Taubendreck und kleine blaugraue Federn. Er nahm den Taubenschlag völlig auseinander, schaute unter jeden Dachziegel, durchwühlte das Gerümpel.
    Umsonst.
    Ohne einen Bissen zu essen, verbrachte der Tramp auch den folgenden Tag in dem verlassenen Haus. Am späten Nachmittag brach er vor Erschöpfung zusammen. Völlig mutlos und enttäuscht schleppte er sich ins Freie. Er taumelte die Tremont Ave hinab, bis er in einer belebten Seitenstraße auf einen billigen Erfrischungsstand stieß.
    Vier Dollar und siebzig: Cent hatte Dardano in dem Haus gefunden.
    Er kaufte sich eine Flasche Wermut, zwei Schinkensandwiches und eine Abendzeitung.
    Seine müden Beine trugen ihn gerade noch bis zum Pelham Bay Park. Dort setzte sich der Alte auf eine Bank, schlang gierig die Brote hinab und trank den Wermut. Beim Durchblättern der Ze,itung stieß Dardano auf einen groß aufgemachten Artikel. Dardano las.
    Zwei Gangster - so hieß es - hatten gestern abend gegen 2 Uhr die Villa des Millionärs Stanley Lagatta in der Randall Ave überfallen, 30 000 Dollar und die berühmten Lagatta-Perlen geraubt, die sich an diesem Abend zufällig in dem Safe der Villa befanden, da die Millionärsgattin, Elisa Lagatta, die Perlen heute bei einer Festlichkeit hatte tragen wollen. Für gewöhnlich befand sich die aus vierzig kostbaren Perlen bestehende Kette in einem Tresor der Bank of New York.
    Dardano
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