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0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

Titel: 0425 - Das Mädchen und die Todesperlen
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Joel«, sagte ich. »Wohnen Sie hier?«
    Er hatte irgendein unfreundliches Wort auf den Lippen gehabt, aber daß ich ihn mit seinem Namen anredete, verblüffte ihn. Er zog die Rechte aus der Jackentasche, unter deren Stoff sich ein kurzläufiger Revolver abzeichnete.
    Wir starrten uns an, und ich hatte Gelegenheit, das Original mit dem Archivfoto zu vergleichen.
    Es war ein mittelgroßer, schmaler Bursche mit blassem, kaltem Gesicht und hellblauen bösen Augen. Er war korrekt gekleidet und trug einen schicken hellen Sommerhut.
    »Laß die Hand im Freien«, sagte ich, als sich seine Rechte wieder in Richtung Tasche bewegte.
    Die dünnen Lippen öffneten sich ein paar Millimeter. »Was wollen Sie?«
    »Ich will mich mit dem Besitzer dieses Hauses unterhalten.«
    »Der ist nicht da.«
    »Dann werden Sie mir mal…«
    Gellend drang ein Schrei aus dem Innern des Hauses. Es war ein Schrei, wie ihn ein Mensch nur unter großen Schmerzen oder in Todesangst ausstoßen kann.
    Mit einem Schritt war ich über die Schwelle. Ich wollte gerade sagen, daß ich FBI-Beamter war. Aber Joel Marden ließ mir keine Zeit, sondern wuchtete mir blitzschnell die linke Faust gegen den Magen.
    Glühender Schmerz durchzuckte mich. Für einen Moment lähmten mich der Krampf und die sofort einsetzende Übelkeit.
    Marden holte zum zweiten Mal aus, aber die Lähmung fiel von mir ab, und mein Konter knallte gegen sein Nasenbein. Marden sauste rückwärts in den Flur, stieß gegen die Wand, verlor seinen Hut und stöhnte. Mit sanft eingeknickten Knien blieb er stehen.
    »Ich bin G-man«, sagte ich. Es klang ein bißchen gequetscht. Noch wühlte der Schmerz in meiner Magengrube.
    Mardens Knie wackelten. Aber er blieb auf den Beinen. Das blasse Gesicht war fast unbewegt, aber in den Augen glomm ein kleiner heller Funke.
    Mit zwei Schritten war ich bei dem Kerl. Während ich ihm die Mündung einer Smith and Wesson aufs Brustbein drückte, fischte ich seinen Revolver aus der Jackentasche. Es war ein kurzläufiger 45er. Er roch nach Öl und war geladen.
    »Waffenschein?«
    Marden antwortete nicht.
    Ich schob den Revolver in meinen Hosenbund und lief durch den kurzen Flur auf eine spaltweit geöffnete Tür zu. Daß Marden hinter mir war, konnte gefährlich werden. Aber da ich ihn entwaffnet hatte, konnte er mich wenigstens nicht in den Rücken schießen.
    Mit dem Fuß stieß ich die Tür auf.
    In dem Wohnraum befanden sich drei Männer. Zwei von ihnen hatten sich mit dem dritten beschäftigt. Sie hatten einen Schlagring und eine Stahlrute dazu benutzt, und das Gesicht des dritten war von Blut überströmt.
    Das Opfer hatte ich noch nie gesehen, aber die beiden anderen kannte ich wie Joel Marden aus unserer Verbrecher-Kartei: Louis Kimball war der Boß einer kleinen Gang aus dem südlichen Manhattan. Al Chankin gehörte zu seinen Schlägern.
    Die Pistole in Kimballs Hand fuhr mir wie eine Schlange entgegen.
    Wir schossen fast gleizeitig. Aber noch während ich den Finger krümmte, ließ ich mich fallen.
    Kimball brüllte auf. Die Pistole polterte zu Boden. Auch die Finger seiner Linken öffneten sich, und dann lag die Stahlrute neben der Luger. Kimball taumelte, blieb aber auf den Füßen. Meine Kugel hatte sein rechtes Schultergelenk durchschlagen. Ich rutschte blitzschnell einen Yard zur Seite, um hinter der Wand in Deckung zu kommen, denn Marden konnte jeden Augenblick von hinten über mich herfallen.
    »Nimm die Hände hoch!« Ich unterstrich die Aufforderung mit einem Schwenken meiner Pistolenmündung.
    Al Chankin gehorchte. Seine kurzen, keulenartigen Arme wurden in die Höhe gereckt. Aber er behielt den Schlagring in der Faust.
    Ich stand schnell auf, stellte mich so, daß ich die beiden im Auge behielt, wandte dann den Kopf etwas und sah mich nach Marden um.
    Er lehnte immer noch an der Wand.
    »Komm her!«
    Er setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Seine Nase begann anzuschwellen. Ich schob den Kerl zu seinen Komplicen.
    Kimball war ein fetter Bursche mit grauer Haarbürste, Flecken auf dem ungebügelten Anzug und einem graugelben schwammigen Trinkergesicht.
    Chankin hatte kurze, krumme Beine, einen gewaltigen Brustkorb und ein brutales schiefes Gesicht mit fingerdicken blonden Augenbrauen.
    »Schert euch dort an die Wand!« Kimball wimmerte leise vor sich hin, kam aber meiner Aufforderung nach. Marden und Chankin hatten die Hände über den Kopf gereckt.
    Der Mißhandelte saß in einem schweren roten Sessel. Ich trat neben ihn und blickte in
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