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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Augen…
    Er sah aus wie ein Mensch, wenn man die Körperform betrachtete. Aber schon beim Kopf hörte es auf. Er war ein - Reptil…
    Die Chinesen hatten in ihrer Mythologie den Begriff des Drachen gebildet. Dieser hier, der aus dem Nichts erschienen war, war eine Mischung aus Mensch und Drache.
    Ein Sauroide…
    Aber diese wissenschaftliche Bezeichnung war jenen, die als Brüder der Sekte die Beschwörung mitgemacht und das Menschenopfer dargebracht hatten, unbekannt. Sie sahen in ihm den Drachen, der sich Menschengestalt gegeben hatte.
    Sie waren bestürzt. Überrascht. Beeindruckt. Der Allessehende Drache, den sie gerufen hatten, damit er sich in der Statue des Tänzers manifestieren sollte, war gekommen.
    Und er hatte sich seinen eigenen Körper mitgebracht…
    Da kniete auch der letzte der Sekte vor dem Sauroiden nieder, um ihm zu huldigen und ihn als den neuen Herrn anzuerkennen…
    ***
    Eine Boeing 747 der »Cathay Pacific« brachte Ted Ewigk von Sidney nach Hongkong. Der Reporter hatte sich bis zur Landung wieder einigermaßen von der geistigen Anstrengung erholt, die er hatte aufbringen müssen, um Reek Norr in seine Welt zurückzusenden. Der Abschied von den Freunden in Sidney war relativ schnell und schmerzlos vonstatten gegangen. Immerhin sah man sich ja alle paar Wochen oder Monate immer wieder. Und eine attraktive Stewardeß in der Maschine sorgte ebenfalls dafür, daß Ted recht bald auf andere Gedanken kam.
    Da die Crew der Maschine in Hongkong zwei Tage Urlaub hatte, weil das Flugzeug einer Generalinspektion unterzogen werden mußte, konnte Ted die Stewardeß überreden, diese Urlaubstage mit ihm zu verbringen. Er war zwar mit einem festen Auftrag jener italienischen Zeitung hierher unterwegs, aber das bedeutete nicht, daß er seine ganze Zeit ausschließlich diesem Auftrag zu widmen hatte. Immerhin hatte ihm die Zeitung ja auch nur 2.-Klasse-Flugspesen bewilligt - den Rest zum First-Class-Ticket und auch für seinen Umweg über Australien legte er aus eigener Tasche zu.
    Den Internationalen Airport Kai Tak hielt Ted schlicht für eine mittlere Katastrophe; der Landeanflug ließ ihn erschauern. Von der See her Kommend, führte die Rollbahn zunächst über einen künstlichen Damm und dann unmittelbar auf hohe Häuserblocks zu; es sah aus, als müsse die Maschine jederzeit in diese Häuser hineinrasen. Lo Yina, die reizende Stewardeß, hübsche Tochter einer Hongkong-Chinesin und eines britischen Innenarchitekten, der sich vor einem halben Jahrhundert hier angesiedelt hatte, teilte Ted inoffiziell mit, daß es den meisten der Piloten nicht anders erging - Kai Tak war berüchtigt.
    Ted hatte ein Zimmer im »Regent Hotel« in der Salisbury Road gebucht und war damit seiner Linie treu geblieben - und in diesem Fall konnte ihn Signor Rinaldini von der Redaktion nicht einmal als üblen Spesenritter bezeichnen, weil das Zimmer für rund elfhundert Hongkong-Dollar, umgerechnet auf europäische Währungen, immer noch vergleichsweise wesentlich günstiger war als entsprechende Kategorien in Rom oder London oder Paris.
    Eine Rolls-Royce-Limousine holte Ted vom Flughafen ab. Das gehörte zum Service des »Regent Hotel«. Um sein Gepäck brauchte er sich keine Sekunde lang zu kümmern. Als er eingecheckt hatte, fand er es bereits in seinem Zimmer vor. Von den dienstbaren Geistern, die diese Arbeit für ihn erledigt hatten, hatte er nichts gesehen. Auf Trinkgelder war man hier sicherlich ebenso erpicht wie überall sonst, zeigte es aber nicht.
    Ted sah sich das luxuriöse Zimmer an und warf sich in den bequemen Ledersessel. Hier ließ es sich aushalten, und das Zimmer würde auch nicht zu eng werden, wenn die reizende Lo Yina auf ihr Crew-Quartier verzichtete und hier mit übernachtete.
    Der Ausblick über die Häuserblocks indessen war nicht so überragend. Hongkong glich anderen Großstädten. Nur wer sich in die Straßenschluchten hinab bewegte, erlebte die Farbenpracht und fast unglaubliche Vielseitigkeit des chinesischen Alltags, in dem in oberen Hausetagen ganze Fabriken untergebracht waren.
    Hongkong stellte seinen Reichtum und seinen Luxus durchaus ungeniert zur Schau. Wer hier viel Geld verdiente, brauchte sich nicht zu scheuen, das auch zu zeigen. Reichtum und Schönheit fanden sich überall, Luxus und Snobismus. Aber auch bitterste Armut in den Slums, und Kowloons »Walled City«, jener graue Häuserblock einer Stadt in der Stadt, wurde nur noch von jenen bewohnt, die Ausgestoßene der Zivilisation
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