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0423 - Die Monster-Insel

0423 - Die Monster-Insel

Titel: 0423 - Die Monster-Insel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schmalen Augen beobachtete er das Katzenwesen. Er fragte sich, wie es möglich war, daß es leben konnte. Die Augen, deren Pupillengröße sich ja nach Lichteinfall wie bei einer Katze von rund bis schmal veränderte, und auch die Krallen, die sich in die Fingerkuppen zurückziehen konnten, bewiesen, daß nichts getrickst wurde. Das Wesen, das menschliche Körperformen aufwies mit Ausnahme von Fell, Schweif und Gesicht, war echt. Aber selbst wenn in irgend einem obskuren Unterweltlabor ein verbrecherisch unverantwortlicher Wissenschaftler versucht hätte, eine Kreuzung aus Mensch und Katze zu erschaffen, sprach die unterschiedliche Zahl der Chromosonen dagegen. Dieses Wesen konnte überhaupt nicht existieren.
    Aber es existierte. Es erklärte durch seine Existenz Naturgesetze und Genetik zur Farce und hatte mit seinem blitzschnellen Eingreifen das Mädchen Alice davor gerettet, von einem noch bizarreren Mischwesen ermordet zu werden!
    »Chachfah!« Die Menschenkatze streckte den Arm aus und deutete auf den Tinten-Kroko-Storch. Das Wort klang bei ihr wie ein bösartiges Fauchen, und sie fuhr die Krallen aus, als wolle sie sie in das Mischwesen schlagen. »Rroll.« Dabei deutete sie - mit blitzschnell wieder eingezogenen Krallen - auf sich. »Rroll«, wiederholte sie. »Damisu. - Menchchch. Narr-me?« Fragend sah sie Sandy Freeman an.
    Fauch- und Schnurrlaute schienen in ihrer Sprache zu dominieren und wurden deshalb als Bindemittel auch in übernommene Fremdwörter eingefügt, begriff Yushitse. Sandy nannte ihren Namen. Mühelos konnte die Menschenkatze ihn ausprechen, wie auch »Yushitse« und »Rollins«. Es klang alles etwas fremdartig, aber eine Verständigungsbasis war geschaffen.
    Aber wieso konnte sich Sandy mit der Rroll - der Menschenkatze Damisu - in deren Sprache unterhalten, wie es vorhin geschehen war? Und woher hatte diese Menschenkatze so viele menschliche Sprachbrocken gelernt, daß sie sich radebrechend wenigstens halbwegs verständlich machen konnte?
    »Helfen«, wiederholte Damisu.
    »Aber das ist doch Irrsinn«, murmelte einer der anderen Männer. »Ihr dreht hier einen Film mit versteckter Kamera. Das kann doch alles nur ein Traum sein, oder? Dann laßt mich aufwachen…«
    Sandy Freeman hatte sich wieder gefaßt. Sie deutete auf die Männer. »Schön, daß ihr helfen wolltet, aber jetzt vergeßt diese Szene am besten ganz schnell wieder. Hier gibt’s nichts mehr zu staunen. Taka und Alice -sucht euch einen anderen Platz. Ich möchte ein wenig mit Damisu allein bleiben.«
    »Hör mal«, protestierte Yushitse. »Du kannst doch nicht einfach…«
    »Ist das mein Haus oder deines, Taka? Versucht euch noch ein bißchen zu amüsieren. Die Nacht hàt ja gerade erst angefangen, oder?«
    Sie schob die anderen nachdrücklich hinaus. Hinter ihnen drückte sie die Tür ins Schloß.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Alice und schmiegte sich weiterhin schutzsuchend an den Japaner. »Was ist das nur gewesen? Woher kommen diese… diese unheimlichen Wesen? Katzenmenschen, die Mischkreatur… ich bin doch nicht auf ’nem Horrortrip, Taka! Ich habe doch noch nie Rauschgift genommen, oder hat mir jemand diesmal was gegeben, ohne daß ich es mitbekommen habe?«
    »Dann hätten wir nicht alle denselben Alptraum erlebt«, sagte Taka Yushitse.
    Alice klammerte sich an ihn. »Du mußt mich ganz festhalten, damit ich weiß, daß das kein Alptraum ist. Halt mich fest, tu mit mir, was du willst, aber gib mir das Gefühl, daß ich wach bin und lebe…«
    Dabei war er schon gar nicht mehr in Stimmung, und auch daß das Mädchen bildhübsch und nackt war, konnte ihn im Moment nicht so aufregen wie das Wissen, daß nebenan im Zimmer sich zwei Wesen aufhielten, von denen das eine ein Monstrum, tot oder bewußtlos, war, und das andere eine Menschenkatze. Aber Alice wollte ihn nicht loslassen, und als sie endlich nicht mehr zitterte und er ins Zimmer zurückkehren konnte, in dem die unheimlichen Wesen gewesen waren, war dieses Zimmer leer.
    Nur die Glassplitter gab es noch und die zerstörte Fensterscheibe.
    Dann vermißte er Sandy Freeman. Erst kurz vor Mitternacht tauchte sie wieder auf und mischte sich unter die Partygäste. Ihre Fröhlichkeit wirkte aufgesetzt, aber das schien nur Taka Yushitse aufzufallen. Er nahm sie beiseite und wollte sie befragen. Aber sie lachte nur. »Wovon redest du, Taka? Hast du schlecht geträumt?«
    Er glaubte, jetzt schlecht zu träumen. Denn die Spuren im Zimmer wiesen doch darauf hin, daß
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