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0423 - Die Monster-Insel

0423 - Die Monster-Insel

Titel: 0423 - Die Monster-Insel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas passiert war, und er konnte auch nicht vergessen, Sandy in dieser seltsam fremden Sprache mit der Menschenkatze reden gehört zu haben.
    Irgend etwas war da passiert. Aber was, zum Teufel, war es in Wirklichkeit gewesen?
    ***
    »Es war ein Fehlschlag«, sagte Reek Norr eisig. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und Orrac Gatnor von den Sümpfen zuckte zusammen wie ein ertappter Sünder, dabei war er normalerweise das Selbstbewußtsein in Person und verstand es immer wieder, mit Frechheit aus einer Niederlage einen Beinahe-Sieg zu machen.
    Aber diesmal mußte ihn etwas wohl arg getroffen haben.
    Norr und Gatnor waren nie Freunde gewesen. Das brachten ihre gegensätzlichen Funktionen mit sich. Gatnor stand an der Spitze der Priesterschaft der Kälte, und Reek Norr war ein Überwacher, der im Auftrag des Volkes und von diesem erwählt, zu kontrollieren hatte, daß Sekten wie die Priesterschaft mit ihren halbwissenschaftlichen und magischen Experimenten nicht das Gegenteil von dem bewirkten, was sie eigentlich vorhatten und die Entropie ungewollt erhöhten, statt sie zu senken.
    Die Priesterschaft der Kälte war für Norr eine sehr obskure Sekte, die aber gefährlich war, weil sie mit erstklassiger Öffentlichkeitsarbeit dem Volk der Sauroiden Erfolge vorgaukelte. Kaum ein Tag, an dem nicht eine Schlagzeile in der Zeitung oder eine kurze Erwähnung im TV von der Priesterschaft berichtete. Nur wenn etwas schiefging, hüllte man sich so lange in Schweigen, bis eine glaubwürdige Erklärung gefunden wurde, die das Versagen zumindest verbal wieder ausbügelte.
    Reek Norr hatte Gatnor zu sich in sein Wohn-Ei bestellt. Er hatte keine Lust, sich seinerseits in die Höhle des Hurga zu begeben, indem er Gatnor in dessen Privatbereich oder gar im Tempel aufsuchte. Der war nach den letzten Vorfällen immer noch nicht wieder völlig restauriert. Der Dämon Astardis, der aus der Menschenwelt gekommen war, hatte üble Verwüstungen angerichtet und das Gestein teilweise so brüchig werden lassen, daß Einsturzgefahr bestand, [2] Aber diese Einsturzgefahr hinderte die Priester der Kälte und ihre Adepten und Novizen nicht daran, weiterhin täglich ihre Bittgesänge an die Kälte abzuhalten, die Entropie zu senken, und an diesen Gesängen konnte jeder Sauroide, der Lust dazu verspürte, teilnehmen. Gleichzeitig wurde die Lehre der Kälte gepredigt. Und immer wieder gab es Dumme, die darauf hereinfielen und mit ihrem Vermögen die Priesterschaft unterstützten. Dennoch war die Tempelrestaurierung so teuer, daß die Kältepriester sich bis jetzt noch nicht daran zu machen gewagt hatten.
    »Fehlschlag?« Orrac Gatnor schüttelte den kantigen Schädel und ließ die Zahnreihen sehen. »Man kann nicht als Fehlschlag bezeichnen, was Weltentore geöffnet hat? Wir wissen jetzt endlich, welchen Weg wir beschreiten müssen, um unsere Welt endlich zu stabilisieren und der fortschreitenden Entropie-Erhöhung Einhalt zu gebieten…«
    »Erspare mir deine Phrasen«, knurrte Reek Norr. »Wie viele Sauroiden haben diesmal ihr Leben opfern dürfen, natürlich vollkommen freiwillig, damit ihr die Weltentore öffnen konntet? An wie vielen bist du diesmal zum Mörder geworden, Gatnor, ohne daß man dich wegen Mordes vor Gericht stellen kann?«
    Gatnor sprang auf. Schmatzend öffnete und schloß er seinen Rachen. Offen zeigte er seinen inneren Aufruhr. »Ich habe es nicht nötig, mich in dieser Form von dir beleidigen zu lassen, Reek Norr! Mit deiner haltlosen Verdächtigung ziehst du die Ehre und das Angedenken jener ruhmvollen Sauroiden aufs Gröbste in den Schmutz, die sich freiwillig dazu erboten, ihr Leben zu opfern für die Allgemeinheit…«
    »Wie ihr die Freiwilligen bestimmt, ist mir bekannt«, unterbrach Norr ihn kalt. »Wie viele, Gatnor? Wieviel Lebensenergie habt ihr diesmal umwandeln müssen, um Tore zu öffnen, und wie viele Tore sind es überhaupt gewesen?«
    »Sieben Tore«, fauchte Gatnor wild. »Aber kein einziger Sauroide mußte auch nur einen winzigen Bruchteil seiner Lebensenergie opfern, weil wir endlich einen anderen Weg gefunden haben. Mehr darüber kannst du morgen grün auf gelb in den Zeitungen lesen, weil wir heute noch den nächsten Versuch unternehmen und…«
    »Ich verbiete ihn«, sagte Reek Norr.
    Gatnor schnappte nach Luft. Irritiert starrte er den Überwacher an. »Was?«
    »Ich verbiete diesen nächsten Versuch. Es sei denn, Gatnor, du kannst mir einwandfreie Resultate vorlegen, die wir gemeinsam auch der
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