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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen
Autoren: Bernd Frenz
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einmal begegnet?«, fragte Naoki ungläubig.
    Mig ließ seine Hände verlegen auf die Tischplatte sinken. »Nein«, gab er zu. »Aber Santo.«
    »Wann war das?« Ihr Ton klang plötzlich so scharf wie eine beidseitig geschliffene Klinge.
    »Letzten Sommer«, gab Mig unwillig zurück. Es gefiel ihm nicht, dass er plötzlich verhört wurde. Irgendwie hatte er sich das Gespräch netter vorgestellt.
    Naoki ignorierte die tiefe Falte, die an seiner Nasenwurzel entstand. »Damals waren die Eisernen noch ungefährlich«, erklärte sie dem Bellitreiter.
    »Sie vertrieben zwar jeden aus dem Gebiet, das sie beanspruchten, aber sie töteten niemanden. Seit einigen Wochen ist jedoch alles anders. Sie…«
    Ein durchdringendes Klingeln, das über die Straße dröhnte, ließ sie mitten im Satz verstummen.
    Es stammte von der Alarmglocke, die auf dem Wasserturm geschlagen wurde.
    Gleichzeitig schrie der Ausguck etwas mit überschnappender Stimme herab.
    Zuerst waren die Worte nicht zu verstehen, aber dann wurde sein Ruf von Passanten aufgegriffen und weitergetragen.
    Bis er auch die Schänke erreichte: »ZU DEN WAFFEN! DIE UNSTERBLICHEN KOMMEN!«
    Einen Moment lang schien die Zeit zu gefrieren, dann brach der Tumult los. Männer und Frauen griffen zu ihren Waffen. Sie stürzten an die Schießscharten oder eilten die Treppe hinauf, um vom Dach aus Widerstand zu leisten.
    »Los, raus zu den Bellits!«, brüllte Santo seinen Companios zu. »Wenn wir schnell genug in den Wolken verschwinden, haben wir noch eine Chance.«
    Die Mechicos stürzten zur Tür. Dies war nicht ihr Kampf.
    Oder doch? Konnte es sein, dass sich die Eisernen für den Raub der Feuersteine rächen wollten? Mig blieb als Einziger zurück. Er wollte seine neue Freundin nicht alleine lassen.
    Entschlossen packte er sie am Arm. »Komm mit, mein Bellit trägt uns auch zu zweit.«
    Er nahm seine Flinte und zog Naoki mit zur Tür, doch als er nach draußen trat, waren die Gleiter bereits heran. Fünf schlanke Schatten kreisten über den Häusern wie hungrige Bonta- Vögel, die ein verendetes Wild anvisierten. Grelle Blitze schlugen aus ihren Frontgeschützen.
    Auf der anderen Straßenseite wurde ein Mann getroffen. Leuchtende Elmsfeuer tanzten über seinen Körper, während sich der Strahl in seinen Nacken bohrte. Erst wurde er durchscheinend, sodass sein Skelett unter dem Fleisch hervor schimmerte, dann ging er in Flammen auf. Schreiend wälzte er sich am Boden.
    Auf dem Wasserturm eröffnete die schwenkbare Kanone ihr Abwehrfeuer, doch das Geschoss verfehlte sein Ziel.
    Dem wendigen Gleiter hatte die altertümliche Flak nichts entgegen zu setzen. Zwei helle Lichtblitze schlugen in die überdachte Plattform und setzten sie in Brand. Einer der Posten war auf der Stelle tot. Der andere brach durch die Brüstung und stürzte als lebende Fackel auf die Straße.
    Die Waffen der übrigen Gleiter hämmerten ebenfalls ohne Unterlass. Ein Schauer aus Stahlprojektilen und Lichtblitzen hagelte auf die Häuser hinab. Holzdächer entflammten wie trockener Zunder, während die Menschen aus den Gebäuden stürzten und zurück feuerten. Ihr Widerstand war unkoordiniert, doch die Wolke aus Pfeilen und primitiven Bleikugeln verdunkelte für Sekunden die Sonne. Das Gros der Geschosse prallte an der Unterseite der Gleiter ab, die von einer unsichtbaren Barriere geschützt wurde. Querschläger flogen davon. Die wenigen Treffer, die die Piloten direkt einstecken mussten, scheiterten an deren stählernen Rüstungen.
    Mig hob seine Flinte an und spannte das Radschloss mit dem zugespitzten Feuerstein - aber er sparte sich den Schuss. Die Entfernung war zu groß, um einen der Unsterblichen zu verwunden.
    »Wir müssen verschwinden, solange wir noch können«, flüsterte er seiner Begleiterin zu, damit die Meerakaner nicht hörten, dass er sie ihrem Schicksal überlassen wollte.
    Naoki entzog sich seinem Griff. »Nein«, sagte sie entschlossen. »Geh allein! Wenn sie mich bei dir sehen, ist es um dich geschehen. Lauf und rette dein Leben.«
    Ihre braunen Augen schimmerten voll bitterer Erfahrung. Plötzlich konnte Mig die Jahre erkennen, die sie ihm voraus hatte. Obwohl er den Sinn ihrer Worte nicht richtig verstand, wusste sie offensichtlich, wovon sie sprach.
    Ein Haus weiter links schlugen Brandgeschosse in ein vernageltes Schaufenster. Die Bretterwand barst in tausend Stücke.
    Mig zuckte zusammen. Nicht nur, weil sich ein brennender Holzsplitter in seinen Oberarm bohrte - es war auch die
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