Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote
Autoren:
Vom Netzwerk:
erstarrt. Seine Gedanken bewegten sich so träge, als müßten sie sich durch einen zähen Brei wühlen. Elroy Hammer ging wie im Traum, gelangte auf die Straße, lief durch die Nacht. Er wußte nicht, wohin. Er hatte kein Ziel.
    Es war lange nach Mitternacht, als er sich auf einem Pier des East River wiederfand. Die kühle Nachtluft streichelte das schweißnasse Gesicht. Langsam wich die Benommenheit.
    Hammer dachte nach.
    Jetzt hatte er auch das letzte verloren. Ihm blieb nichts — außer ein paar Monaten mit einer schrecklichen, peinigenden Krankheit.
    Plötzlich wurde dem Mörder bewußt, daß ein wesentlicher Teil seines Mordplans fehlgeschlagen war. Morgen früh würde man Margret tot finden. Er brauchte ein Alibi. Für alle Fälle. Trotz der von innen steckenden Schlüssel, Janet hatte sein Alibi sein sollen. Nach anfänglich gespielter Verlegenheit hatte er zugeben wollen, daß er die Nacht in der Elften Straße verbracht habe.
    Und jetzt?
    Hammer machte kehrt, ging in die City zurück. In einer Nebenstraße fand er eine Bar. Es war ein simpler Laden. Hinter der Theke stand eine Bardame mit vielen Falten im Gesicht. Sie gähnte fast pausenlos, ließ sich aber von Hammer in ein Gespräch ziehen.
    Der Mörder trank fünf Whisky pur, hielt sich etwa anderthalb Stunden in der Bar auf, bezahlte dann, schob der Barfrau eine Fünf-Dollar-Note zu und verließ dann das Lokal.
    Von einem Taxi ließ er sich in den Central Park fahren. Auf einer Bank streckte sich Elroy Hammer aus. Er lauschte auf das Erwachen der Natur, hörte die ersten schüchternen Vogelstimmen, sah, wie die Sterne erblaßten, wie sich der samtschwarze Nachthimmel milchiggrau färbte, wie der neue Tag aufzog. Wieder ein Tag. Wieder ein Tag weniger.
    ***
    Am Morgen des 4. Juli war ich schon kurz nach sieben im Office.
    Ich kam gerade früh genug, um noch einen der Kollegen zu erwischen, die Edgar Lubbing gestern spät abends verhört hatten.
    »Was ist dabei ‘rausgekommen?« fragte ich meinen Kollegen Robert.
    »Eine alltägliche Geschichte, Jerry. Lubbing hat alles gestanden. Angesichts des Geldkoffers blieb ihm auch gar nichts anderes übrig. Mit Vincent Hammer und Lubbing war es fast genauso, wie du es vermutest hast.«
    »Lubbing hat den Jungen angestiftet?«
    »Richtig. Hat alles für ihn organisiert. Das Versteck in der Bleeker Street. Die Pistole. Hat ihn angewiesen, sich dort verborgen zu halten. Daß der Junge aufgespürt wurde und flüchten mußte, war nicht vorgesehen.«
    »Warum wollte er den Wagen knacken?«
    Steel zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich war er gewaltig in Panik. Wollte einen Schlitten bereit haben, mit dem er fliehen konnte. Lubbing sagt, Hammer hätte ihn bedrängt, endlich abzuhauen, als er ins Battery Hotel kam.«
    »Warum hat Lubbing ihn umgebracht?«
    »Streit um das Geld. Der Junge wollte sich nicht von dem Koffer trennen. Aus einem Handgemenge wurde schließlich blutiger Ernst.«
    »Lubbing ist durch die Vördertür entwischt?«
    »Ja. Es muß genau in dem Augenblick gewesen sein, in dem euch der Cop informierte.«
    Ich nickte. »Genau wie ich‘s mir gedacht habe. — Und das Versteck in der Jane Street?«
    »Lubbing hat dort schon seit Wochen gehaust. Durch Zufall hatte er erfahren, daß die Bude leer stand. Mit einem Nachschlüssel war durch die Hintertür leicht ‘reinzukommen. Lubbing hat allerdings den Fehler gemacht, zweimal angebliche Freunde mit hinzuschleppen. In einem Falle muß es dort eine ziemlich wüste Party gegeben haben, an der auch ein paar Mädchen aus der Bowery beteiligt waren. Deshalb wußten natürlich ‘ne ganze Menge schräger Gestalten, wo Lubbing sich eingenistet hat. Und einer von ihnen hat geplaudert und Floyd Snack was davon erzählt.«
    »Der Bursche wird bald auftauchen und seine Belohnung kassieren. Hat er sich redlich verdient.«
    »Na, von ›redlich‹ kann ja wohl keine Rede sein«, sagte Steel lachend und ließ mich allein.
    Bis gegen neun Uhr beschäftigte ich mich mit dem Auswerten einer Statistik. Dann klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.
    »Guten Morgen, Jerry«, vernahm ich Mr. Highs freundliche Stimme.
    »Guten Morgen, Chef.«
    »Bitte kommen Sie doch mal zu mir.« Ich legte den Hörer auf die Gabel und machte mich auf die Strümpfe.
    Das Chefzimmer war angenehm kühl. Unter der Decke surrte leise ein Ventilator.
    »Nehmen Sie Platz, Jerry. Phil ist noch nicht da?«
    »Wahrscheinlich hat er verschlafen.« j »Das wird ihm mal guttun. Was ich hier habe,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher