Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote
Autoren:
Vom Netzwerk:
Unterarmlänge. Der Griff ruhte kühl und schwer in der Hand, war mit Hirschhornschalen besetzt. Die Klinge war haarscharf und hatte eine langgezogene Spitze.
    Elroy schob das Messer in die rechte Manteltasche und verließ den Laden. Es war ein Viertel nach neun. Er kam wieder zu spät, und Leila würde ihn deswegen nicht freundlich behandeln.
    Er ging zum Bijou.
    Als er das kleine Café fast erreicht hatte, sank sein Mut abermals auf den Nullpunkt. Wenn die Kerle nun wieder da waren, die brutalen Schläger von damals. Er wußte, daß sie in diesem Viertel hausten, eine Art Bande waren und zu den Stammgästen des Cafés gehörten. Sobald sie ihn sahen, konnte es für ihn gefährlich werden. Auf keinen Fall wollte er sich vor Leila blamieren, vor diesem selbstsicheren, anspruchsvollen, kühlen, faszinierend schönen Geschöpf.
    Warum mußte sie nur darauf bestehen, ihn in diese Gegend zu locken. Für sie, die sie hier aufgewachsen war, die Menschen kannte, noch hier lebte — für sie war es nichts Besonderes. In ihren Augen mußte es lächerlich sein, sich vor einem zwielichtigen Lokal zu drücken. Er aber war anders, war nicht geschaffen, um mit diesem Dschungel der Großstadt, mit den Gefahren der Unterwelt und den grausamen, rücksichtslosen, raubtierhaften Typen fertig zu werden.
    In der Manteltachse umklammerte er sein Messer. Eine Pistole wäre ihm lieber gewesen. Um ein Messer zu gebrauchen, um sich damit zu wehren — auch dazu gehört Mut. Wenn man mich überfällt, dachte Elroy plötzlich, und wenn ich dann das Messer ziehe, dann haben die anderen einen Grund, mich… Sie können hinterher sagen, sie hätten aus Notwehr gehandelt, als sie ihre Messer zogen und gebrauchten.
    Ein Frösteln lief über Elroys Rücken. Seine Finger waren wieder kalt wie Eis. Dann hatte er das Bijou erreicht.
    Es war ein winziges Café in einer dunklen Ecke der Broome Street, im Parterre eines großen Hauses. Die schmucklose Eingangstür, über der nachts eine kleine Leuchtschrift flackerte, lag zu ebener Erde. Hinter der Tür hing von einer halbkreisförmigen Stahlschiene ein flaschengrüner Vorhang herab. Dort, wo er geteilt war, hatte mann die Kanten mit abwaschbarem Kunststoff eingefaßt.
    Elroy Hammer trat ein — mit klopfendem Herzen.
    Der mit kleinen Tischen und Stühlen vollgepfropfte Raum war fast ohne Gäste. Hinten in der Ecke aber hatte man zwei Tische aneinandergerückt.
    Und dort saßen sie.
    Elroy fühlte eine heiße Schwäche in sich aufsteigen, sein Puls wurde so matt wie der eines Schwerkranken. Die Knie drohten nachzugeben. Das Schnappmesser war plötzlich so schwer, daß er es kaum aus der Manteltasche hätte ziehen können.
    Es waren sieben Männer. Keiner älter als Dreißig. Zwei noch halbe Jünglinge. Brutale, zernarbte Gesichter. Mitleidlose Augen. Zerschlissene Kleidung oder Talmi-Eleganz. Der größte von ihnen trug ein schwarzes Hemd und dazu eine knallgelbe Krawatte.
    Aus seiner Brusttasche schaute der Griff eines schmalen Messers.
    Jeder vpn ihnen kannte Tricks, mit denen man auch den stärksten Mann in Sekundenschnelle zu einem Bündel Hilflosigkeit macht. Tricks, die einen Menschen für den Rest seines Lebens zum Krüppel machen können. Und jeder dieser Männer war skrupellos genug, diese Tricks anzuwenden.
    Sie saßen zu sieben um die beiden Tische, und in ihrer Mitte saß Leila.
    Ihr schönes aber hartes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als sie Elroy sah.
    »Hallo«, rief sie.
    Die Männer drehten die Köpfe und verstummten.
    In Elroys Füßen zuckte es. Er wollte davonlaufen. Aber er tat's nicht, sondern trat wie ein Schlafwandler zu der Gruppe, hielt den Blick starr auf das Mädchen gerichtet. Er wagte nicht, die anderen anzublicken. Er roch die Spannung und die Gefahr.
    »Hallo«, sagte er, als er vor dem Tisch stand. »Entschuldige, daß ich zu spät komme, Leila. Aber… Können wir jetzt gehen?«
    »Aber warum denn«, sagte das Mädchen — immer noch lächelnd. »Ich finde es schrecklich gemütlich hier. Und diese Gentlemen waren so nett, mich einzuladen. Ist das nicht reizend?« Sie lachte. »Und da ich dachte, daß du mich versetzt hast, habe ich angenommen. Und jetzt kann ich ja nicht sofort wieder gehen.«
    Sein Blick klammerte sich an ihrem Gesicht fest. Er fühlte sieben mitleidslose Augenpaare auf sich gerichtet.
    »Darf ich vorstellen?« sagte Leila. »Das ist mein… beinahe schon Verlobter, Elroy Hammer.«
    Elroy nahm die Linke aus der Tasche. Es war eine unbewußte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher