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0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror

Titel: 0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror
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Er verriet nicht mit einem Wimpernzucken, daß er mich kannte.
    »Kaffee«, sagte ich. »Zweimal.«
    »Ja, Sir«, erwiderte der Alte.
    Ich sah mich um. An einem Garderobenhaken hing eine Tageszeitung. Ich holte sie mir, schlug sie auf und legte das Bild von Taylor hinein, das ich mir von Hankly unter dem Tisch geben ließ. Dazu kritzelte ich schnell auf einen Zettel: »Bancroft Taylor, gesucht wegen Mordes«. Bild und Zettel hielt ich mit dem Daumen so fest, daß der Kellner beides sehen mußte, wenn er mir den Kaffee servierte.
    Der Alte verstand es, sich eine halbe Minute neben mir aufzuhalten, indem er mit seiner fleckigen Serviette den Tisch vor mir abrieb. Dabei glitt der Blick seiner schlauen, verschlagenen Augen über die aufgeschlagene Zeitung. Als er sich vom Tisch entfernte, war ich sicher, daß er Bild und Zettel gesehen hatte.
    Wir tranken schweigend den heißen Kaffee und gaben uns dabei Mühe, uns nicht die Finger an dem Pappbecher zu verbrennen, in dem er serviert worden war. Wie bei uns in den Staaten üblich, hatte ich beim Servieren bezahlt. Hankly hatte sich eine dünne schwarze Zigarre angezündet. Gerade wollten wir aufbrechen, da kamen zwei Männer zur Tür herein und setzten sich nach einem kürzen Blick in die Runde an unseren Tisch, ich hatte sie nur flüchtig angesehen, da fiel mein Blick auf ihre Hände.
    Sie hatten geschwollene Knöchel mit kleinen blutverkrusteten Platzwunden. Die Wunden konnten noch nicht einmal einen Tag alt sein. Ich verstand etwas davon, denn meine Fäuste hatten schon oft genug ganz ähnlich ausgesehen.
    Hankly warf mir einen schnellen Blick zu. Ihm war es auch aufgefallen. Ich griff nach meinen Zigaretten, während Hankly noch einmal Kaffee bestellte.
    Die beiden Burschen unterhielten sich über gleichgültige Dinge. Aber ich hatte jetzt genug Zeit, ihre Gesichter zu studieren. Der Linke trug einen breitkrempigen Stetson, wie sie eigentlich mehr in den Südstaaten Mode sind. Er war höchstens dreißig Jahre alt, und hatte ein winziges Muttermal auf dem linken Nasenflügel. Der andere besaß ein ovales Gesicht, das nicht rasiert war. Beide machten keinen sonderlich sympathischen Eindruck.
    Plötzlich sprach mich der mit dem kleinen Muttermal auf der Nase an.
    »Ist das euer Schlitten da draußen? Der rote Wunderwagen.«
    Ich nickte gleichmütig.
    »Ja.«
    »Was ist das für ein Ding?«
    »Ein Jaguar. Eine englische Marke.«
    »Sündhaft teuer, was?«
    »Knapp sechstausend Dollar.«
    Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus und grinste seinem Gefährten zu. Der grinste genießerisch zurück.
    »Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    »No. Aber ich suche ein Zimmer hier.« Ich nannte den Namen einer größeren Druckerei, von der ich wußte, daß sie in der Nähe lag, und behauptete, ich müßte dort in den nächsten Wochen das Aufstellen von ein paar neuen Maschinen überwachen. »Und weil ich morgens nur schwer aus dem Bett komme, habe ich immer gern ein Zimmer in der Nähe meiner Arbeitsstätte. Sie wissen wohl nicht zufällig eine günstige Gelegenheit?«
    »Und ob ich eine weiß. Allerdings sind es zwei Zimmer. Ein kleines Apartment, sozusagen. Aber nicht teuer, hier ganz in der Nähe. Es ist heute frei geworden. Der bisherige Mieter soll sich das Genick gebrochen haben, als er im Suff die Kellertreppe hinabstürzte.«
    »Armer Kerl«, sagte ich mitleidig. »Aber so kann’s einem gehen, der übermäßig Alkohol in sich hineinschüttet. Wo ist denn dieses Apartment zu finden?«
    »Einen Block weiter zur Neunten hin. Von hier aus auf der linken Seite. Die Hausnummer weiß ich nicht. Aber unten drin ist ein Damenfriseur.«
    »Dann werde ich es schon finden. Vielen Dank!«
    Wir standen auf. Der Bursche mit dem Muttermal taxierte mich wie ein Stück Schlachtvieh, das dem Viehhändler angeboten wird. Mit einem dünnen Lächeln erklärte er gedehnt:
    »Na, wenn Sie hier in unsere Gegend ziehen, sehen wir uns bestimmt mal wieder.«
    »Gut möglich«, räumte ich ein. »Abends halte ich es selten allein zu Hause aus. Ich mache eigentlich jeden Abend so einen kleinen Kneipenbummel, um die nötige Bettschwere zu kriegen.«
    »Na, großartig. Dann sehen wir uns bestimmt bald.«
    »Ganz bestimmt«, fügte der Unrasierte hinzu. Und auch er lächelte.
    Es war ein Lächeln, das nichts Gutes verhieß. Ich dachte an die aufgeschlagenen Knöchel der beiden Burschen. Und an Cookanes Vermutung, daß sich hier ein Rackett breitgemacht hätte. Und ich dachte
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