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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dreizack-Gabeln ihren Reigen tanzten.
    Unter normalen Umständen hätte Mocart jetzt Feierabend gehabt. Aber Inspektor Westray hatte angeordnet, dieser Franzose und seine Begleiterin seien unbedingt zu verfolgen und nicht aus den Augen zu lassen, und er hatte sich nicht erweichen lassen. Sally, die sich extra für diesen Abend frei genommen und ihre Spätschicht einer murrenden Kollegin aufs Auge gedrückt hatte, war stinksauer. Dan Mocart war es auch. Einmal über den verlorenen Abend mit Sally, die er ohnehin gerade mal zweimal in der Woche sah, wenn sie beide Glück hatten, und zum anderen auf Westray. Himmel, hatte Sally ihn am Telefon abgekanzelt… aber Westray ließ nichts gelten. Er, Dan Mocart, mußte sich jetzt den Abend und möglicherweise die ganze Nacht um die Ohren schlagen, um diesen Franzosen zu beschatten, während Westray wahrscheinlich sich bequem im Fernsehsessel lümmelte.
    Chef müßte man sein, dachte Mocart bitter und registrierte, daß sich ein anderer Wagen zwischen den Jaguar und seinen Dienstwagen schob, nachdem Zamorra das Verlagsgebäude der Zeitung verließ.
    Langsam wurde die Sache interessant, wenn auch die Presse jemanden hinter Zamorra her schickte. Aber das linderte seinen Ärger auch nicht.
    Dan Mocart verwünschte den Tag, an dem er beschlossen hatte, Polizist zu werden. Er haßte diesen Job – aber er kannte keinen besseren.
    Also blieb er dran und sprach eine kurze Notiz über das Reporter-Auto auf Band. Er war gespannt, wie sich dieser verkorkste Abend noch entwickeln würde…
    ***
    Stanley Cameron sah durch das halb geöffnete Fenster in die Nacht hinaus. Die kleine Wohnung war trist und leer geworden. Juliets fröhliches Lachen fehlte. Mit ihr war alles gestorben, was für Stanley auch nur irgend eine Bedeutung hatte.
    Immer wieder glaubte er sie durch die Wohnung wirbeln zu sehen, ihm im Vorbeigehen durchs Haar streichend, ihm einen flüchtigen Kuß auf Wange oder Stirn hauchen. Er glaubte, ihre Stimme zu hören, vergnügt, ernst, traurig, auch erzürnt, glaubte ihren Duft wahrzunehmen…
    Waren es wirklich erst zwei Tage, seit sie in seinem Wagen gestorben war, ohne daß er ihr geholfen hatte? Er verwand es immer noch nicht, daß er ihre ungewohnte Angst nicht ernst genug genommen hatte. Wäre er in der Lage, die Zeit zurückzudrehen, er war sicher, daß er wie ein Wahnsinniger durch den Nebel rasen und selbst einen schweren Unfall riskieren würde, wenn er damit alles andere ungeschehen machen könnte.
    Aber das war unmöglich. Was geschehen war, ließ sich nicht ändern, so unglaubhaft es auch immer noch war.
    Was hatte Juliet getötet?
    Er begriff es nicht. Er verstand nicht, auf welche Weise ein Mensch alles Blut verlieren konnte.
    Und dann war der Leichnam auch noch verschwunden…
    Er glaubte nicht daran. Irgend etwas mußte passiert sein, irgend etwas hatten sie mit Juliet angestellt, und statt ihm die Wahrheit zu sagen, hatten sie ihm nur vorgelogen, sie sei verschwunden. Sie war so tot gewesen, so bleich und kalt… sie konnte nicht von selbst verschwinden.
    Wie gern hätte er daran geglaubt, daß sie nur scheintot war. Aber dann wäre sie doch zu ihm zurückgekehrt. Wohin sollte sie sonst gehen? Sie hatten beide keine anderen Angehörigen mehr.
    Mehr und mehr kam er zu der Überzeugung, daß er den Verstand verloren hatte und das in ein paar lichten, schmerzenden Momenten immer wieder erkannte. Und dann dieser Inspektor, der so bohrende Fragen gestellt und deutlich zu erkennen gegeben hatte, daß er Stanley nicht ein einziges Wort glaubte… und der Doc, der die Polizei überhaupt erst gerufen hatte, weil er Stanleys Geschichte doch auch nicht wahrhaben wollte…
    Sie alle hatten sich gegen ihn verschworen.
    Und alles war so sinnlos geworden.
    Er war nicht mehr zur Arbeit gegangen. Sollte sein Chef ihn hinauswerfen. Es war ihm egal. Er hatte Juliet geliebt wie niemand sonst auf der Welt, wie nicht einmal sich selbst. Er hätte alles für sie getan. Und nun war sie tot.
    Wozu lebte er überhaupt noch?
    Er sah aus dem Fenster. Die Wohnung lag im ersten Stock. Das reichte nicht, um sich zu Tode zu stürzen.
    Er wandte sich um und schaute in die Schubladen, bis er fündig wurde. Das Seil war stabil und würde sein Gewicht aushalten. Wieder ging er zum Fenster. Bis nach unten waren es vier Meter. Das reichte allemal. Er öffnete auch den zweiten Fensterflügel, so daß die Mittelstrebe frei stand. Dann verknotete er ein Ende des Seils sorgfältig daran, rüttelte
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