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0410 - Blonder Köder für den G-man

0410 - Blonder Köder für den G-man

Titel: 0410 - Blonder Köder für den G-man
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mieten. Die Hausfassade war bis zur fünften von insgesamt acht Etagen mit künstlichem Marmor verkleidet. Vor dem Eingang stand ein livrierter Portier, der so kühl und abweisend wirkte wie ein Klumpen Eis. Ich fragte ihn: »Haben Sie ’ne Ahnung, wo ich Ernie finde?«
    »Ernie?«, schnappte er.
    »Ernie Goddard«, sagte ich erläuternd.
    »Nie gehört«, grunzte er. »Wohnt hier nicht.«
    »Sie müssen ihn schon mal gesehen haben - in Begleitung von Miss Goodwin«, sagte ich.
    Seine Augen belebten sich etwas, es schien so, als hätte plötzlich jemand Goldstaub hineingeschüttet. »Ah, Miss Goodwin!«, sagte er schwärmerisch und holte tief Luft. Mich wunderte es, dass er sich dabei nicht über die Lippen leckte.
    »Mögen Sie sie?«, fragte ich überflüssigerweise.
    Er schnaufte wie ein Jagdhund, der eine frische Fährte entdeckt hat. »Miss Goodwin!«, wiederholte er mit entrücktem Grinsen.
    »Was würden Sie mit einem Mann tun, der Miss Goodwin zu ermorden versucht?«
    Er starrte mich an. »Ich würde ihm das Genick brechen!«, erklärte er ebenso schlicht wie klar.
    »Jemand hat ihr ein Messer in den Leib gerammt«, sägte ich und produzierte meinen Ausweis. Er starrte erst ihn und dann mich an. Ich steckte den Ausweis ein. »Ich bin hinter dem Mann her, der es getan hat.«
    »Gerechter Himmel!«, stöhnte er und nahm seine Schirmmütze ab. Sie war so reich mit Goldtressen verziert, dass sie jeden südamerikanischen General zu hellstem Entzücken hingerissen hätte. »Wenn ich Ihnen helfen kann…«
    »Das können Sie ganz bestimmt. Haben Sie ein Office im Hause?«
    »Ja, in der Halle, die Glasbox.«
    »Lassen Sie uns hineingehen.«
    In der großen, ebenfalls mit Marmor verkleideten Halle wetteiferte das Summen der hervorragend arbeitenden Klimaanlage mit dem Plätschern eines kleinen Springbrunnens, der sich am Treppenaufgang befand und der die Illusion vornehmer Kühle noch vertiefte.
    Wir setzten uns in die Glasbox.
    »Seit wann wohnt Miss Goodwin hier?«
    »Nächste Woche werden es vier Monate.«
    »Wo wohnt sie?«
    »In der zweiten Etage.«
    »Allein?«
    »Nein, mit einer Freundin.«
    »Wie heißt die Freundin?«
    »Cynthia Shavers.«
    »Die Schauspielerin?«
    »Sie hat was mit dem Theater zu tun, das stimmt.«
    Cynthia Shavers hatte in der vergangenen Woche ein sehr erfolgreiches Debüt in einer kleinen, aber wichtigen Nebenrolle am Broadway gegeben. Die Kritiken hatten ihre Leistungen besonders hervorgehoben; ich hatte das Stück nicht gesehen, aber ich hatte die Würdigungen der Rezensenten gelesen.
    »Sind die beiden zusammen eingezogen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein. Cynthia Shavers wohnt schon länger hier. Es ist ein Dreizimmer-Apartment, Agent.«
    »Was kostet das Domizil?«
    »Vierhundert im Monat, das sind zweihundert pro Mädchen, Agent.«, »Wovon lebt Miss Goodwin?«
    »Soviel ich weiß, arbeitet sie als Fotomodell für verschiedene Werbeagenturen.«
    »Wer ist ihr Freund?«
    »Schwer zu sagen. Die jungen Damen empfangen ziemlich viel Herrenbesuch. Überhaupt gehen hier so viele Menschen aus und ein, dass man selten weiß, wer zu wem gehört.«
    »Miss Goodwin hat keinen festen Freund?«
    »Ich habe sie mehrere Male mit einem knapp vierzigjährigen Mann Weggehen sehen -«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Wie jemand, dem es Spaß macht, seine Zigaretten an Fünfzigdollarnoten anzustecken.«
    »Typ alternder Playboy?«
    »So ungefähr. Er ist groß und breitschultrig, sehr schmalhüftig. Elastisch. Er bewegt sich wie jemand, der viel Sport betreibt. Seine Zähne sind ’ne Schau. Ich frage mich jedes Mal, wenn ich sein Starlächeln sehe, ob die Dinger echt sind. Natürlich ist er stets prima in Schale. Jedes Mal was anderes, Und stets passen Schlips und Schuhe tiptop zu seinen Anzügen. Geschmack hat er, das muss man ihm lassen.« Der Portier schnaufte bekümmert. »Klar, sonst hätte er sich ja kaum für Miss Goodwin entschieden! Wenn sie mich anlächelt, ist mir zumute, als ob…«
    »Bleiben wir bei dem Mann«, unterbrach ich. »Miss Shavers muss ihn kennen, was?«
    »Ganz sicher«, meinte er.
    »Ist sie jetzt zu Hause?«
    Er blickte auf seine Uhr. »Kurz nach zwölf«, stellte er fest. »Ja, um diese Zeit ist sie im Allgemeinen oben.«
    ***
    Ich verließ die Glasbox und fuhr mit dem Lift in die zweite Etage. Ich klingelte an der grün lackierten Tür, die zwei winzige Namensschilder trug: E. GOODWIN und CYNTHIA SHAVERS. Niemand öffnete. Ich
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