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0410 - Blonder Köder für den G-man

0410 - Blonder Köder für den G-man

Titel: 0410 - Blonder Köder für den G-man
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wartete eine halbe Minute, dann klingelte ich das zweite Mal. Hinter der Tür ertönten Schritte - leichtfüßig und rasch, aber nicht leichtfüßig genug, um einem Mädchen zu gehören. Die Tür wurde aufgerissen.
    Ich stand einem jungen Mann gegenüber. Er war ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt und hatte einen schmalen, rassigen Kopf mit dunklem Haar und samtbraunen Augen. Er schien ein wenig verblüfft über meinen Besuch zu sein.
    »Bitte?«, fragte er.
    »Ich möchte zu Miss Shavers.«
    »Sie ist nicht zu Hause.«
    »Und wo ist sie?«
    »Zur Probe, im Theater.«
    »Sie sind Ihr Freund?«
    »Moment mal, mein Lieber, was sollen diese Fragen?«, erkundigte er sich. Zwischen seine Rehaugen stellte sich eine dünne Falte.
    »Ich bin Jerry Cotton«, stellte ich mich vor und beobachtete sehr genau seine Reaktion auf die Namensnennung. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
    »Na und?«, fragt er. »Wollen Sie was verkaufen?«
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Er musterte ihn sehr genau. »Kommen Sie herein«, sagte er dann und machte mir Platz. Wir durchquerten die mäßig große Diele und betraten ein Wohnzimmer von imponierenden Ausmaßen. Es war im skandinavischen Stil eingerichtet, mit viel Teak und sehr kräftigen Farben. Die Bilder an den Wänden waren ebenso echt wie die dickfaserigen Teppiche und die wenigen, sehr geschickt verteilten Antiquitäten, die der Sachlichkeit der Einrichtung einen warmen Akzent gaben.
    »Ich bin Elmer Hogan«, sagte der junge Mann. Er trug eine hellgraue Hose und einen Blazer mit einem Klubabzeichen. Ich kannte das Abzeichen; es gehörte dem Highwood Club, einer sehr exklusiven Vereinigung von Golfspielern. Der Club hatte eine bemerkenswerte Eigenschaft. Seine Mitglieder rekrutierten sich ausschließlich aus Börsenkreisen.
    Ich blickte ihn schweigend an. Er lächelte und produzierte dabei zwei Reihen untadelig gewachsener Zähne von blendendem Weiß.
    »Ich bin Cynthias Freund, ich warte hier auf sie. Sie hat versprochen, gegen halb eins von den Proben zurück zu sein.«
    »Sie haben einen Wohnungsschlüssel?«
    »Ja«, sagte er. »Was ist eigentlich passiert? Wie erklärt sich Ihr Interesse für Cynthia? Ich weiß, dass sie einen Horror vor allem hat, was mit der Polizei zusammenhängt oder nach Behörde und Ermittlung riecht.«
    »Gibt es eine Erklärung für diesen Komplex?«, erkundigte ich mich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es geht nicht so sehr um Miss Shavers, als um Miss Goodwin«, klärte ich ihn auf. »Sie ist heute Morgen das Opfer eines Mordversuches geworden.«
    Seine Rehaugen verdunkelten sich.
    »Man hat sie umbringen wollen?«, fragte er ungläubig.
    »Mit einem Küchenmesser«, erklärte ich kopfnickend.
    »Ein Verrückter?«
    »Jeder Mörder ist verrückt«, stellte ich fest. »Das bedeutet freilich nicht, dass wir ihn formal juristisch von der Verantwortung für die Tat entbinden können. Ich möchte wetten, dass unser Täter voll zurechnungsfähig ist.«
    »Bitte nehmen Sie doch Platz«, murmelte er und ließ sich in einen russisch-grünen Sessel fallen. Er umklammerte mit den Händen die Teakholzlehnen. Elmer Hogan sah plötzlich ziemlich verschreckt und zerknittert aus. Er stützte das Kinn in die Hand und blickte aus dem Fenster. Ich setzte mich auf die Couch.
    »Sie kennen doch Ernie?«, fragte ich mit weicher Stimme.
    Er schaute mich an. »Ernie?«, echote er unsicher.
    »Ernie Goddard.«
    »Wer soll das sein?«
    »Ein guter Bekannter von Miss Goodwin.«
    Er räusperte sich. »Sie übersehen, dass ich nicht mit Miss Goodwin, sondern mit Cynthia befreundet bin.«
    »Seit wann?«
    »Ein paar Monate.«
    »Dann müssen Sie doch Ellen Goodwin gut kennen!«
    Er lächelte etwas gequält. »Ich bedauere sagen zu müssen, dass das nicht zutrifft. Cynthia legt offensichtlich keinen großen Wert darauf, mich mit ihrer Freundin zusammenzuführen.«
    »Eifersucht?«, fragte ich geradezu.
    »Cynthia würde das sicherlich bestreiten«, meinte er zögernd, »aber die Fakten lassen kaum eine andere Auslegung zu. Natürlich ist das ziemlich verrückt, obwohl…«
    »Nun?«, forderte ich ihn zum Weitersprechen auf.
    »Ellen ist von faszinierender Attraktivität«, gab er zu. »Sie ist hübscher, schillernder und scheinbar begehrenswerter als Cynthia, sie hat, wenn Sie die billige Etikettierung verzeihen wollen, ganz einfach mehr Sex. Aber Cynthia besitzt Persönlichkeit, ihre Schönheit ist stiller, ausgereifter, sie gewinnt bei näherer Bekanntschaft.«
    »Das ist das
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