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0410 - Blonder Köder für den G-man

0410 - Blonder Köder für den G-man

Titel: 0410 - Blonder Köder für den G-man
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routinierte Theatermann, dem es selbst bei diesem Verbrechen Vergnügen bereitete, Regie zu führen. Sie machten nur einen Fehler. Sie verwechselten das Leben mit der Bühne, und deshalb ging alles schief.«
    »Nein«, sagte Carter bitter, »ich beging den Fehler, eine falsche Wahl zu treffen. Für mich war noch nie Schauspieler gleich Schauspieler. Was brachte mich auf den verrückten Gedanken, zu glauben, dass Gangster gleich Gangster sei? Ich heuerte den falschen Mann an, einen Versager. Wenn er Sie, auftragsgemäß, einfach umgebracht hätte, wäre es nicht zu der nachfolgenden Katastrophe gekommen, zu dieser verdammten Kettenreaktion, die uns alle in den Abgrund gerissen hat - Spencer ausgenommen. Ich kenne ihn. Er wird sich rechtzeitig absetzen, während wir die Geschichte ausbaden müssen.«
    Ich hörte das Kratzen des Bleistiftes auf dem Papier. Der Stenograf hatte eine Menge festzuhalten. Humber machte ein zufriedenes Gesicht. Er war nicht scharf darauf, jeden Abend Überstunden zu machen. Es hatte den Anschein, als würde er heute Abend früh nach Hause kommen.
    »Wir werden ihn fassen - sehr rasch«, versprach ich und blickte Humber an. Der nickte und verließ das Office. Es war klar, dass er im Nebenzimmer die notwendigen Anordnungen traf.
    »Das Ganze hat mich angewidert«, murmelte Carter halblaut. »Aber was sollte ich machen? Für mich zählte nur das Theater. Ich brauchte Geld, um es in Betrieb zu halten, und Spencer war der Mann, der es hatte.«
    »Und Gaillard?«, fragte ich spöttisch.
    »Es gibt keinen Gaillard.«
    »Natürlich, ich weiß - sein Name ist McNally.«
    »Sie sind gut informiert.«
    »Das ist mein Job«, erklärte ich. »Er wollte Sie erpressen, nicht wahr?«
    »Er war mit Conzerra befreundet. Conzerra hatte ihm davon erzählt, dass Sie aus dem Weg geräumt werden sollten. Als Conzerra starb, sah McNally seinen Weizen blühen. Er versuchte, mir sein Schweigen zu verkaufen. Der Kuckuck mag wissen, wie er dahinter gekommen ist, dass ich nicht Goddard, sondern Carter bin, vielleicht hat das schon Conzerra gewusst. McNally forderte von mir zehntausend Dollar. Ich versuchte ihn hinzuhalten, weil mir klar war, dass er es nicht bei dieser Forderung bewenden lassen würde…«
    »… und da kam Ihnen der Gedanke, ihm nahe zu legen, er sollte Conzerras misslungenen Job zu Ende führen«, ergänzte ich.
    »Das ist nicht wahr!«, ereiferte sich Carter. »Darauf ist er ganz von selbst gekommen. Er muss sich eingeredet haben, dass er mit dieser Tat mein Vertrauen gewinnen könnte; jedenfalls handelte er ganz auf eigene Faust.«
    Das konnte natürlich stimmen. Als McNallys Mordversuch im Theater scheiterte und ich ihn in der Bronx traf, musste er ein zweites Mal zuschlagen, um sich einer Verfolgung entziehen zu können.
    »Chester ist von Ihnen gekauft worden, nicht wahr?«
    »Er tätigte den Anruf für hundert Dollar«, sagte Carter.
    »Das wird ihm etwas mehr als hundert Tage einbringen«, stellte ich fest.
    »Bei mir wird das nicht reichen, was?«, fragte Carter mit einem Anflug von Galgenhumor.
    »Kaum«, erwiderte ich.
    Ich erledigte rasch noch ein paar Anrufe und fand heraus, dass Rubys Bar einem gewissen Joshua Prewitt gehörte, einem fünfzigjährigen Mann, der mehrere Lokale besaß und außerdem noch Rennstallbesitzer war. Prewitt war nicht vorbestraft, aber es gab ein paar Leute, die bereit waren, ihren Hut zu verwetten, dass das nur noch eine Frage der Zeit sein konnte. Prewitts Ruf war miserabel.
    ***
    Es war abends 10 Uhr, als ich die Bar betrat. Es war das übliche Nachtlokal, mit schummriger Beleuchtung, einer kleinen Tanzfläche und drei Farbigen, die dezent-gefühlvolle Musik machten, obwohl sie gewiss viel lieber Jazz gespielt hätten.
    Das Lokal war schlecht besucht, vermutlich ging der richtige Betrieb erst gegen Mitternacht los. Hinter dem Bartresen standen ein kahlköpfiger Mixer und die unvermeidliche Bardame. Ein aschblondes Wesen, dessen sanfter Look im krassen Gegensatz zu der Härte stand, die ich in ihren Augen entdeckte.
    Von McNally war nichts zu sehen.
    Ich setzte mich an den Tresen, und zwar so, dass ich den Eingang beobachten konnte, und bestellte mir einen Bourbon. Der Whisky war überraschenderweise sehr gut und nicht mal teuer. Ich nippte an dem Glas und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass die Blondine meinen Blick zu erhaschen versuchte.
    Sie stellte sich mir gegenüber hinter dem Tresen auf und fummelte mit einem Tuch am Tresen herum, obwohl die Platte
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