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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Autoren: Edgar Wallace
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gegebenenfalls rechtzeitig zurückkehren konnte, um in der Hauptverhandlung als Zeuge aufzutreten.
    Die Leichenschau wurde am Freitag abgehalten und die Verhandlung auf Grund von Dicks Aussagen auf unbestimmte Dauer vertagt. Im Interesse der polizeilichen Nachforschungen gelangte die unheimliche Vorgeschichte des Mordes nicht zur Kenntnis der Öffentlichkeit.
    Am Sonnabend mittag um zwölf verließ Dick Martin England.

6
    Alle Zeitungen beschäftigten sich mit der Ermordung Lew Pheeneys, und auch Dicks Gedanken kehrten immer wieder dahin zurück. Aber die Reise überschwemmte ihn mit neuen Eindrücken, und die Erinnerung an den Ermordeten verblaßte. Eine andere Erinnerung strahlte indessen um so heller, je weiter er sich von England entfernte. Immer sah er im Geiste zwei graue Augen, die ihn anlächelten, hörte den Klang einer leisen, neckenden Stimme.
    Er schalt sich einen Toren, daß es ihm nicht gelungen war, ihren Namen in Erfahrung zu bringen. Er hätte ihr dann doch schreiben können. Aber in den letzten Tagen vor seiner Abreise hatten sich die Ereignisse überstürzt. Es war ihm unmöglich gewesen, sie noch einmal aufzusuchen. Ein Brief ›an die hübsche Dame mit den grauen Augen in der Bellingham-Bibliothek‹ hätte sie vielleicht erreicht. Aber wußte er, ob nicht eine andere junge Dame des Instituts die gleichen Vorzüge hatte?
    Da kam ihm in Chikago der rettende Einfall. Er sandte einen Brief an den Leiter der Bibliothek und bat um Aufnahme in seinen Leserkreis. Er nährte leise die Hoffnung, ihr Name werde als Unterschrift auf der Quittung stehen. Erst als er den Brief in den Kasten geworfen hatte, fiel es ihm plötzlich ein, daß ihn die Antwort wahrscheinlich nicht mehr erreichen würde. Auch von Sneed hörte er nichts mehr. Seine einzige Nachrichtenquelle waren die englischen Zeitungen. Danach hatte die Polizei den Schuldigen immer noch nicht gefaßt. Schließlich erlahmte das Interesse der Öffentlichkeit an dem Fall Pheeney, und die spaltenlangen Berichte der ersten Zeit schrumpften zu winzigen Notizen zusammen.
    Dick fuhr von Buenos Aires nach Kapstadt und verfehlte den Gesuchten um wenige Tage, erhielt aber zu seiner freudigen Überraschung ein Telegramm von Havelock, das seine Rückkehr forderte. Frohen Herzens belegte er einen Platz an Bord des nächsten fälligen Dampfers.
    Er war dem irrlichternden jungen Lord um die halbe Welt gefolgt, ohne seiner habhaft zu werden, und sein Jagdeifer hatte sich erheblich abgekühlt. Die Reise nach Madeira dauerte dreizehn Tage, da der Dampfer in verschiedenen Häfen Station machte. Es war für Dick die inhaltloseste und eintönigste Zeit seines Lebens. Aber als das Schiff endlich Madeira anlief, um Kohle aufzunehmen, geschah das Wunder. Kurz vor Abgang des Dampfers kam eine Barkasse längsseits, ein halbes Dutzend Passagiere stieg das Fallreep hinauf - Dick glaubte zu träumen ...
    Sie war es. Kein Zweifel! Er hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. Sie sah ihn nicht, und er machte sich ihr auch nicht bemerkbar. Jetzt, wo er sie so nahe wußte, wo sich ihm eine Gelegenheit der Annäherung bot, wie sie ihm in seinen kühnsten Träumen nicht möglich erschienen wäre, hielt ihn eine merkwürdige Scheu zurück. Erst am letzten Reisetag sprach er sie an.
    Sie empfing ihn sehr kühl.
    »O ja, ich wußte, daß Sie an Bord waren. Ich habe Ihren Namen in der Passagierliste gefunden«, sagte sie.
    Die Erregung schlug so hohe Wellen in ihm, daß ihn selbst das belustigte Lächeln in ihren Augen nicht zu kränken vermochte.
    »Warum haben Sie mich denn so geflissentlich übersehen?« wollte er wissen.
    »Ich dachte, der hohe Herr reise inkognito«, erwiderte sie boshaft. »Übrigens werden wir uns in Zukunft häufiger begegnen, denn Sie sind ja jetzt im glücklichen Besitz einer Leihkarte.«
    »Ja, ich glaube, ich habe eine«, räumte Dick verlegen ein.
    »Ich weiß es, denn ich selbst habe die Karte ausgestellt«, entgegnete sie prompt.
    »Oh, dann sind Sie also -« Er wartete darauf, daß sie ihm helfen sollte.
    »Die Dame, die die Karte ausgestellt hat«, sagte sie ernst.
    Da konnte er nicht mehr an sich halten. Er fragte geradeheraus: »Und wie heißen Sie, bitte?«
    »Sybil Lansdown!«
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich!«
    »Sie haben meinen Namen auf der Leihkarte gelesen?«
    Er nickte.
    »Komisch - sie kam als unzustellbar zurück.« Sie kannte keine Gnade.
    Da lachte er fröhlich und gab sich geschlagen. Der Kontakt war wiederhergestellt.
    Am Abend
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